Haus in Nidderau mit Hakenkreuz und rechten Parolen beschmiert – Eigentümerin will Leute wachrütteln

„Unbekannte haben in der Nacht zum Montag im Nidderwiesenweg in Nidderau eine Garage und einen Zaun mit Farbe besprüht; darunter waren unter anderem Hakenkreuze und ‘SS’-Zeichen“, heißt es in einer Mitteilung des Polizeipräsidiums Südosthessen vom Montag.
- Haus in Nidderau mir rechten Parolen beschmiert
- Eigentümerin berichtet über weiteren Vorfall
- Polizei ermittelt nicht nur wegen Sachbeschädigung
Nidderau – „Die Tatzeit liegt zwischen 20.30 und 9.30 Uhr. Der Schaden wird zudem auf 500 Euro geschätzt.“ Was so nüchtern als Meldung im Polizeibericht daherkommt, löst bei Marita Roth einen Sturm der Gefühle aus. „Ich habe erst einmal Beruhigungstropfen genommen“, sagt die 59-jährige Windeckerin, deren Haus in der Nacht von Sonntag auf Montag derart beschmiert wurde. „Ich bin einfach schockiert und ich habe Angst.“
Der Spruch „Polen rauss“ – geschrieben mit „SS-Runen“ – und Hakenkreuze sind mit schwarzer Sprayfarbe auf den erst vor einer Woche erneuerten Zaun und die Garage geschmiert. Doch das ist nicht der einzige Vorfall, wie Roth am Montag im Gespräch mit dem HANAUER ANZEIGER berichtet.
„Vor drei Wochen habe ich entdeckt, dass ein Kugelahorn auf unserem Grundstück angesägt wurde. Ein Sachverständiger sagt, dass der Baum gefällt werden muss, damit er nicht umstürzt und jemanden verletzt. Ich habe den Baum selbst vor 30 Jahren gepflanzt.“
Nidderau: Verbergen sich rassistische Motive hinter der Tat?
Hintergrund der Taten ist ganz offensichtlich, dass Roth zwei ihrer Wohnungen auf dem Grundstück an polnische Familien vermietet hat. „Das sind sehr rechtschaffene Leute, die arbeiten gehen und ihre Steuern zahlen“, lässt Roth nichts auf ihre Mieter kommen. „Die Leute haben nun Angst und trauen sich nicht mehr, polnisch zu reden. Sie haben mich auch schon gefragt, wo sie künftig ihre Autos parken können, damit sie nicht beschädigt werden.“

Natürlich hat die Windeckerin Anzeige erstattet. Eine Polizeistreife war am Montagvormittag vor Ort und nahm den Fall auf. „Das Staatsschutzkommissariat ermittelt nun“, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt. „Es geht um den Straftatbestand der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und der Sachbeschädigung durch Graffiti.“
Nach Erfahrung der Polizei sei eine Veröffentlichung solcher Fälle trotz der möglichen Gefährdung der Eigentümer grundsätzlich sinnvoll. „Wir suchen nach Zeugen. Und die Täter werden so etwas wiederholen, wenn sie die Absicht haben, mit oder ohne Veröffentlichung.“
Vermieterin in Nidderau ist sich der Lage bewusst
Auch Marita Roth ist sich der Lage bewusst. „Nicht nur unsere Mieter, auch meine Schwester, die mit im Haus wohnt, mein Lebensgefährte und ich haben Angst. Denn die Tat richtete sich auch gegen uns.“
Sie will nun Gitter vor den Fenstern anbringen und Kameras auf dem Grundstück installieren lassen, auf dem sich noch weitere Mietwohnungen befinden. Dennoch hat sie sich spontan entschlossen, mit diesem Vorfall an die Öffentlichkeit zu gehen. „Ich will die Öffentlichkeit wachrütteln, dass so etwas auch hier in unserem beschaulichen Windecken passieren kann“, zeigt sich die 59-Jährige empört. „Da kann man doch nicht einfach so drüber wegsehen. Wir sind hier in Nidderau ja schließlich keine Kriminalitätshochburg.“
Hinweise erbeten
Das Kommissariat Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Die Polizei bittet um Hinweise unter der Kripo-Hotline 06181 100-123.
Auch in Offenbach werden Nazi-Symbole verbreitet. In den Lack eines Autos wurden Hakenkreuze gekratzt.
Am helllichten Tag geriet ein Auto in Nidderau in Brand. Die Feuerwehr war mit Atemmasken im Einsatz. Zu einem Feuer kam es kürzlich auch in der Bahnhofstraße in Niidderau. Die Feuerwehr rettet vier Menschen, die zwischenzeitlich in Lebensgefahr schwebten.