Ein Publikumsliebling verlässt Hanau: Kapitän Sebastian Schermuly geht nach acht Jahren

Die HSG Hanau, souveräner Tabellenführer in der Staffel E der 3. Liga, muss im Sommer einen schmerzlichen Abgang verkraften: Torwart Sebastian Schermuly, Kapitän und Leistungsträger, wird den Verein nach dann acht Jahren im HSG-Dress verlassen. Für die Hanauer Handballer eine Zäsur, war der Publikumsliebling doch eines der Gesichter der rasanten Weiterentwicklung des Vereins in den vergangenen Jahren.
Hanau – Die enge Verbundenheit zur HSG betont auch Schermuly selbst, der lange mit sich gerungen hat, bevor er diese Entscheidung getroffen hat. Mehrere Gründe führten schließlich dazu, dass der Torhüter seine Zelte in der Main-Kinzig-Halle abbrechen wird - sportliche gehören allerdings, wie Schermuly unterstreicht, nicht dazu. „Ich denke, ich bin gut in Form“, meint der Schlussmann, der erst am Wochenende gegen Budenheim wieder eine starke Leistung abrief, „und außerdem fühle ich mich im Verein pudelwohl.“
Werdender Vater will mehr Zeit für sein Kind haben
„Persönliche und berufliche Gründe“, verrät der HSG-Kapitän, hätten den Ausschlag gegeben. Schermuly wird dieser Tage Vater, „und ich will“, spielt er auf den hohen Zeitaufwand für Drittliga-Handball an, „mein Kind nicht nur zweimal die Woche sehen“. Nicht nur privat, sondern auch beruflich gibt es beim Torwart der Hanauer Veränderungen, Schermuly trägt im Job inzwischen mehr Verantwortung, muss aber auch entsprechend mehr Zeit dafür aufbringen.
„Wenn ich neben der Halle wohnen würde, hätte ich es mir trotzdem vielleicht noch einmal anders überlegt“, ergänzt der Torwart. Doch Schermuly wohnt in Hochheim am Main, wodurch er für jede Trainingseinheit in Hanau über 100 Kilometer zurücklegen muss - und das mehrmals die Woche. „Außerdem“, weist der HSG-Kapitän auf sein Alter hin, „bin ich im Sommer 36 und dann ist es vielleicht auch einmal gut mit der 3. Liga.“
Wehmütig ist der Torhüter dennoch, wenn er an seinen bevorstehenden Abschied denkt, schließlich wird er im Sommer acht Jahre bei den Hanauern gespielt haben, sechs davon als Kapitän. „Ich habe hier viele Freundschaften geschlossen, und mit einigen Spielern“, sagt Schermuly und zählt Marius Brüggemann und Yaron Pillmann auf, „spiele ich schon seit acht Jahren zusammen.“ Seine Verbindungen in die Brüder-Grimm-Stadt werde er deshalb nach seinem Abschied keinesfalls kappen, wie Schermuly betont. „Ich werde auf jeden Fall HSG-Mitglied bleiben und auch häufig in der Halle zu sehen sein - wenn ich nicht privat oder beruflich eingebunden bin oder selbst spiele.“
Rückkehr nach Wallau-Massenheim zu Schermulys sportlicher Heimat
Schermulys Abschied aus Hanau bedeutet nicht, dass er die Handballschuhe gänzlich an den Nagel hängt, vielmehr spielt der Torwart ab dem Sommer für den Oberligisten HSG Breckenheim/Wallau/Massenheim - und damit viel näher an seinem Wohnort. „Das wird dann eine Rückkehr in meine sportliche Heimat“, so der Keeper, der vor seiner Zeit in Hanau das Trikot der SG Wallau trug, zwei Jahre davon auch in der 2. Bundesliga. Diese Liga peilt mittelfristig auch die HSG Hanau an, die als Tabellenführer der Staffel E in der 3. Liga derzeit auch auf einem guten Weg ist, dieses Ziel zu erreichen. Schermuly will dabei gerne so gut wie möglich helfen, auch wenn er noch nicht vom Aufstieg reden will: „Den Staffelsieg zu holen - das wäre super. Alles, was dann noch dazukommt, wäre eine tolle Zugabe.“
Wie der Verein die Lücke füllt, steht noch nicht fest, aber Schermuly ist optimistisch, dass die Hanauer einen passenden Nachfolger finden werden. „Die Entwicklung, die der Verein in den vergangenen Jahren genommen hat“, lässt der Torwart seine Zeit beim einstigen Oberligisten Revue passieren, „ist phänomenal. Dadurch wird die HSG selbstverständlich für viele gute Spieler interessant, zumal das Fundament stimmt. Deshalb bin ich mir sicher, dass sie einen adäquaten Ersatz finden werden.“
Schermuly will seine verbleibende Zeit in Hanau genießen und freut sich auf die ausstehenden Heimspiele - gut möglich, dass der „Blaue Block“ dann wie so oft „Schi-Scha-Schermuly“-Sprechchöre skandieren wird, wenn der Torwart den gegnerischen Spielern mit seinen Paraden wieder mal den Zahn zieht. (Von Robert Giese)
Auch Lorenz kehrt der HSG Hanau den Rücken
Neben Sebastian Schermuly wechselt auch Lucas Lorenz von der HSG Hanau zum Oberligisten HSG Breckenheim/Wallau/Massenheim. Der Kreisläufer begann seine Karriere beim TuS Dotzheim, wechselte dann zur SG Wallau/Massenheim und von dort zur MSG Groß-Bieberau/Modau. Seit 2018 geht der 31-Jährige für Hanau auf Torejagd.
„Ich freue mich, wieder in heimischen Gefilden zu sein. Es ist eine interessante Aufgabe, dabei zu sein, wenn sich eine junge Mannschaft weiterentwickelt und will sie mit meiner Erfahrung unterstützen“, wird Lorenz. tj