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Zirkuswagen soll bei Inklusion autistischer Kinder helfen

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Ein Rückzugsort in die Stille: Der Zirkuswagen im Pfarrgarten dient als besonderer Therapieraum. Foto: Fritzsche
Ein Rückzugsort in die Stille: Der Zirkuswagen im Pfarrgarten dient als besonderer Therapieraum. Foto: Fritzsche

Schöneck. Wie kann die Inklusion autistischer Kinder gelingen? Das Forschungsprojekt „Die Weiße Feder“ in Schöneck will verschiedene Modelle entwickeln - und greift dabei auf ein ungewöhnliches Mittel zurück. Ein Zirkuswagen soll bei der Inklusion helfen.

Von Mirjam Fritzsche

Der blaue Zirkuswagen mit den rot eingefassten Fenstern ist das Herzstück für „Die Weiße Feder“. Der Verein nutzt ihn als Therapieraum für autistische Kinder. Am Mittwoch wird hoher Besuch im Garten des evangelischen Pfarrhauses in Kilianstädten erwartet. Staatsminister Axel Wintermeyer schaut vorbei.

Seit 2012 wird der Zirkuswagen nun schon für die Arbeit mit autistischen Kindern genutzt. Die ungewöhnliche Atmosphäre des Ortes soll Geborgenheit vermitteln. „Eine Mutter hat den Zirkuswagen einmal mit ihrem Kind verglichen: Außen laut und innen leise“, sagt Pfarrersfrau und Therapeutin Ilka Hohenstein-Merle. Autisten sind in ihrer eigenen Welt eingeschlossen, die Außenwelt empfinden sie als Chaos.„Die Weiße Feder“ will Inklusionsmodelle entwickeln Seit fünf Jahren engagiert sich der Verein „Die Weiße Feder“ für autistische Kinder. Die Mitglieder wollen Modelle entwickeln, wie Inklusion gelingen kann. Das auf mehrere Jahre angelegte Forschungsprojekt ist unter anderem mit Mitteln der Landesstiftung „Miteinander in Hessen“ mit 15 000 Euro gefördert worden. Wintermeyer möchte sich nun als Vorsitzender der Stiftung ein Bild vom gegenwärtigen Stand des Projektes machen.Während es in der ersten Phase darum ging, die räumlichen, technischen und finanziellen Rahmenbedingungen herzustellen, folgten im zweiten Teil viele Gespräche mit Familien, Schulen und Therapieeinrichtungen. Es geht um eine Analyse: Welche Modelle bestimmen die gegenwärtige Arbeit? Wo liegen Möglichkeiten und Grenzen?Die Auswertung dauert noch an.Gesellschaft muss sich aufpassenDoch so viel lässt sich schon jetzt sagen.“Die Inklusion autistischer Kinder kann nur dann funktionieren, wenn sich nicht die Kinder an ihre Umwelt, sondern sich die Gesellschaft ihnen anpasst“, sagt Pfarrer Dr. Steffen Merle, Vorsitzender des Vereins. Die Mitglieder arbeiten an Ideen, wie das gelingen kann.„Wir zielen auf einen Punkt, der in bisherigen Modellen bisher überhaupt nicht aufgenommen wurde – und zugleich doch das Merkmal autistischer Kinder ist: Ihr Rückzug in die Stille.“ Genau das soll in dem Zirkuswagen modellhaft umgesetzt werden. Es geht darum, die Kinder nicht aus ihre verschlossenen Räumen rauszuholen, sondern ihnen dort zu begegnen. Merle: „Wir vermuten, dass genau hier ein Schlüssel zur Inklusion liegt.“Bilder sollen Brücke in Gedankenwelt schlagenEin Ansatz ist nun, die „Stille zur Sprache zu bringen“. Das soll mit „Fotovoice“ passieren. Das heißt konkret: Autistische Kinder machen Fotos und die Bilder sollen helfen, eine Brücke in ihre Gedankenwelt zu schlagen.„Ich glaube, dass wir in vielleicht 50 Jahren ganz viel von den Autisten lernen können“, betont Hohenstein-Merle. Sie plant, mit den Ergebnissen des Fotovoice-Projekts ein Buch mit dem Titel „Innere Welten“ zu erstellen.Zu der Veröffentlichung können auch HA-Leser mit ihren „Inneren Welten“ beitragen. „Das kann alles mögliche sein: Was freut, belastet, betrübt oder berührt“, sagt Hohenstein-Merle. Das Bild mit ein paar Zeilen der Erläuterung oder auch einfach ohne Wort und anonym kann an den Verein „Die Weiße Feder“, Bleichstraße 16, 61137 Schöneck gesendet werden.

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