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Rück im Interview: Bürgermeisterin stellt sich zur Wiederwahl

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Gut gelaunt kurz vor Urlaubsbeginn: Schönecks Bürgermeisterin Conny Rück an ihrem Schreibtisch im ersten Stock des Rathauses in Kilianstädten. Foto: Fritzsche
Gut gelaunt kurz vor Urlaubsbeginn: Schönecks Bürgermeisterin Conny Rück an ihrem Schreibtisch im ersten Stock des Rathauses in Kilianstädten. Foto: Fritzsche

Schöneck. Vor fünf Jahren hat Conny Rück (SPD) den Chefposten im Schönecker Rathaus übernommen. Wie blickt sie auf diese Zeit zurück? Was hat sich für sie verändert? Im Gespräch gibt die 60-Jährige Auskunft und erklärt, dass sie wieder zur Wahl antreten möchte.

Von Mirjam Fritzsche

Ein Menge Akten liegen auf dem Schreibtisch von Conny Rück. Aber auch der HANAUER ANZEIGER, Orchideen und persönliche Dinge finden dort Platz. Die Bürgermeisterin macht kurz vor ihrem Urlaub einen entspannten Eindruck. Für das Gespräch setzen wir uns bei einer Tasse Kaffee an den Besprechungstisch in ihrem Büro.

Frau Rück, vor fünf Jahren haben Sie als Bürgermeisterin Ihren Dienst angetreten. Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Tag?Daran kann ich mich noch sehr gut erinnern. Ich bin hierher gekommen und hatte natürlich einen großen Vorteil, da ich aufgrund meines kommunalpolitischen Engagements die Mitarbeiter schon kannte. Ich bin in diesen Raum gekommen, geschmückt mit 'Herzlich Willkommen' und Blumen. Das hatte ich so gar nicht erwartet. Ich war wirklich gerührt. Das Ankommen war eine wunderbare Sache. 

Was hat sich für Sie durch den Job als Bürgermeisterin geändert?Zu Hause sind die Abläufe natürlich völlig anders geworden. Freizeit und Urlaub sind in den Hintergrund getreten, weil es einfach viel zu tun gibt – politisch und im Umgang mit den Menschen. Ich habe zum Glück eine Familie, die mich unterstützt. Da ist auch immer mal ein Motivationsschub dabei. Denn es gibt auch Tage, da komme ich nach Hause und bin enttäuscht oder bedrückt. 

Ist es hilfreich, dass Ihre Tochter selbst politisch aktiv ist?Es ist sicherlich eine Hilfe. Sie bekommt natürlich die politische Situation im Parlament mit und man hat ein ganz anderes Feedback, kann sich auch mal selbst reflektieren. Ich bin ein sehr kommunikativer Mensch und wünsche mir auch immer, dass es Rückfragen gibt, dass man auch auf Fehler hingewiesen wird. Nur daraus lernt man. Das Lernen begleitet eine Amtszeit immer. Natürlich freut man sich auch, wenn mal einer sagt: Das hast du ja super gemacht. 

Hat man überhaupt Feierabend als Bürgermeisterin? Werden Sie oft angesprochen?Feierabend hatte ich in den letzten Jahren sehr wenig. Ich bin oft zwölf Stunden oder noch länger im Rathaus, wenn es Sitzungen im Anschluss gibt. Wenn man unterwegs ist, gibt es natürlich immer Bürger, die einen ansprechen. Aber ich denke, das gehört dazu. Das macht vielleicht eine so überschaubare Gemeinde auch aus – der Kontakt mit den Menschen. Selbst wenn es ein Problem gibt, ist das manchmal einfacher, als wenn es einen offiziellen Termin im Büro gibt. Angesprochen zu werden empfinde ich eher als wertschätzend, als dass es für mich eine Belastung ist. 

Begegnen Ihnen die Menschen in Schöneck heute anders als früher?Von Respekt will ich gar nicht sprechen. Mir ist Akzeptanz ganz wichtig. Jeder, der einem gegenübersitzt, hat es verdient, wertgeschätzt zu werden. Und ich habe das Gefühl, dass mich die Bürger akzeptieren. Ganz viele Menschen aus den Vereinen sagen immer noch: 'Die Conny ist da.' Das ist schön und ich möchte es gar nicht anders. Schließlich war ich 20 Jahre lang Vorsitzende des SVO und kenne viele seit vielen Jahren. 

Was war Ihre bisher schwerste Entscheidung im Amt?Die Erhöhung der Grundsteuer B war für mich ein Punkt, wo ich selbst geschluckt habe. Aber auch demokratische Entscheidungen sind nicht immer leicht zu verkünden. Wie zum Beispiel beim Verkauf des Alten Schlosses, der mehrheitlich getragen wurde. Ich hätte nie geglaubt, dass dort ein solches Problem entsteht. Da ist in der Vermittlung ganz viel schief gelaufen. Das bedauere ich. Mir geht's darum, ehrlich zu sein und die Wahrheit zu sagen. Natürlich sind gute Nachrichten einfacher zu verkünden, aber die müssen auch eintreffen. Es ist immer möglich, die Menschen in der Vermittlung zu erreichen. Von oben herab, das ist nicht meine Art.

Bei Ihrer Wahl haben Sie angekündigt, nach möglichst breiten Mehrheiten zu suchen. Denken Sie, das ist Ihnen gelungen?Ja, das ist gelungen. Wir haben ganz viel mit der CDU und den Grünen abgestimmt. Und auch wenn wir mit den kleineren Fraktionen nicht immer einer Meinung sind, davon lebt doch auch eine Demokratie. 

