Ein Tierknochen als Talisman: Spvgg. Hüttengesäß hat kuriosen Pokal

Beim Aufräumen im Vereinsheim fiel er Reinhold Rudel wieder in die Hände. Der Pokal aus seinen Jugendjahren. Genauer gesagt der Pokal, der in den 1960er-Jahren zum Talisman der A-Jugend der Spvgg. Hüttengesäß wurde. Zum einen ist es der sportliche Erfolg, der den Pokal zu etwas Besonderem macht, viel markanter ist allerdings seine Erscheinungsform. Denn der Pokal ist ein Knochen.
Ronneburg – Genauer gesagt ein Tierknochen. Ein stattlicher Knochen. Aufgrund der Größe wahrscheinlich von einem Rind, vielleicht auch von einem Schwein? Letztlich ist es egal. Er dürfte wohl zu den kuriosesten Pokalen gehören, die es im Fußballkreis zu bestaunen gibt. Wieso und weshalb ein Knochen damals in einen Pokal umgewandelt wurde, das lässt sich nicht mehr genau rekonstruieren.
„Der Knochen kam von einem Metzger aus dem Ort, ein Schlossermeister hat dann den Sockel dafür gebaut“, erinnert sich Rudel. So einfach ist die Geschichte. In Hüttengesäß hatten sie es damals mit den Tierknochen. Denn auch die Spielerfrauen hatten einen, der bei den regelmäßigen Stammtischen auf dem Tisch platziert wurde. Wohin es den Knochen der „Persiko-Runde“, benannt nach dem Branntwein, verschlagen hat, ist allerdings unbekannt.
Knochenpokal war Glücksbringer der A-Jugend
Doch zurück zum Knochenpokal. Der war der Glücksbringer der erfolgreichen A-Jugendmannschaft. Unter anderem wurde im Sommer 1968 der Ronneburgpokal gewonnen. Auf dem Siegerfoto neben dem Turnierpokal zu sehen: Der Knochenpokal (Bild rechts). „A-Jugend“ steht darauf geschrieben, auf der Rückseite die Namen aller Spieler. Auch der von Reinhold Rudel, damals Mittelstürmer: „Mit dieser Mannschaft wurde damals das Fundament für die erfolgreiche erste Mannschaft der 1970er-Jahre gelegt, die in der Bezirksklasse Frankfurt Ost gespielt hat“, erinnert sich der heute 71-jährige Rudel

Er selbst lief über 500 Mal für die Sportvereinigung auf, war zehn Jahre lang Kapitän. Nach jahrelanger Mitgliedschaft bei der Sportvereinigung und seinem Engagement als Revisor ist Rudel jetzt noch im Ältestenrat aktiv. Die damalige Jugendarbeit könne man sich zum Vorbild nehmen, sagt er. Der jetzige Vorstand setze sehr auf den Nachwuchs. Und auch auf das Vereinsleben.
Handpuppe als Mitbringsel von Vereinsfahrt nach Berlin
Das kam bei der Sportvereinigung auch früher keinesfalls zu kurz. Beweisstück Nummer eins: Die Puppe „Freddie“. Die stammt ursprünglich aus Berlin, wurde aber 1982 von den Hüttengesäßern mit nach Hessen gebracht. Von einem Vereinsausflug, der es in sich hatte. „Unser Stimmungsmacher hat damals die Puppe gekauft und getan, als wäre er Bauchredner. Damit hat er den ganzen Biergarten unterhalten“, erinnert sich Georg Zieg (69), der jahrelang im Vorstand aktiv war, an den Ausflug nach Berlin, der schon mit einer stundenlangen Passkontrolle an der Grenze zur DDR ereignisreich begonnen hatte. „Unser erster Vorsitzender stand als Friedel in der Namensliste, im Ausweis stand aber Friedrich“, sagt Rudel. „Da haben uns die Grenzer ganz schön warten lassen.“

Auch die Rückfahrt ging verspätet los. Allerdings nicht wegen penibler Grenzer, sondern wegen der Stimmungskanone, die sich die Puppe gesichert hatte. Der damalige Vorstopper kam nämlich zwei Stunden zu spät zum Treffpunkt des Busses. Mit dem Taxi. Und ohne Socken. „Das waren Zeiten“, erinnern sich die beiden. Wer die Getränkerechnung auf der Rückfahrt begleichen musste, stand damit auch fest.
Beweisstück Nummer zwei für die Feierfreude der Hüttengesäßer ist nur noch auf Bildern dokumentiert: Eine Kuhglocke, die man von einem Ausflug in die Schweiz an den Vierwaldstättersee mitgenommen hatte, ebenfalls Ende der 1960er-Jahre. Die wurde im Anschluss bei jedem Spiel der Sportvereinigung kräftig geläutet. Eine Tradition, die sich jedoch nicht mehr dauerhaft durchgesetzt hat.
Serie
Im Rahmen unserer Serie „Schätze der Vereinsvitrine“ stellen wir besondere Erinnerungsstücke und Kuriositäten aus den Vereinsvitrinen der Sportvereine vor. Das können persönliche Andenken sein oder einfach Dinge, die in die Geschichte des Vereins eingegangen sind. Sollte auch Ihr Verein über einen besonderen „Schatz“ verfügen, schreiben Sie uns einfach eine E-Mail an sport@hanauer.de mit einer kurzen Info und einer Kontaktmöglichkeit.