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Bereits 37 Tiere aufgenommen: Eichhörnchen-Auffangstation in Oberrodenbach so gefragt wie noch nie

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In der Auffangstation in Oberrodenbach sind derzeit 20 Eichhörnchen untergebracht. Die anderen Tiere, die zu Vera Heck und ihren Mitstreitern gebracht wurden, werden bei Unterstützerfamilien aufgepäppelt. © Axel Häsler

Bei diesem Anblick strahlen sicher nicht nur Kinderaugen. Auch so mancher Erwachsener dürfte seine Freunde an den vielen niedlichen Eichhörnchen haben, die sich derzeit in der Auffangstation am Amselweg in Oberrodenbach tummeln.

Seit Mitte März haben aufmerksame Spaziergänger insgesamt bereits 37 hilfsbedürftige kleine Nager in Rodenbach und weit darüber hinaus gefunden und sie zu Vera Heck und Thomas Becke gebracht. Seit zwei Jahren betreibt das Ehepaar mit drei weiteren Mitstreitern die ehrenamtliche Eichhörnchenhilfe Spessart. So groß wie jetzt war die Zahl der Tiere, die ihrer Obhut übergeben werden, allerdings noch nie.

Früher Nachwuchs wegen warmem Winter

„Durch den warmen Winter hat die Wurfsaison sehr früh begonnen. Leider haben wir dadurch auch ungewöhnlich viele unterernährte Hörnchen“, nennt Heck einen Grund für die deutlich höhere Zahl an Eichhörnchen, die Hilfe benötigen. Eine zweite Ursache sieht die 47-Jährige direkt in der Corona-Krise. Diese habe nämlich auch dazu geführt, dass viele Menschen jetzt Zeit hätten, um längere Spaziergänge zu machen.

„So sind nun auch mehr Leute im Wald unterwegs, denen dort hilfesuchende kleine Nager auffallen, die sie dann dem Eichhörnchen-Notruf melden oder direkt bei uns vorbeibringen“, so Vera Hecks Wahrnehmung. Die Oberrodenbacherin erläutert im HA-Gespräch auch gleich, wie ein Mensch erkennen kann, ob ein Eichhörnchen Hilfe braucht: „Wenn sie Hilfe benötigen, nähern sich Eichhörnchen Menschen oder auch Hunden. Das sieht putzig aus. Ihre Lage ist aber sehr ernst, da der Mensch die letzte Rettung für die Eichhörnchen ist. Daher ändern sie ihr Verhalten drastisch, sind sie doch eher scheue Gesellen und laufen normalerweise weg, wenn sie Menschen oder größere Tiere bemerken.“

Baumfällarbeiten bringen Eichhörnchen in Not

Es seien vor allem Jungtiere, die in diese prekäre Situation geraten, „weil sie aus dem Kobel gefallen sind oder die Mutter sie beim Transport in ein anderes Zuhause hat fallen lassen. Aber auch der Tod des Muttertiers oder Garten- beziehungsweise Baumfällarbeiten bringen Eichhörnchen in Not“, berichtet die gelernte Industriemechanikerin, die seit vielen Jahren in der Kommunikationsbranche tätig ist.

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Leckere Maiskolben: Die Eichhörnchen sind gut aufgehoben in der Auffangstation am Amselweg. © Axel Häsler

„Oft fallen kleine Eichhörnchen auf die Nase. Dann gibt es einen mehr oder weniger blutigen Nasenstubser. Doch diese Verletzung reicht meist schon aus, dass die Mutter das Kind nicht zurück in ihre Obhut nimmt. Das Eichhörnchen ist in ihren Augen verletzt und in der Natur konzentriert man sich dann lieber auf den restlichen Nachwuchs“, erklärt Heck, warum von den kleinen Eichhörnchen so viele in Not geraten.

Auch Ehrenamtliche Helfer nehmen die Tiere auf

Nicht alle der Tiere, die in die Auffangstation nach Oberrodenbach gebracht werden, bleiben dort. „Wir haben eine Reihe von Unterstützern, die Tiere, die in einem recht guten Zustand sind, zum weiteren Aufpäppeln aufnehmen. Hier in der Auffangstation haben wir derzeit 20 Eichhörnchen, womit wir uns auch an der Kapazitätsgrenze befinden“, stellt Heck klar. Wenn die Tiere etwa acht Wochen alt sind, werden sie in die Außenvoliere gebracht.

Dort sollen sie sich an die Umgebungsgeräusche sowie Wind und Wetter gewöhnen. „Im Alter von etwa 14 bis 15 Wochen – wenn sie fit und gesund sind – werden die Eichhörnchen ausgewildert und damit zurück in die Natur gebracht“, berichtet die 47-jährige weiter über die Vorgehensweise der Eichhörnchenhilfe Spessart.

Erster Rettungseinsatz war Mitte März

Zufälligerweise fast zeitgleich mit dem Beginn der Corona-Maßnahmen klingelte am 13. März erstmals in diesem Frühjahr das Notfalltelefon.  „Wir mussten ein ganz kleines Hörnchen in unsere Obhut nehmen. Es war noch zu jung, um alleine lebensfähig zu sein“, erinnert sich die frühere Leistungssportlerin, die in der Fußball-Bundesliga der Frauen für den 1. FFC Frankfurt gegen den Ball getreten hat.

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Mit viel Liebe kümmert sich Vera Heck um ihre kleinen Gäste und versorgt sie mit gesunder Nahrung. © Axel Häsler

Neben der Pflege der Tiere ist die Wissensvermittlung ein wichtiger Bestandteil der Arbeit von Vera Heck und Thomas Becke. So waren für dieses Frühjahr auch kurze Vorträge beziehungsweise Besuche von Kindergartenkindern bei der Eichhörnchenhilfe geplant. „Aufgrund von Covid 19 mussten wir diese jedoch leider absagen“, bedauert das Ehepaar.

Eichhörnchen-Notruf ist täglich erreichbar

Die Eichhörnchenhilfe Spessart ist Mitglied im bundesweit tätigen Eichhörnchen-Notruf sowie bei der Interessensgemeinschaft hessischer Wildtierpfleger. In dieser sind die hessischen Wildtierstationen organisiert, in denen sich Hilfestellen für die gesamte heimische Tierwelt befinden. „Von der Blindschleiche bis zum Bussard kann so jedem Tier schnell geholfen werden“, informiert Heck.

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Die Eichhörnchen fühlen sich sichtlich wohl. © Axel Häsler

Der Eichhörnchen-Notruf ist täglich von 10 bis 12 sowie von 17 bis 19 Uhr unter der Nummer 07 00/20 02 00 12 erreichbar. Wer im südhessischen Raum oder im benachbarten Unterfranken ein hilfsbedürftiges Eichhörnchen findet, kann sich auch direkt unter 01 71/5 12 09 29 an die Eichhörnchenhilfe in Oberrodenbach wenden und das Tier dann dort vorbeibringen. „Wenn es uns zeitlich möglich ist, können wir das Hörnchen auch direkt bei dem Finder abholen“, unterstreichen Vera Heck und Thomas Becke ihr großes Engagement im Dienst der süßen kleinen Nager.

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