Gerade das Alte Schloss ist ein Reizthema ...Das stimmt. Das arbeiten wir jetzt in aller Sorgfalt ab. Wir warten auf die Bebauungsanalyse des Denkmalamts und dann muss man schauen, wie es weitergeht. Natürlich gibt es den Wunsch, die Bürgerinitiative und den Verein Rettung Altes Schloss einzubinden. Wir haben im Grunde das gleiche Ziel. Wir wollen auch das Alte Schloss retten und es aus diesem Zustand befreien. Natürlich wäre es sehr schön, wenn es zu einem Lösungsvorschlag kommt. Was bei der Entscheidung Altes Schloss wichtig war: Es hat immer die Gemeinde Schöneck im Vordergrund gestanden. Wir haben immerhin ein Angebot für die Immobilie und das Grundstück für rund 1,8 Millionen Euro auf dem Tisch liegen. Letztlich war es sicherlich der Ansatz, man denkt nachhaltig und schaut auf den Schuldenstand. Gerade um den nachfolgenden Generationen nicht so einen Berg zu hinterlassen. Auch wir haben einiges aus der Vergangenheit aufzuarbeiten. Den Vorwurf, dass beim Alten Schloss jahrzehntelang nichts gemacht wurde, kann man nicht ausblenden. 

Was passiert eigentlich, wenn der Investor abspringt?Es ist immer kommuniziert worden, dass ohne Zustimmung der Denkmalschutzbehörde nichts geht. Wenn es aus wirtschaftlichen Gründen für den Investor nicht mehr attraktiv ist, dann müssen wir neu schauen, wie wir uns aufstellen. Vielleicht gelingt es dann sogar, gemeinsam mit der Bürgerinitiative doch noch eine Lösung zu finden. 

Es gibt Themen in Schöneck, die sehr emotional ausgefochten werden, da geht es auch schon manchmal ins Persönliche. Wie zum Beispiel beim Alten Schloss. Wie gehen Sie damit um?Für mich war es nicht ganz einfach, damit umzugehen. Der Verkauf war ja nicht meine alleinige Entscheidung. 2013 hat die Gemeindevertretung einstimmig beschlossen, den Gemeindevorstand mit dem Verkauf der Immobilie und dem angrenzenden Grundstück zu beauftragen. Dass daraus so eine Unruhe resultieren würde, habe ich so nicht kommen sehen. 

Wie motivieren Sie sich?Motivation sind für mich die Menschen. Ich weiß auch aus dem privaten Bereich, dass es sich lohnt miteinander zu reden und zu kämpfen. Dann hat man auch immer wieder über den Tag positive Erlebnisse wie einen Geburtstag oder eine Goldene Hochzeit. Die Leute freuen sich oft, wenn ich vorbeikomme.

Ihr erklärtes Ziel war, dass die Ortsteile zusammenwachsen. Haben Sie das Gefühl, dass sich in dieser Hinsicht etwas bewegt hat in den letzten fünf Jahren?Ein Ortsteildenken gibt es eigentlich in jeder Gemeinde und in jeder Stadt. Es ist auch wichtig, dass jeder Ortsteil seine eigene Denke, seine eigene Struktur hat. Für mich ist wichtig, ist dass kein Feindbild entsteht oder dass man nicht neidisch auf den anderen schaut. Es muss gelingen, dass sich eine Zufriedenheit in jedem Ortsteil einstellt. 

Im Februar wird wieder gewählt. Reicht Ihre Motivation, um noch mal zu kandidieren?Meine Motivation reicht, weil ich denke, es gibt noch ganz viel zu tun. Ich bin überzeugt, dass es miteinander gelingen kann. Ich sehe auch in der Vielfalt des Parlaments eine große Chance, dass man das Bestmögliche für die Gemeinde unternimmt. Deshalb habe ich gesagt: Ich gehe den Weg nochmal. 

An welchen Stellen gibt es in Schöneck Nachbesserungsbedarf? Was wollen Sie als Bürgermeisterin angehen?Unsere finanzielle Situation muss natürlich in Ordnung gebracht werden. Ein ausgeglichener Haushalt 2018 ist vom Gesetz vorgeschrieben. Das wird uns sicherlich gelingen. Auch beim Thema Kinderbetreuung ist es wichtig, dass wir gut aufgestellt sind. Es hat mich gefreut, dass mit den Schönecker Grundschulen die Zusammenarbeit gut ist, dass die Friedrich-Ebert-Schule das Profil 1 schon erreicht hat und die Sterntalerschule auf dem besten Weg dorthin ist. Dass die Hortbetreuung so ausgelegt ist, dass wir alle Kinder untergebracht haben. Ein Neubaugebiet haben wir zudem in Planung. Da muss die Politik entscheiden, in welchem Ortsteil es entstehen soll. Ein neues Gewerbegebiet ist in Kilianstädten geplant. Zudem muss die Infrastruktur verbessert werden. Auch die zukünftige Gestaltung durch die beschlossene 'Zukunftsplanung' ist eine wichtige Maßnahme, hier freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Es gibt also einiges zu tun. 

Frau Rück, wie entspannen Sie in den Sommerferien?Mein Urlaub steht kurz bevor. Ich fliege für zwei Wochen nach Teneriffa. Das ist seit vielen Jahren unser Urlaubsdomizil. Das ist etwas, wo ich ankomme und mich gleich wohlfühle. Das Klima bekommt mir sehr gut. Und wenn ich anschließend wieder im Rathaus bin, hoffe ich, dass es mit vereinten Kräften weitergeht. 

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