EZB erhöht Leitzins im Euroraum erneut

Im Kampf gegen die hohe Inflation dreht die EZB erneut an der Zinsschraube.
Update vom 2. Februar, 14.25 Uhr - Mit der fünften Zinserhöhung in Folge stemmen sich die Euro-Währungshüter gegen die nach wie vor hohe Teuerung. Die Europäische Zentralbank (EZB) hebt den Leitzins im Euroraum erneut um 0,50 Prozentpunkte auf nun 3,0 Prozent an. Das beschloss der Rat der Notenbank am Donnerstag in Frankfurt. Für die nächste geldpolitische Sitzung am 16. März ist bereits eine weitere Zinserhöhung in Aussicht gestellt.
Diesen Kurs hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde schon im Dezember skizziert: „Wir müssen eine längere Strecke gehen.“ Im Januar hatte Lagarde die Entschlossenheit der Notenbank bekräftigt: Die Zinsen müssten „noch deutlich und stetig steigen“, um die Inflation ausreichend einzudämmen, sagte die Französin.
Die EZB strebt für den Euroraum mittelfristig Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent an. Diese Zielmarke ist seit Monaten weit entfernt. Im Januar schwächte sich der Preisauftrieb zwar erneut ab, dennoch lagen die Verbraucherpreise im Währungsraum einer ersten Schätzung der Statistikbehörde Eurostat zufolge um 8,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. In Deutschland lag die Inflationsrate im Dezember bei 8,6 Prozent. Vor allem hohe Energie- und Lebensmittelpreise heizen die Teuerung an.
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel warnt vor verfrühter Zuversicht
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel warnte jüngst in einem Interview: „Man muss aufpassen, jetzt nicht zu früh den Abgesang auf die hohe Inflation anzustimmen.“ Trotz des Rückgangs sei die Inflation noch immer „viel zu hoch“, sagte Nagel und betonte: „Die Zinsen müssen noch weiter steigen.“ Er wäre „nicht überrascht“, wenn die EZB nach den beiden angekündigten Schritten für Februar und März „die Leitzinsen weiter erhöhen“ würde, sagte der Bundesbank-Präsident, der im EZB-Rat über die Geldpolitik mitentscheidet.
Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, sie können sich für einen Euro weniger leisten. Steigende Zinsen können hohen Teuerungsraten entgegenwirken, weil sich Kredite verteuern und das die Nachfrage bremst. Zugleich können höhere Zinsen aber die Wirtschaftsentwicklung im Währungsraum der inzwischen 20 Länder dämpfen, der seit Monaten mit den Folgen des Ukraine-Krieges und einem massiven Anstieg der Energiepreise zu kämpfen hat.
Der sogenannte Einlagensatz, den Kreditinstitute erhalten, wenn sie Geld bei der EZB parken, steigt nach der Entscheidung des EZB-Rates vom Donnerstag auf 2,50 Prozent. Seit der Kursänderung der EZB im Juli profitieren Sparer von steigenden Zinsen für Tages- und Festgeld. Allerdings mindert die hohe Inflation die Erträge.
Update vom 2. Februar, 14.01 Uhr - Der Leitzins im Euroraum steigt auf 3,0 Prozent. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) beschloss am Donnerstag eine weitere Anhebung um 0,50 Prozentpunkte, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte. Mehr in Kürze.
EZB berät über mögliche weitere Leitzinserhöhung
Frankfurt/Main - Die Europäische Zentralbank (EZB) berät heute über mögliche weitere Maßnahmen im Kampf gegen die hohe Inflation. Beobachter erwarten, dass die europäische Notenbank die Leitzinsen erneut anheben dürfte. Darauf hatten auch jüngste Äußerungen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde hingedeutet. Das Ende der Zinserhöhungen sei noch nicht erreicht, hatte Lagarde unlängst erklärt. Die Zinsen „müssten noch deutlich und stetig steigen“, um die Inflation einzudämmen. Die meisten Beobachter erwarten eine Anhebung um weitere 50 Basispunkte.
Zuletzt hatte die EZB den Leitzins um 50 Basispunkte auf 2,5 Prozent angehoben. Dies war der höchste Stand seit 2008. Höhere Zinsen gelten als Mittel gegen die Teuerung. Allerdings können sie auch das Wirtschaftswachstum bremsen. Zuvor hatte es bereits mehrere deutliche Erhöhungsschritte der Währungshüter gegeben.
US-Notenbank nimmt den Fuß vom Gas
Erst am Mittwoch hatte auch die US-Notenbank ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 4,5 und 4,75 Prozent erhöht und damit erneut den Fuß vom Gas genommen.
Die Fed war in den vergangenen Monaten besonders aggressiv gegen die hohe Teuerungsrate vorgegangen und hatte die Zinsen in rasantem Tempo erhöht. Mit dem harten Kurs kämpft die Notenbank gegen die Teuerung, die im vergangenen Sommer mit 8,6 Prozent auf dem höchsten Stand seit Dezember 1981 lag. (dpa/AFP/utz)