Vogelschutzgruppe kümmert sich an L 3193 um die Umquartierung der Tiere

„Her mit den Kröten!“ Diese Aufforderung kommt in freundlichem Ton von Roland Reidel und ist an seine Mitstreiterin Regina Dückhardt gerichtet. Die beiden Helfer der Vogelschutzgruppe Ronneburg trafen sich gegenüber dem Günter-Vogler-Teich , um die dort versammelten Amphibien umzusiedeln.
„In Zeiten von Corona ist ein solcher Anblick fast schon etwas befremdlich“, schmunzelt Reidel mit Blick in den großen Eimer, in dem sich unzählige Kröten leise quiekend aneinander drängen. Fast immer klammert sich

dabei ein kleineres Männchen auf dem Rücken des erheblich größeren Weibchens fest. Die mehr als 60 Tiere sind durch einen schon vor Wochen aufgespannten Krötenzaun davor bewahrt worden, die – nicht nur für die Kriechtiere, sondern ebenso für Rad- und sogar Autofahrer – recht gefährliche Landesstraße 3193 zu überqueren.
„Die Kröten kommen derzeit aufgrund der steigenden Außentemperaturen aus ihren Erdverstecken heraus und werden sofort vom gegenüberliegenden Teich, in dem sie geboren wurden, magisch angezogen“, berichtet Regina Dückhardt und ergänzt, dass die Tiere zumeist in der Nacht bis zu einem halben Kilometer zurücklegen. Durch den gespannten Zaun werden sie dann zu Stellen geleitet, an denen Auffang- und Sammelbehälter platziert sind. „Wir kontrollieren die Eimer jeden Morgen und lassen die darin versammelten Tiere dann auf der anderen Straßenseite am Teichufer wieder frei“, so Dückhardt.
Ansturm der Kröten stellt für Gewässer kein Problem dar
Sie habe noch keinen der erdbraunen Probanden gesehen, der nach dem Aussetzen wieder über die Straße zurückhüpfen wollte. Dafür wäre wohl die Anziehungskraft des Wassers für Paarung und Laichgeschäft viel zu stark. Für dieses Frühjahr rechnet Roland Reidel insgesamt wieder mit rund 1000 „zu überführenden“ Kröten, so wie es auch im letzten Jahr schon der Fall gewesen ist. Für ihn ist es immer ein großer Spaß, den geübten „Brustschwimmern“ beim Start ins Wasser zuzuschauen. „Jeder Schwimmtrainer hätte bei diesem Anblick seine reine Freunde“, ist er überzeugt.

Für das Gewässer selbst stellt der regelrechte Ansturm der Tiere im Frühjahr kein Problem dar. Trotz der großen Laichmenge wird wohl wieder nur die für das Weiterbestehen notwendige Anzahl von Nachwuchskröten überleben. Die meisten von ihnen verschwinden naturgemäß in den Mägen der Fische und Wasservögel. „Wer in der Nahrungskette ziemlich weit unten steht, muss immer für viel Nachkommen sorgen“, erklärt Reidel. Zudem hätten die Kriechtiere auch unter der Trockenheit der beiden letzten Jahre sowie verschiedenen anderen Umwelteinflüssen zu leiden gehabt. „Daher lassen wir den Tieren auf ihrer derzeitigen Wanderung ein wenig Unterstützung zukommen“, erläutert Reidel. Der deutlich sichtbare grüne Krötenzaun wird noch einige Tage aufgestellt bleiben, bis der nächtliche Run in Richtung Voglerteich abgeebbt ist.