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Till-Joscha Jönke verbindet Ausbildung und Profisport

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Im Trikot der White Wings zählt Till-Joscha Jönke (links) zu den Leistungsträgern. Das Foto zeigt ihn in einem Zweitligaspiel gegen Nürnberg. Archivfoto: Kalle
Im Trikot der White Wings zählt Till-Joscha Jönke (links) zu den Leistungsträgern. Das Foto zeigt ihn in einem Zweitligaspiel gegen Nürnberg. Archivfoto: Kalle

Basketball. Er hat Angebote aus der Basketball-Bundesliga abgelehnt, um in Hanau zu bleiben: White Wings Spieler Till-Joscha Jönke fühlt sich in Hanau wohl, muss dort aber Ausbildung und Profisport unter einen Hut bringen. Das ist ihm nicht immer leicht gefallen.

Von David Lindenfeld

Vor der Saison hat Till-Joscha Jönke von den Hebeisen White Wings seinen Vertrag in Hanau trotz Angeboten aus der Basketball-Bundesliga (BBL) bis 2018 verlängert. Eine entscheidende Rolle hat dabei auch seine Ausbildung zum Bürokaufmann bei der Stadt Hanau gespielt. Unsere Zeitung hat Jönke bei der Arbeit besucht und nachgefragt, wie er Profisport und Ausbildung unter einen Hut bekommt.

Die Ausbildung zum Bürokaufmann bei der Stadt Hanau im Bereich Projektsteuerung hat Jönke im September vergangenen Jahres begonnen, um auch neben dem Basketball etwas in der Tasche zu haben, wie er selbst sagt.Gottwald vermitteltSowohl in der Stadt als auch an seinem neuen Arbeitsplatz im Rathaus fühlt sich der 25-Jährige, der mittlerweile seit fast zwei Jahren in Hanau lebt, sehr wohl: „Ich bin hier in eine super Abteilung mit tollen Kollegen gekommen“, freut sich Jönke, der für Ulm 2013 bereits im Halbfinale der BBL-Play-offs und im Eurocup auflief.Der Kontakt zur Stadt kam über den Verein in Person von White-Wings-Manager Jens Gottwald zu Stande. Nach einem Vorstellungsgespräch war die Sache dann schließlich unter Dach und Fach.Frühe Arbeitszeiten waren UmstellungFür Jönke, der beruflich zuvor nur als Basketball-Profi aktiv war, begann damit ein neuer Lebensabschnitt, der einige Umstellungen mit sich brachte. Ausbildung und Profisport unter einen Hut zu bekommen, ist nicht einfach: „Die erste Zeit war tough, aber ich habe mir das so ausgesucht und wenn man sich jetzt daran gewöhnt hat, ist das kein Problem mehr und wirklich machbar.“Vor allem die frühen Arbeitszeiten bedeuteten für die Nummer neun der White Wings zu Beginn erst einmal eine Umstellung: „Wenn du nur Profi bist, kannst du auch schon mal bis 9 Uhr ausschlafen.“Jönke verpasst TrainingseinheitenStattdessen muss Jönke nun zwischen 7 und 9 Uhr (Gleitzeit) im Büro auf der Matte stehen. Das frühe Aufstehen klappe mittlerweile aber „super“, verrät der 25-Jährige. Nach der Arbeit bleibe meist gerade noch eine Stunde, um schnell etwas zu Essen für nach dem Training zu kaufen, ehe es schon wieder in die Halle geht.

Natürlich gibt es auch mal Tage, an denen es zu Überschneidungen kommt: „Wenn zum Beispiel ein Spiel unter der Woche ist, muss ich manchmal vorarbeiten, damit ich dann an anderen Tagen früher weg kann.“ Durch die Arbeit und die Berufsschule verpasst der Combo-Guard zudem einen Teil der acht bis neun Trainingseinheiten, die seine Kollegen wöchentlich absolvieren. „Das Gute ist, dass ich keine Teameinheit verpasse, da wir fünfmal pro Woche abends mit dem Team trainieren.“Bessere Angebote abgelehntZusätzlich versucht Jönke noch mindestens ein- bis zweimal wöchentlich Krafttraining zu absolvieren. „Sonst bricht der Körper irgendwann auseinander“, erklärt der geborene Düsseldorfer, der nach der letzten Saison finanziell bessere Angebote aus der BBL sowie von anderen Pro-A-Vereinen und durchaus attraktiven Städten wie Hamburg ablehnte.Stattdessen unterschrieb er bei den White Wings bis 2018. Dabei haben neben der Berufsausbildung noch weitere Gründe eine Rolle für die Entscheidung zugunsten Hanaus gespielt. „Man bleibt immer da, wo das Herz schlägt und ich hab mich in Hanau von Anfang an sehr wohl gefühlt mit einem guten Management und dem besten Trainer [Simon Cote, Anm. d. Red.], unter dem ich je gespielt habe. Mit ihm bin ich am besten klar gekommen und er weiß, mich einzusetzen.“Lehre soll verkürzt werdenUm sich nach der Ausbildung so schnell wie möglich wieder voll und ganz auf Basketball konzentrieren zu können, will Jönke seine Lehre auf zweieinhalb Jahre verkürzen. „Die einzige Voraussetzung ist, dass der Notendurchschnitt in der Schule besser als 2,5 sein muss und da läuft es im Moment eigentlich recht gut. Ich denke, das Ziel kann man packen.“Bevor es soweit ist, hat der Combo-Guard allerdings noch einiges vor mit Hanau: Zunächst will er dabei helfen, das große Saisonziel Klassenerhalt zu sichern und dann schauen, was darüber hinaus noch möglich ist für die White Wings, die derzeit Rang sechs belegen und auf Playoff-Kurs sind.Kontinuität ist Schlüssel zum Erfolg„Man sieht ja wie es jetzt läuft, aber das Ganze kann sich sehr schnell wieder drehen und wenden, deswegen muss man auf dem Boden bleiben“, so Jönke, der sich von Natur aus hohe Ziele setzt: „Ich möchte da jetzt nichts herausposaunen, aber ich persönlich habe immer hohe Ziele und will natürlich die Playoffs erreichen, aber das wird noch ein hartes Stück Arbeit.“Als Schlüssel zum Hanauer Erfolg in diesem Jahr sieht Jönke die Kontinuität im Team und, dass man Kruize Pinkins halten konnte: „Ein ganz wichtiges Thema im Profisport ist Kontinuität. Wenn du die wichtigsten Spieler halten kannst, die schon wissen, was der Trainer von einem will, kannst du neue Spieler viel einfacher integrieren.“Klare ZieleFür seine langfristige Planung hat sich Jönke auch bereits klare Ziele gesteckt. „Ich bin mit 25 Jahren ja noch jung und will natürlich irgendwann zurück in die BBL, aber am Liebsten mit Hanau.“Dass das aber nicht einfach wird, ist dem Ex-BBL-Spieler bewusst: „Natürlich muss dafür auch die Infrastruktur besser werden, aber ich denke schon, dass es möglich ist, weil wir im Management Leute haben, die sehr eifrig sind, Visionen haben und ein super Projekt betreiben, wo richtig Pfeffer dahinter ist. Aber das ist natürlich auch alles schwer zu realisieren. Die Konkurrenz ist groß.“

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