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Gruppenliga-Trainer ohne Vergütung: Bayram Tunc coacht Türk Gücü Hanau aus purer Leidenschaft

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Erst Interims- nun Cheftrainer: Bayram Tunc bereitet die Gruppenliga-Kicker von Türk Gücü Hanau auf dem Hartplatz der Rudi-Völler-Sportanlage auf die Rückrunde vor.
Erst Interims- nun Cheftrainer: Bayram Tunc bereitet die Gruppenliga-Kicker von Türk Gücü Hanau auf dem Hartplatz der Rudi-Völler-Sportanlage auf die Rückrunde vor. © Scheiber

Bayram Tunc kennt keine Langeweile. Der dreifache Familienvater, der in Hainstadt eine Spedition mit 130 Mitarbeitern betreibt, leistet sich bei allem Unternehmer-Stress noch ein zeitaufwendiges Hobby. Der 40-Jährige ist Trainer des Fußball-Gruppenligisten Türk Gücü Hanau.

Hanau – Eigentlich war Tunc zu Saisonbeginn nach dem überraschenden Rücktritt von Spielertrainer Tim Müller nur als Interimslösung eingesprungen, doch mittlerweile sitzt er fest im Sattel. „Das hat sich alles gut eingespielt, ich werde auch in der Rückrunde in der Verantwortung stehen“, sagt Tunc, der fortan vom ehemaligen Türk-Gücü-Spieler Ibrahim Isbir als Co-Trainer unterstützt wird.

Als Coach genießt Bayram Tunc in der Gruppenliga vermutlich ein Alleinstellungsmerkmal, denn er kassiert für seine Trainertätigkeit keinen Cent. „Ich bin nicht Trainer des Geldes Willen, sondern weil Fußball meine große Leidenschaft ist. Mein Hobby ist ein Ausgleich in meinem Leben, wenn ich den Sportplatz verlasse, fahre ich geerdet nach Hause.“

Die eigene Fußballkarriere ist längst vorbei. „Nach einigen Operationen kann ich mit Mühe noch geradeauslaufen“, schmunzelt Tunc, der einst für Germania Klein-Krotzenburg, die Spvgg. Hainstadt und Türk. SV Seligenstadt spielte. Durch persönliche Kontakte kam der gebürtige Hanauer vor einigen Jahren zu Türk Gücü Hanau. Er engagierte sich zunächst als Vorstandsmitglied und übernahm vor fünf Jahren die neugegründete zweite Mannschaft.

Unter der Regie von Tunc stieg das B-Team von der Kreisliga C in die B-Liga auf und schaffte dort den Klassenerhalt. Die nächste Trainerstation war bei Türk. SV Seligenstadt, ein weiterer Aufstieg (ebenfalls von der B- in die C-Liga) wanderte in Tuncs Vita. Seine aktuelle Aufgabe geht er selbstbewusst, aber auch mit Demut an. „In solch einer hohen Spielklasse, wie es die Gruppenliga ist, war ich ja zuvor noch nie Trainer.“

Tunc nimmt sich immer Zeit für seine drei Kinder

Der ehrenamtliche Job bei Türk Gücü macht Tunc Riesenspaß, er fühlt sich im Verein sehr wohl. „Eigentlich wollte ich vergangenes Jahr meine Trainerlizenz machen, doch dann kam mein aktuelles Trainerengagement dazwischen. Beides zusammen zu vereinbaren, schaffe ich zeitlich dann doch nicht.“ Auch für Tunc hat der Tag nur 24 Stunden und der Unternehmer ist sich auch der Verantwortung gegenüber seinen drei Kindern bewusst. Tunc hat neben seinem Beruf eben nicht nur Fußball im Kopf, sondern ist auch ein Familienmensch.

Ob Tunc über das Saisonende hinaus Trainer an der Rudi-Völler-Sportanlage sein wird, ist derzeit noch offen. Er sieht das entspannt. „Mal schauen, was der Verein so vor hat und wie dann meine Pläne und mein Stressfaktor sind.“ Dass sich Türk Gücü gerne weiter in der Gruppenliga Frankfurt Ost etablieren möchte, sei verbrieft. Das Ziel bis Saisonende ist daher klar formuliert.

Der Hanauer Verein, der in der Hinrunde wie kaum ein anderer Gruppenligist von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen war und dadurch in Herbst ein straffes Programm mit fünf englischen Wochen in Folge zu absolvieren hatte, will den Klassenerhalt schaffen. Eine anspruchsvolle Aufgabe, schließlich müssen am Saisonende die sechstschlechtesten Teams des 20er Feldes in die Kreisoberliga absteigen. Tunc ist von der Qualität im Kader überzeugt und sicher, dass seine Elf, sofern personell nichts Gravierendes passiert, die nötigen Zähler für den Ligaverbleib einstreichen wird.

Veränderungen gibt es im Trainerstab der zweiten Mannschaft. Da Arif Badur nur noch Spieler der ersten Mannschaft sein soll, übernimmt dessen seitheriger Trainerkollege Dardan Gashi die in der Kreisliga B Hanau spielende Reserve ab sofort federführend. Unterstützung erhält Gashi von Avdulla Dragoshi.

„Wir hoffen auf eine verletzungsfreie Rückrunde. Schaffen wir den Gruppenliga-Klassenerhalt, werden die Karten wieder neu gemischt“, meint Tunc, der auch in den ab März anstehenden Spielen an seinem etwas mehr auf defensive Ordnung ausgerichteten System festhalten wird. So überzeugte seine Mannschaft nach der zwischenzeitlichen Corona-Pause direkt mit Punktgewinnen gegen starke Teams wie Kickers Obertshausen oder Germania Dörnigheim.

„Dass uns am Ende ein wenig die Luft ausgegangen ist und wir einige Punkte haben liegen lassen, war leider zu erwarten. Ich muss da die Jungs in Schutz nehmen, die Strapazen waren sehr hoch“, erklärt Tunc. (Von Frank Schneider)

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