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Bei den Nidderau Borussen geht es um mehr als nur Fußball

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Von: Jan-Otto Weber

Zum zehnjährigen Bestehen beschenkten die Nidderau Borussen ihre Mitglieder mit einem Schal. Von Borussia Dortmund gab es ein Jubiläums-Trikot für den Fanclub, worüber sich Betty Hungsberg (Beisitzerin), Karin Pauly (Kassiererin), Peter Schmitt (Vorsitzender) und Ralf Grünke (Initiator der Stolperstein-Patenschaft) freuen.
Zum zehnjährigen Bestehen beschenkten die Nidderau Borussen ihre Mitglieder mit einem Schal. Von Borussia Dortmund gab es ein Jubiläums-Trikot für den Fanclub, worüber sich Betty Hungsberg (Beisitzerin), Karin Pauly (Kassiererin), Peter Schmitt (Vorsitzender) und Ralf Grünke (Initiator der Stolperstein-Patenschaft) freuen. © Jan-Otto Weber

Dortmund-Fans gibt es in Nidderau nicht erst seit zehn Jahren. Immerhin liegt die Fußball-Herrenmannschaft des Vereins mit acht deutschen Meistertiteln in der ewigen Tabelle der Bundesliga nach über 50 Jahren Bundesligazugehörigkeit auf dem 2. Platz.

Nidderau –Doch mit dem charismatischen Trainer Jürgen Klopp und dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft im Jahr 2011 wuchs auch bei den Nidderauer BVB-Anhängern der Wunsch, die gemeinsame Leidenschaft offiziell zu machen.

Gründung 2012 mit acht BVB-Anhängern

„Treibende Kräfte waren damals Karin Pauly, Markus Maza und meine Wenigkeit“, erinnert sich der Vorsitzende Peter Schmitt. „Wir hatten vorher immer schon mal vor dem Fit-Inn in Heldenbergen zusammengestanden und gesagt ‘wir könnten doch mal’. Und dann ging alles ganz schnell.“

Am 10. Januar 2012 trafen sich acht BVB-Fans im Heldenberger Sportheim beim „Ali“ und gründeten die Nidderau Borussen. Dass der Verein im selben Jahr mit „Kloppo“ erstmals das Double aus Meisterschaft und Pokal holte, beflügelte den jungen Club zusätzlich. „Die Gründung sprach sich rum, die Zahl der Mitglieder stieg schnell an“, erzählt Schmitt. „Schon nach wenigen Jahren knackten wir die 100er-Grenze. Auch Landrat Erich Pipa war Mitglied bei uns.“

Mitgliedern sind soziales und gesellschaftliches Engagement wichtig

Eines der ersten Neumitglieder nach der Gründung war Ralf Grünke, Initiator des Erinnerungsprojekts „Stolpersteine“ in Nidderau, das auf den Kölner Künstler Gunter Demnig zurückgeht. Der Bildhauer verlegte in den Jahren 2008 bis 2011 insgesamt 80 Messingtafeln in Windecken, Ostheim und Heldenbergen zum Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus. Seit 2013 haben die Nidderau Borussen die Patenschaft für Stolpersteine für die Familie Scheuer in der Straubelgasse in Heldenbergen, die jedes Jahr von den Mitgliedern poliert und gepflegt werden. Vor zwei Jahren kamen weitere Putzpatenschaften in der Windecker Glockenstraße dazu.

„Der BVB ermutigt seine Fans, sich sozial und gesellschaftlich zu engagieren“, berichtet Peter Schmitt. Damals hatte die für das Fritz-Bauer-Institut tätige Regionalforscherin Monica Kingreen in Kooperation mit der Brückengemeinde Heldenbergen eine Stolperstein-Führung organisiert, an der auch die Nidderau Borussen und ein offizieller BVB-Fanbeauftragter teilnahmen. Zur Abschlussrunde in der Brückenkirche berichtete Peter Schmitts Schwiegervater Franz Seyfried als Zeitzeuge von der Deportation der jüdischen Heldenberger. „Das hat vor allem bei den Konfirmanden tiefen Eindruck hinterlassen“, erinnert sich Schmitt.

