Neues Elektro-Car-Sharing-Konzept in Nidderau

Nidderau – Leise, emissionsfrei, sparsam: Das Auto der Zukunft fährt elektrisch. Dass diese Zukunft längst begonnen hat, bildet sich im Straßenverkehr bislang aber eher unzulänglich ab. Seit 2. Januar ändert sich das in Nidderau: Ein Elektroauto steht ab sofort sowohl städtischen Bediensteten als auch Bürgern zur Verfügung.
Von Rainer Habermann
Das Zauberwort heißt „E-Car-Sharing“. Dabei handelt es sich um einen vollelektrischen Pkw, der an der Ladesäule vor dem Heldenbergener Rathaus auf Mieter wartet. Einen schmucken, weißen „Renault Zoe“ mit 41 kw/h-Batterie, rund 92 PS Leistung und einer Reichweite von rund 280 Kilometern (mit einer Batterieladung) bietet die Firma „mobileeee GmbH“ (ja, es stehen tatsächlich vier „e“ im Firmennamen) aus Frankfurt allen Kunden, die den Flitzer stunden-, tage- oder wochenweise mieten wollen.
Mieten und zahlen bquem per App
Gemietet wird per Smartphone-App, abgerechnet ebenfalls. Das Besondere an diesem Car-Sharing-Modell: Die Stadt Nidderau hat das Fahrzeug für 570 Euro monatlich geleast, Verwaltungsmitarbeiter erledigen mit ihm notwendige Fahrten. Außerhalb der Arbeitszeiten steht der Zoe der Allgemeinheit zur Verfügung; gegen eine relativ günstige Vergütung, welche am Ende die kommunale Leasingrate mindert.
Bürgermeister Gerhard Schultheiß (SPD), Erster Stadtrat Rainer Vogel (Bündnis 90/Die Grünen), Florian Fröhlich von mobileeee und Karsten Munk vom Hersteller und Betreiber der Ladeinfrastruktur, der Maingau Energie GmbH aus Obertshausen, haben Konzept und Fahrzeug im Rathaus vorgestellt. „Wir wollen die E-Mobilität in der Stadt voranbringen“, sagt Schultheiß dazu. Der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zum Abschluss eines Leasing-Vertrags zwischen Magistrat und mobileeee datiert laut Bürgermeister vom 19. Februar 2018. „Der Zoe vermittelt das Fahrgefühl eines 120-PS-Autos“, zeigte sich Vogel recht angetan vom flotten und dabei nahezu geräuschlosen sowie emissionsfreien Vortrieb, charakteristisch für Elektromotoren. Das Gefährt wiegt (mit Batterie) rund 1,5 Tonnen, also etwa soviel wie ein vergleichbarer VW Golf VII. Und hat in etwa auch dessen Abmessungen.
9000 Ladepunkte in ganz Deutschland
„Wir sind bundesweit tätig, mit regionalen Schwerpunkten – neben Berlin, Bayern und Baden-Württemberg in Friedrichsdorf, Karben, Mörfelden-Walldorf und Frankfurt“, erläutert Fröhlich das Konzept von mobileeee. „Mit Maingau Energie haben wir eine Kooperation, die Stromkosten fürs Laden gehen gegenüber der Stadt zu unseren Lasten, ebenso Wartung und Regelreinigung.“ Der Betreiber, Planer und Lieferant der Ladesäulen ergänzt: „Wir haben unseren Schwerpunkt in Obertshausen und betreiben derzeit rund 50 eigene Säulen. Über unser Roaming-Netz, für das die Ladekarte funktioniert, verfügen wir aber über rund 32 000 Ladepunkte europaweit und alleine rund 9000 in ganz Deutschland.“ Der Ladestrom koste derzeit 25 Cent pro Kilowattstunde, als Direktkunde von Maingau zahlt der Mieter 15 Cent. „Dieses Konzept vertreiben wir unter 'einfach Strom laden'“, erläutert der Projektleiter für Elektromobilität und Vertrieb von Maingau Energie, Munk.
Standort des Renault Zoe ist immer der Parkplatz vor dem Rathaus, wo auch die Ladesäule steht. Hierhin muss er auch am Mietende zurückgebracht werden. Es handelt sich also um ein Stations-gebundenes Car Sharing, kein „Free Floating“, bei dem Anmiet- und Abgabestation variieren können. „Wir wollen dem ÖPNV keine Konkurrenz machen“, sagt Fröhlich dazu.