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Anfängliche Verwirrung ist weg: Zeitstrafen haben sich etabliert

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Und raus: Die Schiedsrichter verhängen auf Kreisebene seit dieser Saison Zehn-Minuten-Strafen. Am Anfang der Runde wurde dennoch die eine oder andere Gelb-Rote Karte gezeigt. Inzwischen hat sich die Regeländerung aber eingespielt.
Und raus: Die Schiedsrichter verhängen auf Kreisebene seit dieser Saison Zehn-Minuten-Strafen. Am Anfang der Runde wurde dennoch die eine oder andere Gelb-Rote Karte gezeigt. Inzwischen hat sich die Regeländerung aber eingespielt. © Imago

Wer hat an der Uhr gedreht? Bereits eine komplette Hinrunde lang wird in den kreisweiten Fußballligen in Hessen die Zehn-Minuten-Zeitstrafe anstelle der Gelb-Roten Karte vergeben. Zeit für ein Zwischenfazit.

Hanau – Was halten Kreisoberligavereine und Schiedsrichter von dem Experiment, dass insgesamt für zwei Jahre angesetzt ist? Gab es Meinungsänderungen im Vergleich zum Sommer?

Und unterscheiden sich die Meinungen der bis dato akribischsten Zeitstrafen-Sammler Victoria Heldenbergen und Spvgg. Hüttengesäß von denen der Kreisoberliga-Spitzenteams VfR Kesselstadt und FC Erlensee II?

Als die neue Regel im vergangenen Sommer eingeführt wurde, waren viele im Kreis aktive Spieler skeptisch, ob diese eine Ampelkarte ersetzen und ob auf die Übersicht der Schiedsrichter Verlass sein könnte. Zumindest Letzteres scheint bei den 51 bisher in der Kreisoberliga vergebenen Zeitstrafen kein größeres Problem gewesen zu sein. Wie Heldenbergens Vorsitzender Andreas Koffler berichtet, hatten die Schiedsrichter bei einer Zeitstrafe die Uhr im Blick gehabt - und wenn nicht, gebe es „aufmunternde Zurufe vom Publikum“, die auf das Ende der Strafe hinweisen würden.

Vielmehr findet der Victoria-Vorsitzende den Prozess der Einführung der neuen Regelung „schon interessant“: Am Anfang der Runde hätten manche Schiedsrichter noch Gelb-Rot gezeigt und dabei behauptet, es sei eine „Ermessenssache der Schiedsrichter“, ob Gelb-Rot oder eine Zeitstrafe angebracht sei.

Kreisschiedsrichterobmann Andreas Seewald bestätigt derlei Einzelfälle und räumt ein, dass anfangs sowohl bei den Vereinen als auch bei den Schiedsrichtern etwas Verwirrung geherrscht habe. Dass beispielsweise Meisterschafts- und Freundschaftsspiele unterschiedlichen Regeln unterliegen, da bei Zweiteren weiterhin die Gelb-Rote Karte genutzt wird, sei konfus gewesen. Im Laufe der Hinrunde habe sich dies aber gebessert: „Mir wurden in den letzten Wochen des Spielbetriebs keine fälschlichen Aussprachen einer Zeitstrafe oder Gelb-Roten Karte mehr gemeldet“, erklärte der Schiedsrichter-Boss des Fußballkreises Hanau.

Michel Kraus, Sportlicher Leiter der mittlerweile aus der Kreisoberliga zurückgezogenen Spvgg. Hüttengesäß, bilanziert die erste Halb-Saison mit Zeitstrafe ausgewogen: „Im ersten Moment ist man immer gegen eine Veränderung. Mittlerweile könnte ich aber mit beidem, Gelb-Roter Karte oder Zeitstrafe, leben.“

Gemeinsam mit der Heldenbergener Victoria teilen sich die Hüttengesäßer den zweifelhaften Ruhm, mit insgesamt sechs Zeitstrafen am meisten von der neuen Regelung betroffen zu sein. Oft sei es Meckern gewesen, weshalb die Ronneburger Spieler vom Feld mussten, daher konstatiert Kraus: „Wir haben uns jede einzelne dieser Zeitstrafen selbst zuzuschreiben.“

An der Tabellenspitze wird die Zeitstrafe ähnlich eingeschätzt. „In der Zeitstrafe sehe ich bisher weder Vor- noch Nachteile. Dennoch bin ich kein Freund davon, ich bevorzuge eher die Ampelkarte“, so Daniel Böhmer, Trainer des Tabellenzweiten 1. FC Erlensee II.

Andreas Seewald
Andreas Seewald © Privat

Anders sieht es Thorsten Wolter, Sportlicher Leiter von Spitzenreiter VfR Kesselstadt: „Ich bin positiv überrascht. Bis jetzt sage ich: Okay! Aber man muss es weiter ausprobieren.“ Wolter wünscht sich, dass die Zehn-Minuten-Strafe dann öfter eingesetzt werde, wenn das Spiel überhitzt - „um das Feuer rauszunehmen“, wie er sagt.

Victoria-Vorstand Andreas Koffler bezweifelt allerdings, dass die Gemüter in den zehn Minuten abseits des Platzes wirklich schon zu beruhigen sind. Er plädiert ebenso wie Böhmer eher für die Gelb-Rote Karte, mit der sei „die Situation bereinigt“. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass diese ohne eine Sperre im folgenden Spiel auskommt. Eine mögliche Fehlentscheidung, die sich auf das nächste Spiel auswirkt, „das muss nicht unbedingt sein“, findet er.

Schiri-Obmann Seewald stimmt ihm zu. Eine Gelb-Rote Karte mit Spielsperre würde ihm zufolge „wahrscheinlich zu mehr Problemen führen“. Er spricht sich mit Blick auf die zukünftig anstehende Auswertung des Experiments nach derzeitigem Stand für die neue Regelung aus: „Ich persönlich würde es begrüßen, die Zeitstrafe auch über die Testphase hinaus beizubehalten.“

Doch bis diese Entscheidung zu treffen ist, werden noch einige Zeitstrafe abgesessen werden müssen.

Von Lennart Nickel

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