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Fallbach erst trocken, dann nass - Was dahinter stecken kann

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Wochenlang trocken, plötzlich gut gefüllt: Dr. Hubert Müller traute gestern am Fallbach in Hanau seinen Augen nicht. Vergangene Woche gab es hier keinen Tropfen Wasser.  Fotos: Thorsten Kleinerüschkamp / PM (2)
Wochenlang trocken, plötzlich gut gefüllt: Dr. Hubert Müller traute gestern am Fallbach in Hanau seinen Augen nicht. Vergangene Woche gab es hier keinen Tropfen Wasser. Fotos: Thorsten Kleinerüschkamp / PM (2)

Ronneburg/Hanau. Es wird vorerst keinen „Friday for Fallbach“ geben. Es hätte ja nahegelegen. Nachdem Tage lang das Bachbett im Mündungsgebiet in Hanau knochentrocken war wie ein Wadi in der israelischen Negev-Wüste, staunten gestern doch einige: Wie von Geisterhand war plötzlich reichlich Wasser im Unterlauf des Fallbachs.

Von Torsten Kleinerüschkamp

Also: Die Trockenheit ist wohl nicht dem Klimawandel geschuldet, sondern dem direkten Eingriff von Menschen am Verlauf des Baches. Was steckt hinter der speziellen Trockenperiode des Fallbachs, wenn man einmal von den großen Dürren des vergangenen und des aktuellen Jahres absieht?

Dr. Hubert Müller aus Langenselbold ging in der vergangenen Woche einem Hinweis aus seinem ehemaligen Gymnasium, der Hohen Landesschule Hanau, nach, an der er einst Chemie und Biologie unterrichtet hatte. Der Pädagoge hatte viele Jahre die Umwelt-AG der Schule geleitet. Mit einer Untersuchung über das Thema Kinzig und Fallbach sind im Jahr 2007 die damaligen Schüler der Umwelt-AG mit dem Dr.-Hermann-Messer-Preis ausgezeichnet worden. Noch heute arbeitet er ehrenamtlich mit Lehrern und Schülern zusammen, wobei die Gewässerökologie im Vordergrund steht.

„Ich kenne die Stelle an der August-Schärttner-Halle seit 20 Jahren“

Als „Anwalt“ und profunder Kenner des Fallbachs war Müller in der vergangenen Woche entsetzt über das, was er erblickte. Er sah nämlich nichts. Nur noch ein paar Tropfen da und Lachen dort. Dabei hatte er jahrelang die Güte des Gewässers mit Schülern bestimmt.

„Ich kenne die Stelle an der August-Schärttner-Halle seit 20 Jahren“, sagte er. Daraufhin war der Pädagoge den Fallbachverlauf von Neuberg bis Erlensee abgelaufen. In Neuberg-Ravolzhausen stellte er fest, dass dort der Fallbach noch, wenn auch wenig, Wasser führte. „Auf der Brücke an der Obermühle zwischen Ravolzhausen und Langendiebach sah ich einen ordentlichen Wasserstrahl“, teilte er mit. Sein Fazit: „Irgendwo zwischen Erlensee und August-Schärttner-Halle verschwindet wohl das Fallbachwasser“, vermutet er.

Problematik ist bei der Behörde bekannt

Wir haben die Probe gemacht und sind nach Hüttengesäß gefahren und haben in Höhe des Fallbachhauses einen Blick in das Gewässer geworfen. Das Ergebnis beim Blick über die Brücke war nicht berauschend. Auf der einen Seite sah man nur wenig Wasser und reichlich Grund mit Steinen. Nur links und rechts an den Ufern tropften Rinnsale bachabwärts. Richtung Oberlauf stand das Wasser dagegen träge im wohl tieferen Bachbett. Aber immerhin: Wasser war da.

Wie also nun kann es sein, dass über Nacht der Unterlauf bei Hanau wieder Wasser führt? Am Regenwetter des gestrigen Montags kann es nicht gelegen haben. Die Untere Wasserschutzbehörde, angesiedelt beim Main-Kinzig-Kreis, teilte auf Anfrage über Kreispressesprecher John Karsten Mewes mit: „Die Problematik am Fallbach ist unserer Wasserbehörde bekannt. Eine mögliche Ursache können Wasserentnahmen bei Erlensee und Hanau sein. In den kommenden Tagen wird es dazu einen Ortstermin der Fachbehörden geben“, sagte er.

Gefahr auf nachhaltige Folgen

„Wir haben wegen des ausgetrockenen Fallbachs schon einige Hinweise bekommen, darunter auch von Anglern“, sagte Mewes. Er wies auf die Besonderheit hin, dass beim Wasserrecht ein wesentlicher Punkt zu beachten gilt. Bei einer legalen und genehmigten Wasserentnahme darf es nicht passieren, dass der Flusslauf trockenfällt. Generell gelte: Wer sich mit einer Pumpe aus Fließgewässern zum Bewässern des Gartens bedient, sollte beachten, dass dies nur mit einer wasserrechtlichen Erlaubnis zulässig ist.

Die Inhaber einer wasserrechtlichen Erlaubnis sollten ihre Wasserentnahme daraufhin überprüfen, ob die Auflagen zum Mindestwasserabfluss eingehalten werden. Auch der erlaubnisfreie Anliegergebrauch stößt bei der derzeitigen schwachen Wasserführung an seine zulässige Grenze. Laut Behörde liegen nach wie vor alle Pegel unter dem mittleren Niedrigwasser. Vor diesem Hintergrund wies das Amt darauf hin, dass unnötige Wasserentnahmen unbedingt zu vermeiden seien. Jede zusätzliche Belastung in nahezu allen Fließgewässern, insbesondere durch Wasserentnahmen, führten zu einer Beeinträchtigung des Ökosystems. Es bestehe die Gefahr, dass der Naturhaushalt mit gravierenden Folgen nachhaltig gestört werde. Auf der Internetseite des ‧Hessischen Landesamtes für Naturschutz und Umwelt kann der Wasserdurchfluss einiger Fließgewässer eingesehen werden.›› www.hlnug.de/static/pegel/wiskiweb2/

Von Hüttengesäß nach Hanau: Der Fallbach (blaue Linie) legt laut dieser gedrehten und nicht genordeten Karte den Weg von Ronneburg-Hüttengesäß, Neuberg-Ravolzhausen, Erlensee-Langendiebach nach Hanau zurück, wo er in die Kinzig mündet. Grafik: OpenStreetMap-Mitwirkende

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