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„Heute fühle ich mich als Arbeitsmigrant“: FIFA-Präsident Infantino mit schockierenden Aussagen

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Von: Antonio José Riether

Nur einen Tag vor der WM 2022 schockierte Gianni Infantino mit höhnischen Bemerkungen gegenüber den Arbeitsmigranten in Katar und warf Europa eine „Doppelmoral“ vor.

Doha - Mit der Fußball-Weltmeisterschaft steht eines der wichtigsten Sportereignisse in den Startlöchern. Vor dem Eröffnungsspiel am Sonntag hält sich die Vorfreude in vielen Ländern allerdings arg in Grenzen. Besonders in Europa blickt man eher mit Sorge auf das Event, für das tausende Arbeitsmigranten in den letzten Jahren ihr Leben auf den Baustellen ließen. Die FIFA und ihr Präsident Gianni Infantino versuchen auch einen Tag vor dem WM-Start jegliche Kritik abzuschmettern. Der Schweizer schockierte am Samstag mit höhnischen Aussagen.

Fußball-Weltmeisterschaft 2022
Gastgeber: Katar
Eröffnungsspiel: 20. November
Endspiel: 18. Dezember 2022
Titelverteidiger: Frankreich

WM 2022: FIFA-Boss Infantino mit unfassbaren Aussagen – „Weiß, wie es ist, diskriminiert zu werden“

Bei einer Pressekonferenz in der katarischen Hauptstadt Doha zeigte FIFA-Boss Infantino erneut, weshalb dem Fußball-Weltverband jeglicher Bezug zur Realität abgesprochen wird. In Anlehnung an die Vorwürfe der Diskriminierung und Unterdrückung von Minderheiten und Frauen im Gastgeberland meinte der 52-Jährige: „Ich weiß, wie es ist, diskriminiert zu werden. Ich wurde gemobbt, weil ich rote Haare hatte.“

Bereits die Äußerungen Infantinos bei der Eröffnung seiner Rede bei der Presserunde sorgten für Verwunderung. „Heute fühle ich sehr starke Gefühle, heute fühle ich mich als Katarer, heute fühle ich mich als Araber, heute fühle ich mich afrikanisch. Heute fühle ich mich homosexuell. Heute fühle ich mich behindert, heute fühle ich mich als Arbeitsmigrant“, meinte der umstrittene Funktionär.

WM 2022: Provokante Infantino-Pressekonferenz - „FIFA kümmert sich um die Arbeiter“

Doch damit nicht genug, denn auch für die europäischen Länder hatte Infantino angesichts der lauten Kritik gegen die Rahmenbedingungen des Turniers eine Botschaft. „Wie viele dieser westlichen Unternehmen, die hier Milliarden von Katar erhalten – wie viele von ihnen haben über die Rechte von Arbeitsmigranten gesprochen? Keiner von ihnen“, sagte Infantino, Beispiele führte er dabei allerdings keine auf.

„Wer kümmert sich um die Arbeiter? Wer? Die FIFA macht das, der Fußball macht das, die WM macht das – und, um gerecht zu sein, Katar macht es auch“, so der FIFA-Boss. Demgegenüber bestreiten die FIFA sowie die katarische Regierung nach wie vor die Todeszahlen der Arbeitsmigranten, die sich laut Medienberichten zwischen 6.500 und 15.000 bewegt.

Gianni Infantino ist seit 2016 Präsident des Weltfussballverbandes FIFA.
Gianni Infantino ist seit 2016 Präsident des Weltfussballverbandes FIFA. © Grigory Sysoev/imago

WM 2022: FIFA-Boss Gianni Infantino wirft „heuchlerischen“ Europäern „Doppelmoral“ vor

Außerdem bezeichnete er die „Art und Weise“ der Kritiker aus Europa, „einseitig Lektionen erteilen zu wollen“ als „heuchlerisch“. Er verstehe nicht, wieso Fortschritte in Katar keine Anerkennung fänden. Katar hatte mit der offiziellen Abschaffung des Kafala-Systems sowie mit verstärktem Arbeitnehmerschutz zumindest oberflächliche Reformen eingeführt, an der Umsetzung hapert es jedoch Berichten zufolge. Nach wie vor ist Unterdrückung Alltag im Emirat, Meinungsfreiheit gibt es hier auch trotz der Reformen noch nicht.

Infantino, der seinen Wohnsitz Anfang des Jahres sogar nach Katar verlegte, holte weiter aus und sagte: „Ich denke, was wir Europäer in den vergangenen 3000 Jahren weltweit gemacht haben, da sollten wir uns die nächsten 3000 Jahre entschuldigen, bevor wir anfangen, moralische Ratschläge an andere zu verteilen“. Einen Tag vor dem Eröffnungsspiel zeigte er sich „traurig“, diese „Doppelmoral“ erleben zu müssen. (ajr/dpa)

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