Familientauglichkeit ist den Nidderau Borussen wichtig. Das lebt der Fanclub beispielsweise bei seinen Sommerfesten.
Familientauglichkeit ist den Nidderau Borussen wichtig. Das lebt der Fanclub beispielsweise bei seinen Sommerfesten. © PM

Erst kürzlich nahm Ralf Grünke an einer einwöchigen Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz teil, die von Borussia Dortmund organisiert worden war. „Ich würde schon sagen, dass sich der Verein in der Wahrnehmung seiner Verantwortung da im Profifußball hervorhebt“, sagt Grünke. „Und ich habe vom ersten Tag festgestellt, dass hier in Nidderau sozial engagierte Leute zusammen sind, denen es wichtig ist, dass man auch seine ganze Familie zu den Feiern und zum Fußballschauen mitbringen kann.“ Das sei im Übrigen ganz im Sinne von BVB-Gründungsvater Franz Jacobi, berichtet Grünke, dessen kürzlich geborener Enkel von seinem Sohn den Vornamen Jacobi erhielt.

Doch das Engagement der Nidderau Borussen, das von Borussia Dortmund übrigens auch registriert und bei der Zuteilung von Eintrittskarten für die Spiele berücksichtigt wird, beschränkt sich nicht auf die Stolpersteine. Schon zum ersten Sommerfest im Gründungsjahr spendete der Fanclub 250 Euro an den Verein Sterntaler, der die Kinderklinik Hanau unterstützt.

Nidderau Borussen spenden regelmäßig

Bei einem 24-Stunden-Lauf der Lebenshilfe lernten die Mitglieder Mareike Meister von der Sophie-Scholl-Schule in Hanau kennen, woraus eine jahrelange Unterstützung entstand. So sponsorte die BVB-Stiftung „leuchte auf“ durch die Vermittlung der Nidderauer einen Bolzplatz samt Toren für die inklusive Grundschule. Zudem spenden die Nidderau Borussen regelmäßig, etwa an den Verein LaLeLu in Bruchköbel, an die Bürgerstiftung Nidderau oder auch spontan nach dem verheerenden Wohnhausbrand in Erbstadt im Januar 2018.

„Uns ist eben wichtig, dass wir nicht nur grölend im Bus nach Dortmund fahren, sondern auch etwas tun“, fasst Kassiererin Karin Pauly zusammen. Aber natürlich geht es bei den Nidderau Borussen in erster Linie um Fußball. Nicht nur in Dortmund oder bei Auswärtsspielen in der Bundesliga sind die Schwarz-Gelben aus Nidderau im Stadion. In den vergangenen zehn Jahren unterstützten Fans des Clubs ihre Elf auch in Marseille, Barcelona, Madrid, Lissabon oder 2013 im Londoner Wembley-Stadion im Champions-League-Endspiel gegen den FC Bayern München, das trotz der 1:2-Niederlage ein unvergessliches Erlebnis bleibt. Ebenso wie der Besuch von Horst „Schotte“ Trimhold in Heldenbergen, der in den 1960ern erst für die Eintracht und dann für den BVB spielte und nach seiner Karriere in Hanau eine Druckerei betrieb.

Corona-Pandemie erschwert Vereinsleben

Allerdings hat die Corona-Pandemie auch das Vereinsleben der Nidderau Borussen eingeschränkt. Zur neuen Saison hoffen die Vorstandsmitglieder wieder auf mehr Zulauf. Nicht nur die Liga-Spiele, auch die Begegnungen in der Champions-League sollen – trotz der inzwischen komplizierten Sendelizenzen im Bezahlfernsehen – nach Möglichkeit im Vereinsheim, dem ehemaligen Domizil der Heldenberger Geflügelzüchter, vereinsintern für die Mitglieder angeboten werden.

„Bisher hat unser Vereinsleben immer großen Spaß gemacht, und wir haben einiges bewegt“, sagt der Vorsitzende Peter Schmitt. „Das soll natürlich mindestens auch in den nächsten zehn Jahren so bleiben.“

Von Jan-Otto Weber

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