Trotz Absage wegen Corona: Büdesheim feiert Laternenfest auf besondere Art

Schöneck – Büdesheim ohne sein Laternenfest? Das ist kaum vorstellbar. Seit 1951 gibt es den Laternenumzug durch die illuminierten Straßen des Ortes. Monatelang bereiten sich die Vereine auf das besondere Ereignis vor, das immer am ersten August-Wochenende stattfindet.
Doch in diesem Jahr ist alles anders: Die Wagenbauer konnten frühzeitig ihre Arbeit einstellen, die Krönung der neuen Laternenkönigin fällt aus. Das Fest musste zum ersten Mal in seiner Geschichte abgesagt werden. Schuld ist die Corona-Pandemie. Doch so ganz will Büdesheim nicht auf sein Laternenfest verzichten.
Wegen Corona: Amtszeit von Laternenkönigin erstmals in der Geschichte verlängert
Das Büdesheimer Blasorchester des SKV ist am Sonntag, 2. August, an 50 Stationen im Ort unterwegs. Der „Weckruf“ zum Laternenfest hat ebenfalls eine jahrzehntelange Tradition. Begleitet werden die 28 Musiker von Laternenkönigin Karina I., die ihre Amtszeit verlängert hat.
Die Arbeitsgemeinschaft Büdesheimer Laternenfest (Arge), Veranstalter des Fests, ruft zudem dazu auf, dass die Büdesheimer ihre Häuser mit Lichterketten und Laternen schmücken. „So kommt immerhin das richtige ‘Feeling’ auf“, formuliert es Martina Rexterroth, seit mehr als zehn Jahren Vorsitzende des Krönungsausschusses. Sie wird Karina I. am Sonntag mit einem Cabrio durch den Ort kutschieren.
Büdesheim: Laternenkönigin für 2021 steh bereits fest
Auch für Martina Rexterroth ist es in diesem Jahr ungewohnt ruhig. Dabei stand bereits fest, wer die neue Laternenkönigin werden sollte. „Den Kauftermin für die Kleider hatten wir bereits vereinbart“, bedauert Rexerroth. Doch die junge Bewerberin und ihre Hofdamen haben zugesagt, 2021 zur Verfügung zu stehen. Die Namen bleiben weiter geheim.
Die amtierende Hoheit Karina I. verlängert ihre Amtszeit nur zu gerne. „Seit meiner Krönung im vergangenen August hatte ich noch nicht mal zehn Termine“, erzählt die 26-jährige Floristin. Seit ihrer Kindheit habe sie davon geträumt, einmal Laternenkönigin sein zu dürfen. Diesen Traum kann sie nun noch etwas länger leben.
Kleid der Laternenkönigin wird zum Brautkleid
Und 2021 wartet noch ein anderes besonderes Ereignis auf sie. Weil ihre standesamtliche Hochzeit im März nur im kleinen Kreis stattfinden konnte, wurde die kirchliche Trauung auf den kommenden Mai verschoben. „Mein Königinnenkleid soll mein Brautkleid werden“, verrät die junge Frau im Gespräch mit dem HA.
Nun hoffen alle, dass das Laternenfest im kommenden Jahr wieder im gewohnten Umfang stattfinden kann. So viel wie 2019 sei noch nie los gewesen.
Büdesheim: Absage des Laternenfestes ist finanziell ein herber Schlag
Finanziell ist die Absage ein Dämpfer. Um die 2000 Euro Unkosten seien bis zur Absage aufgelaufen. „Zum Glück können wir auf unsere Rücklagen aus den vergangenen Jahrzehnten zurückgreifen“, sagt Arge-Vorsitzender Ludger Stüve. Er gehe davon aus, dass der Zuspruch für das Fest weiterhin hoch bleibt.
Für das Blasorchester ist der „Weckruf“ auch eine Möglichkeit, ein paar Spenden einzusammeln. „Unseren Dirigenten finanzieren wir über die Einnahmen aus unseren Konzerten. Da alle Auftritte weggefallen sind, wären wir ohne diese Tradition am Jahresende pleite“, erklärt Lutz Edel.
Ab 8 Uhr früh bis in den späten Nachmittag hinein wollen die 28 Musiker mit ihren Ständchen im Ort gute Laune verbreiten. In diesem Jahr muss die komplette Strecke zu Fuß gemeistert werden. Um die fünf Kilometer, schätzt Edel. „Der TÜV für den Laternenfestwagen ist gerade abgelaufen. Dort wäre es auch sowieso nicht möglich, die Abstandsregeln einzuhalten“, betont Edel.
Für die älteren Mitglieder und die Instrumente stellt die Gemeinde den Bürgerbus zur Verfügung. Das Büdesheimer Rathaus werde zwar nicht wie üblich beleuchtet. „Aber die große Laterne und die Fahnen werden aufgehängt“, verspricht Bürgermeisterin Conny Rück.
Mehr als 60 Jahre Tradition lassen sich die Menschen nicht nehmen. „Viele Büdesheimer wollen am Wochenende im Garten und ihren Höfen privat feiern“, berichtet Rück.