Aus für zentrale Sportanlage in Nidderau: Kleinere Alternative in Heldenbergen in Sicht

Die zentrale Sportanlage jenseits der B521 ist tot, es lebe der Sportpark in Heldenbergen – so könnte das Fazit der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Infrastruktur und Klimaschutz mit Zuladung der Kollegen des Ausschusses für Sport, Kultur und Gesundheit sowie Vereinsvertretern lauten. Der erste Teil der Aussage stimmt nach rund zweistündigen Beratungen, Teil zwei hat von den Ausschussmitgliedern wegen weiteren Informationsbedarfs keine Zustimmung bekommen, darüber soll die Stadtverordnetenversammlung entscheiden.
Nidderau – Grund für das Umdenken in der Verwaltung weg von einer zentralen Sportanlage waren die Überlegungen vor allem der Fußballvereine, so schnell wie möglich einen Kunstrasenplatz zu bekommen, um nicht noch mehr Jugendliche und Aktive an Teams außerhalb von Nidderau zu verlieren. Während sich Eichen und Erbstadt aus der zentralen Sportanlage schon früh ausgeklinkt hatten, könnte sich der Vorsitzende der FC Sportfreunde 1924 Ostheim, Jörg Duckwitz, persönlich für die große Lösung erwärmen. Aber die Entscheidung, diesen Weg mitzugehen, wolle er einer Mitgliederversammlung überlassen, betonte er.
Sanierungsbedürftiges Victoria-Vereinsheim würde abgerissen
In Windecken und Heldenbergen sieht die Stimmungslage anders aus. Die Vereinsvorstände des SC Eintracht/Sportfreunde Windecken und des S.V. Victoria 1910 Heldenbergen hatten sich im Falle einer Abkehr von der zentralen Sportanlage bereit erklärt, auf das jeweilige eigene Vereinsgelände verzichten zu wollen, sollten die Planer zu dem Schluss kommen, dass entweder das Areal in Windecken oder das in Heldenbergen für eine großzügige Anlage geeigneter sei.
Michael Dorlas von BPG Landschaftsarchitekten und Bürgermeister Andreas Bär stellten dann vor vielen Interessierten die Pläne einer Sportanlage auf dem jetzigen Gelände von Victoria Heldenbergen vor. In einem ersten Bauabschnitt würde das sanierungsbedürftige Vereinsheim abgerissen und der schon vorhandene Parkplatz um diese Fläche vergrößert. Der Tennenplatz würde in einen Kunstrasenplatz umgewandelt und der Rasenplatz grundlegend ertüchtigt.
Ein Leichtathletikstadion im zweiten Bauabschnitt
Anschließend an das bestehende Areal müsste die Stadt als künftige Gewerbeerweiterungsfläche deklariertes Land zukaufen, um an der Büdinger Straße parallel zum Tennenplatz einen weiteren Parkplatz zu bauen, an dessen von der Straße abgewandten Stirnseite ein Multifunktionsgebäude mit Vereinsheim und notwendiger Infrastruktur entstehen könnte.
In einem zweiten Bauabschnitt würde parallel zur Büdinger Straße ein Leichtathletikstadion gebaut werden. Hierzu meinte der Vertreter des Turnvereins Windecken, diese Anlage müsse nur für Trainingszwecke und kleine Wettkämpfe geeignet sein, zum Beispiel nur über vier Laufbahnen verfügen. Über die Ausgestaltung des Platzes innerhalb der Tartanbahn – ob Natur- oder Kunstrasen– könne man sich zu einem späteren Zeitpunkt noch Gedanken machen.
In einem Jahr könnte bei Zustimmung Baubeginn sein
Die reinen Baukosten bezifferte Dorlas auf rund acht Millionen Euro – zum heutigen Zeitpunkt. Hinzu kämen Untersuchungen des Baugrunds, Planungskosten und der Geländeerwerb. Gegenfinanziert werden soll das Projekt, erläuterte Bär, durch den Verkauf des Sportplatzgeländes in Windecken. Dafür müsse aber zunächst ein Emissionsgutachten über die spätere Nutzung als Wohn-, Misch- oder Gewerbegebiet erstellt werden. Würde man die notwendigen Finanzmittel in den demnächst zu verabschiedenden Etat einstellen, könnten bestenfalls in rund einem Jahr die Bauarbeiten beginnen, falls es keine Probleme beim Landerwerb gebe.
Genau dies war ein Punkt, an dem die Meinungen der Ausschussmitglieder auseinandergingen. Niemand könne zum jetzigen Zeitpunkt sagen, ob die notwendigen drei Hektar Land und zu welchem Preis sie angekauft werden können. Wenn man vom Ausschuss aber auch kein grünes Licht für die Weiterverfolgung dieses Sportanlagenbaus bekomme, könne man auch nicht in Grundstücksverhandlungen eintreten, hielt der Bürgermeister entgegen. Ein „typisches Henne-Ei-Problem“.
Kommt der „FC Nidderau“?
Da aber noch eine ganze Reihe von Unklarheiten, Fragen, Anregungen und Vorschlägen im Raum standen, beschloss der Ausschuss, nur die zentrale Sportanlage jenseits der B521 zu Grabe zu tragen und die Stadtverordneten über die Weiterverfolgung der Pläne in Heldenbergen entscheiden zu lassen. Bis zu dieser Sitzung wäre genügend Zeit, sich in die Unterlagen gründlich einzuarbeiten, so der Konsens.
Die Frage an Vorstandsmitglied Andreas Schultheiß (Windecken) und den Vorsitzenden Andreas Koffler (Heldenbergen), ob die beiden Plätze für den Spielbetrieb beider Vereine ausreichen würden, beantworteten diese mit „Ja“. Man strebe bei den Aktiven eine Spielgemeinschaft mit zwei Teams an. Im Jugendbereich existiere bereits eine Jugendspielgemeinschaft bestehend aus mehreren Vereinen. Im Windecker Vorstand würde man sogar noch weitergehen und nach der Aufgabe des traditionellen Standorts Am Sportfeld eine Fusion mit Victoria anstreben, falls die Mitglieder diesen Schritt mitgehen. In Heldenbergen will man es erst einmal bei der Spielgemeinschaft belassen, steht aber einer Fusion der beiden Traditionsvereine zu einem „FC Nidderau“ durchaus aufgeschlossen gegenüber. (Thomas Seifert)