Verändertes Gesicht, veränderte Vorzeichen: White Wings vor schwieriger Aufgabe in Speyer

Rückblick: Es war Ende November, als die Drittliga-Basketballer der Hanau White Wings die BIS Baskets Speyer empfingen – und mit 100:69 nach Hause schickten. Eine Hälfte hatten die Gäste gut mitgehalten, ehe sie regelrecht untergingen. Für die White Wings war es der siebte Sieg im siebten Spiel, bereits der dritte mit einem „Hunderter“, für Speyer hingegen schon die fünfte Niederlage.
Hanau – Damals, erzählt White-Wings-Teammanager Sebastian Köhnert heute, „habe ich mir schon gedacht, dass sie es mit dem Kader noch sehr schwer haben werden“.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Wenn Köhnert nun vor dem Rückspiel an diesem Sonntag (17 Uhr) in Speyer sagt, „dass wir unter normalen Vorzeichen deutlich überlegen wären, aber es so schwierig wird“, hängt das mit der Entwicklung auf beiden Seiten zusammen, auf und abseits des Feldes. So hat sich Speyer nach schwächerem Start gefangen, von den vergangenen acht Spielen sechs gewonnen. Darunter Erfolge gegen die Top-Teams aus Coburg und Frankfurt. Hinzu kommt eine knappe Niederlage (82:91) beim Spitzenreiter Koblenz. Aus dem Abstiegskandidaten ist ein solider Play-off-Anwärter mit einer ausgeglichenen Bilanz von zehn Siegen und zehn Niederlagen geworden.
Speyer hat mit Nachverpflichtungen aus den USA aufgerüstet
Geholfen hat dem Tabellensiebten (20 Punkte), der auf eine Endrundenteilnahme zusteuert, die Nachverpflichtung von Spielmacher Jake Babic (13,5 Punkte), der neben dem US-Duo Quadre Lollis (17) und Daryl Woodmore (16) herausragt. Auch Hugo Cluysen trumpfte in Hanau mit 14 Zählern auf. BIS-Coach Carl Mbassa kann am Sonntag wohl wieder personell aus dem Vollen schöpfen, blendet aber die Probleme des Gegners aus. „Die Hanauer sind Favorit“, betont er: „Sie werden befreit aufspielen, und wir wollen uns gut verkaufen.“
Köhnert rechnet indes mit einer interessanten, sehr engen Angelegenheit, was mit der eigenen Personalsituation zusammenhängt. Center Bubba Furlong ist – wie berichtet – in die USA zurückgekehrt, Top-Scorer Bruno Albrecht noch nicht wieder einsatzfähig. Selbst Trainer Marti Zamora war unter der Woche erkrankt. „Ohne Bubba und Bruno hat die Mannschaft natürlich ein anderes Gesicht. Aber ich bin trotzdem zuversichtlich, dass wir uns mit unserer Local-Player-Truppe auch so ganz gut präsentieren werden“, betont Hanaus Teammanager.
Kapitän Hecker ist „stolz auf das Team“
Die von den finanziellen Querelen und dem Insolvenzantrag überlagerte Niederlage gegen Coburg soll eine „Jetzt-erst-recht-Mentalität“ erzeugen. Kapitän Philip Hecker, der beim 97:103 mit 23 Punkten seine Saisonbestmarke aufstellte, setzt auf den Zusammenhalt in dieser besonderen Situation: „Natürlich sind die Umstände zu spüren, aber dafür spielen wir gut zusammen und verkaufen uns teuer, auch wenn in der Verteidigung noch etwas gefehlt hat. Ich bin aber stolz auf das Team, wie es mit der Situation umgeht.“
Während sich die Spieler auf die Partie in Speyer vorbereiten, steht die Geschäftsführung im Austausch mit dem Amtsgericht (Fragebogen zum Insolvenzverfahren) und der 2. Basketball-Liga (Nachlizenzierungsverfahren). Bis kommenden Montag müssen die Unterlagen bei der Ligazentrale in Köln eingegangen sein – dann könnte bald Klarheit herrschen.
Von Jörn Polzin