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Nidderau: Heimatfreunde präsentieren Chronik von Windecken mit 1400 Jahren Stadtgeschichte

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Von: Jan-Otto Weber

680 Seiten Stadtgeschichte: Silvia Herrmann, Vorsitzende der Heimatfreunde Windecken, und Historiker Erhard Bus präsentieren im Museum Hospital die Chronik Windeckens.
680 Seiten Stadtgeschichte: Silvia Herrmann, Vorsitzende der Heimatfreunde Windecken, und Historiker Erhard Bus präsentieren im Museum Hospital die Chronik Windeckens. © Jan-Otto Weber

Für Silvia Herrmann war es ein „historischer und berührender Moment“, als sie gemeinsam mit anderen Heimatfreunden am Freitag im Museum Hospital den ersten Karton der Bücherlieferung öffnete und die Windecker Chronik in Händen hielt. Lange hatte sie auf diesen Moment gewartet, der sich am Ende noch um gut eine Woche verzögerte.

Nidderau – Doch dann kam die Lieferung der 800 Exemplare doch noch rechtzeitig vor dem offiziellen Präsentationstermin am kommenden Sonntag in der Willi-Salzmann-Halle (siehe Infokasten). Gut zwei Kilo wiegt die Chronik mit dem Titel „Die Geschichte Windeckens“, die von den Historikern Erhard Bus und Marlen Dannoritzer auf 680 Seiten ausgebreitet wird. Und auch der Inhalt ist gewichtig. Immerhin erhielt Windecken im Jahr 1288 Stadtrecht, noch 15 Jahre vor Hanau, und diente den Hanauer Grafen zeitweise als Residenz. Wegen der Jahrhunderte andauernden Tätigkeit der Stadt- und Amtsschreiber im Windecker Rathaus finden sich im Stadtarchiv und auch im Staatsarchiv Marburg zahlreiche Quellen, die Windeckens Bedeutung über die Jahrhunderte belegen.

Doch dieses Bewusstsein scheint den heutigen Protagonisten abhandengekommen zu sein, wie Erhard Bus, selbst alteingesessener Windecker, feststellt. Sei es bei der aktuellen Debatte um die Möblierung und der Planung eines Fontänenfelds für den Marktplatz anstelle eines Brunnens, das Abweichen von der historischen Farbgebung beim neuen Stadtlogo oder eben bei der Einschätzung der historischen Bedeutung des „Grafenstädtchens“.

Idee für Chronik schon 1988 aufgekommen

„Die politischen Verantwortlichen scheinen sich für die Geschichte der Stadt, die sie repräsentieren, nicht besonders zu interessieren“, meinte Bus am Montag bei einem Treffen mit Silvia Herrmann im Windecker Museum. So sei die Idee, eine Chronik der Stadt Windecken zu verfassen, bereits 1988 zur 700-Jahr-Feier aufgekommen, mit dem Ruhestand von Bürgermeister Willi Salzmann aber nicht mehr verfolgt worden. „Dass die Heimatfreunde sich der Sache angenommen haben, bevor dieses Geschichtsbewusstsein der Windecker ganz verschwindet, ist ihnen hoch anzurechnen“, lobt Bus.

Buchpräsentation am 13. November

Als Herausgeber der Windecker Chronik laden die Heimatfreunde Windecken für Sonntag, 13. November, um 16 Uhr die gesamte Bevölkerung zur Buchpräsentation in der Willi-Salzmann-Halle ein. Schirmherr der Veranstaltung ist der Landrat des Main-Kinzig-Kreises, Thorsten Stolz. Die Laudatio hält Dr. Markus Häfner, Historiker im Stadtarchiv Frankfurt. Für die musikalische Umrahmung des Programms sorgt die Musikschule Schöneck-Nidderau-Niederdorfelden, historische Zitate werden von der Nidder-Bühne verlesen. Es wird um Beachtung der aktuellen Corona-Bestimmungen gebeten. Zur eigenen Sicherheit ist das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung empfehlenswert, schreiben die Heimatfreunde. Die Chronik ist ab dem 21. November zum Preis von 39,90 Euro an folgenden Verkaufsstellen während der Öffnungszeiten zu erhalten: Mein Reisestübchen, Gehrener Ring 1-5, Nidder Forum; Stadtbücherei Nidderau, Marktplatz 1, Windecken; Städtisches Museum im Hospital, Hospitalstraße 1, Windecken

Allerdings muss auch die Vorsitzende Silvia Herrmann eingestehen, dass der Verein etwas naiv an die Sache herangegangen sei. Sie selbst hatte zur Jahreshauptversammlung im März 2018 den Antrag auf Erstellung einer Chronik eingebracht. Dass daraus das größte Projekt in der über hundertjährigen Vereinsgeschichte der Heimatfreunde werden würde, zeichnete sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ab. Doch die Beschaffung der Geldmittel zur Deckung der nicht unerheblichen Kosten wurde zur Mammutaufgabe. „Notwendig waren etliche Gesprächsrunden, beharrliches Klinkenputzen und Bettelbriefe verfassen über viele Monate hinweg“, schildert Herrmann die Bemühungen. „Dass es an manchen Stellen so hartleibig wird, hatten wir uns nicht vorgestellt.“

Klinkenputzen und Bettelbriefe zur Finanzierung

Wie hoch die Gesamtkosten am Ende waren, verriet Herrmann am Montag nicht. Doch es braucht nicht viel Fantasie um einen hohen fünfstelligen Betrag in Ansatz zu bringen. Ehrenbürgermeister Gerhard Schultheiß, für den Herrmann als Sekretärin tätig war, habe für das Projekt eine beachtliche Summe aus dem Sonderfonds des verstorbenen Vereinsfreundes Rudolf Walther vermittelt, betont die Vorsitzende. Deutlich kleiner fiel mit 4500 Euro die Beteiligung der Stadt Nidderau selbst aus. Ein Nachtrag, den die Heimatfreunde angesichts der zuletzt immens gestiegenen Papier- und Druckkosten angefragt hatten, sei nicht mehr möglich gewesen. Immerhin: Über ein städtisches Darlehen konnte die Vorfinanzierung des Projekts gedeckt werden. Und natürlich gab es weitere großzügige Mittel von Stiftungen und übergeordneten öffentlichen Ebenen sowie Zuwendungen von Firmen und Privatpersonen.

„So eine Chronik bekommt man eben nicht für einen Apfel und ein Ei“, sagt Herrmann. Doch mit dem Ergebnis ist sie hochzufrieden. „Diese Chronik ist das Sinnvollste und Beständigste, was der Verein je gemacht hat“, konstatiert Herrmann stolz. Und Historiker Bus bekräftigt: „Dass die Chronik am Ende so einen Umfang haben würde, hätte ich auch nicht gedacht und ist der umfangreichen Quellenlage geschuldet. Aber so ein Projekt mache ich auch kein zweites Mal mehr.“ (Von Jan-Otto Weber)

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