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Jedes Rennen ein Ritt auf der Rasierklinge: Bruchköbeler Rallycross-Team „WuW“ freut sich auf Gründautalring

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Motorsport-Action auf dem Gründautalring: Am Wochenende ist das Bruchköbeler Rallycross-Team um Andreas Wendling und Tobias Weigel beim dritten und vierten Lauf der deutschen Meisterschaft in Gründau am Start.
Motorsport-Action auf dem Gründautalring: Am Wochenende ist das Bruchköbeler Rallycross-Team um Andreas Wendling und Tobias Weigel beim dritten und vierten Lauf der deutschen Meisterschaft in Gründau am Start. © PM

Es sind spektakuläre Bilder, die man beim Durchklicken der Homepage des Bruchköbler Motorsportteams „WuW“ zu sehen bekommt: Frisierte Autos, die bei dichtem Gedränge kurz nach Rennstart aus der Kurve fliegen, sich überschlagen und zum Totalschaden werden, hochkonzentrierte Fahrer, die ihre selbst zusammengebastelten Rennwagen durch Matsch, Staub und enge Kurven manövrieren müssen, ohne sich von den Konkurrenten abdrängen zu lassen.

Bruchköbel – Adrenalin-Kicks sind den Männern und Frauen am Steuer beim Rallycross garantiert. Einer, der davon nicht genug bekommen kann, ist Andreas Wendling, der gemeinsam mit Kumpel und Kfz-Meister Tobias Weigel vor einigen Jahren das Motorsport-Team „WuW“ – Wendling und Weigel – gründete. Beide Vollblutfahrer gehen mit ihren BMW E36 in der Deutschen Rallycross-Meisterschaft DRX an den Start.

Der 56-jährige Wendling und sein rund 20 Jahre jüngerer Teamkollege Weigel sind seit 2011 im Motorsport aktiv. Gestartet als „blutige Anfänger“ beim MSC Schlüchtern, zu dem das Team der beiden heute gehört, entwickelten sie sich stetig weiter. Bis 2017 fuhren sie als Einsteiger in der Langstrecken Motor-Cross-Rennserie, ehe diese eingestellt wurde. „Wir wollten damals unbedingt weiterfahren. Also haben wir uns eine neue Rennserie gesucht. Wir haben uns dann für Rallycross entschieden, weil es einerseits durch die abgesteckten Strecken sicherer ist als beispielsweise klassische Rallyestrecken. Andererseits hat uns dieses Wechselspiel aus Asphaltboden und Schotter, das es beim Rallycross gibt, gereizt,“ erzählt Wendling.

Bis zu zehn Stunden in der Woche wird an den Autos geschraubt

Hauptziel der beiden war es von Anfang an, günstigen Motorsport zu betreiben. Häufig fahren sie gegen Konkurrenten, deren Autos fünf- bis zehnmal so teuer sind wie die der Wahl-Bruchköbler. Mit viel Aufwand und Leidenschaft bauen sie ihre Autos selbst zusammen. Nur selten kommen die Autos ohne Dellen oder sonstige technische Probleme aus den Rennen zurück. Deshalb ist es nicht ungewöhnlich, dass die leidenschaftlichen Rennfahrer rund zehn Stunden pro Woche an ihren Autos rumschrauben. Für Andreas Wendling, der im Gegensatz zu Weigel kein Kfz-Meister, sondern gelernter Informatiker ist, ein ständiger Lernprozess: „Es ist wirklich so, dass ich täglich dazu lerne. Bei simpleren Reparaturen oder Anpassungen bin ich mittlerweile ziemlich fit. Aber wenn es dann an den Motor geht oder es insgesamt komplizierter wird, übernimmt Tobi.“ Für den späteren Rennerfolg sind die Arbeiten an den Autos neben dem Rennglück und den Fahrfähigkeiten von großer Bedeutung. Wie das Auto genau präpariert sein darf, dafür gibt es zwar Regeln, die sind allerdings eher grober Natur. Letztendlich haben die Fahrer und Techniker viele Freiheiten, um ihre Autos ständig optimieren zu können.

Für Wendling lohnt sich der Aufwand, der mit dem Sport einhergeht. Das Gefühl, dass er habe, wenn er am Start mit seinen Konkurrenten steht, das Startsignal kommt und einem das Herz bis zum Hals schlägt, sei der „Hammer“. Lachend fügt er hinzu: „Man fährt halt auch mit Leuten, die alle genauso gestört sind, wie man selbst. Jedes Rennen ist ein Ritt auf der Rasierklinge. Denn der Grat zwischen du fährst gut mit und ‘Alles-ist-geil’ und du fährst in die Bande und das war es für den Renntag, ist sehr schmal.“ Doch gerade dieser Nervenkitzel zeichnet den Sport aus. Im Rennen ist es daher wichtig, dass der Fahrer stets die Kontrolle behält und fokussiert bleibt.

Internation unterwegs im Rahmen der Rallycross-Meisterschaft

Gar nicht mal so einfach, wenn man von links und rechts gerammt wird oder als Gejagter seinen Platz verteidigen muss. Für Wendling und sein Team, zu dem neben Weigel noch seine beiden Neffen Jannis und Fabian Würz gehören, stehen jetzt aufregende Rennwochen an. Insgesamt acht Renntage an sechs verschiedenen Wochenenden erwarten sie. Rundenauftakt war bereits Ende April im niedersächsischen Buxtehude. Weiter geht es dieses Wochenende in Gründau, ehe Mitte Juni dann in Schlüchtern auf der Hausstrecke des Teams gefahren wird. Anschließend reisen Wendling und Weigel ins europäische Ausland.

Denn auch wenn es Deutsche Rallycross-Meisterschaft heißt, treten die beiden in der internationalen Klasse des Wettbewerbs an. So geht es Ende Juli nach Fuglau in Österreich. Rund einen Monat später steht dann ein Renntag in Valkenswaard, Niederlande an. Der Abschluss der Serie findet dann noch einmal in Schlüchtern statt. Doch das alles spielt für das kommende Wochenende in Gründau keine Rolle. Nachdem der Auftakt in Buxtehude nicht nach Plan lief, ist das Ziel jetzt klar: „Mindestens an einem der beiden Renntage soll das Podium her.“ Interessierte können die Rennen am Samstag und Sonntag entweder an der Strecke in Gründau vor Ort beobachten oder es sich mit dem Livestream auf dem Sofa gemütlich machen. Action ist jedenfalls garantiert.

Von Nils Moock

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