Modellsportbegeisterte brauchen gute Nerven

Schöneck. Einfallsreichtum, Fingerfertigkeit und gute Nerven muss ein Modellbauer mitbringen: Beim 3. Hessischen Freundschaftsfliegen am Gelben Berg in Kilianstädten haben Modellsportbegeisterte aus Deutschland, Belgien und der Schweiz mit ihren Hubschrauber ein paar Runden gedreht. Dabei gab es so manche Überraschung.
Von Fred Bongartz
Modellsportbegeisterte aus ganz Deutschland trafen sich am vergangenen Wochenende zum 3. Hessischen Freundschaftsfliegen am Gelben Berg in Kilianstädten. Sogar aus Belgien und der Schweiz waren Freunde dieses Hobbys angereist und ließen ihre Modellhubschrauber fliegen.
Was es da zu sehen gab, war einfach großartig. Die Hubschrauber der Scale- und Semi-Scale-Klasse (das heißt so originalgetreu wie möglich) waren der echte Hingucker. Bei einigen Modellen konnte man meinen, ein großer Hubschrauber sei hier unterwegs.Konzentration ist gefordertEinen solchen Hubschrauber zu steuern, erfordert die ganze Konzentration des Piloten. Einer von ihnen meinte grinsend, böse Zungen würden behaupten: „Wir steuern den Helikopter nicht, sondern hindern ihn nur daran abzustürzen." Einen Moment Unaufmerksamkeit und 15 000 bis 20 000 Euro können vom Himmel fallen.Das ist nicht nur wegen der Finanzen ärgerlich, sondern auch wegen der vielen Zeit, die in den Bau eines solchen Modells investiert werden muss. Bausätze für diese Modelle gibt es nämlich nicht. Einfallsreichtum, Fingerfertigkeit, handwerkliches Geschick, gute Nerven sowie Ausdauer und Übung muss ein Modellbauer schon mitbringen. Außerdem ist das Verstehen physikalischer und mathematischer Zusammenhänge unerlässlich.Bei den Modellfliegern geht es familär zuErnst Kaulbach war bislang bei jedem Freundschaftsfliegen dabei. Seine Jet Ranger Bell 206 im Maßstab 1:3,5 ist beeindruckend. Der Rotor hat einen Durchmesser von 3,30 Metern. Das Gewicht liegt aber unter 25 Kilo. „Das ist wichtig, damit man ohne Zulassung fliegen kann“, erklärt Kaulbach.Die Modelle stehen in langer Schlange vor dem Flugfeld und jeder wartet geduldig, bis er sein Modell starten lassen kann. Man hat es nicht eilig hier. So ist Zeit für Fachsimpelei und nette Gespräche. Familiär geht es bei den Modellfliegern zu.Unsanfte Landung kostet Rotorblatt Schließlich trifft man sich nicht nur hier, sondern auch bei anderen Ereignissen dieser Art. Viele Freundschaften sind entstanden. Die Frauen sind immer mit von der Partie. „Für mich ist das immer wie ein Kurzurlaub“, erklärt Ernst Kaulbachs Frau.Bernd Fischer ist mit seinem Sohn Heiko aus Heidelberg angereist. Er hat zwei ganz besondere Hubschraubermodelle, sogenannte Bananen mit zwei Rotoren. Der Nachbau eines Kanadischen Rettungshubschraubers steigt, gesteuert von Heiko, mühelos in die Luft. Vater Fischers Heli ist am Tag zuvor unsanft gelandet und hat sich dabei ein Rotorblatt abgebrochen.Lockheed XH 51 von Fotos nachgebautEtwas ganz Besonderes hat Volker Swoboda dabei. Er hat einen Lockheed XH 51 (Modell 186) nachgebaut. Bei diesem Hubschrauber handelt es sich um einen Prototypen der Firma Lockheed, der nie in Serie ging. Da es dafür auch keine Baupläne gab, hat sich Swoboda so ziemlich alles im Internet heruntergeladen, was er bekommen konnte und anhand von Fotos das Meisterstück gebaut. Swoboda verfügt über 45 Jahre Erfahrung im Modellbau.In den Pavillons, die entlang des Flugfeldes, das mit einem Zaun abgegrenzt ist, stehen, wird noch das eine oder andere nachgeschraubt. Das technische Equipment, das dort zu sehen ist, lässt den Laien schon in Bewunderung ausbrechen.Viele Arbeitsstunden stecken in den ModellenEs gibt so viele verschiedene Modelle – mit zwei bis sechs Rotorblättern, Maßstäbe in allen möglichen Größenordnungen, elektrisch oder mit Kerosin betrieben – es ist wirklich alles dabei. Wie viele Arbeitsstunden in diesen Modellen stecken, ist kaum vorstellbar. Vom Wert her könnte man sich, wenn man alles zusammenrechnet, vermutlich ein Einfamilienhaus bauen.Es ist ein tolles Hobby, da sind sich die Modellflieger einig. Der Modell-Sport-Club Schöneck kann schon auf ein mehr als 40-jähriges Bestehen zurückblicken. Seine 94 Mitglieder haben sich der Modellfliegerei verschrieben. Vom Segelflieger bis zum Helikopter wird hier alles geflogen. Das Gelände auf dem Gelben Berg ist sehr schön gelegen und für Fluggeräte bis 25 Kilo zugelassen.