Angelfischer-Gemeinschaft in Nidderau initiiert Untersuchung zur Artenförderung

Die Fischart Nase, so genannt wegen ihres verlängerten, nasenförmigen Oberkiefers, ist für ein Gewässer der „Barbenregion“ (siehe Infokasten), zu der auch die Nidder zählt, ein wichtiger Faktor, um der Eutrophierung (organische Belastung) vorzubeugen. Denn die Nase weidet mit ihrer hornartigen Oberlippe den Algenbewuchs auf Steinen und Pflanzen ab und hält so den Gewässergrund sauber.
Nidderau – Die Angelfischer-Gemeinschaft Nidder (AGN) hat schon mehrmals die Nase als Besatz in die Nidder eingebracht. „Da der Rückfang jedoch sehr sporadisch war, haben wir uns entschlossen, dieser wichtigen Fischart besondere Aufmerksamkeit zu widmen“, teilt die AGN zum Vorgehen in der heimischen Fischregion mit. Die Nidderauer Angler nahmen Kontakt mit dem Regierungspräsidium Darmstadt (Referat Landwirtschaft, Fischerei und internationaler Artenschutz) auf, um finanzielle Unterstützung aus dem entsprechenden Förderprogramm für das Projekt zu beantragen.
Bei einem Vororttermin mit Vertretern des Regierungspräsidiums wurde beschlossen, zuerst eine eingehende Untersuchung des vorhandenen Nasenbestandes in der Nidder durchführen zu lassen, erläutern die AGN-Aktiven weiter. Hierzu beauftragten sie die Bürogemeinschaft für fisch- und gewässerökologische Studien BfS. Im Juni 2022 wurde das Monitoring der Nasenpopulation in der Nidder durch das Institut mit einem „Elektrofischen“ begonnen. Dabei wird mit Hilfe eines Elektrofanggerätes ein Gleichstrom oder Impulsstrom durch das Wasser geleitet, und bei sachgemäßer Anwendung schwimmen die im Stromkreis befindlichen Fische zur Anode, wo sie eingesammelt werden können.
Auch fremde Arten festgestellt
„Hierbei stellte sich heraus, dass die Artenvielfalt in der Nidder recht hoch ist, wenn auch das Aufkommen der einzelnen Arten nicht einem ausgewogenen Bestand entspricht“, berichtet die AGN. „Auf den Elektrokeschern erschienen neben den allgegenwärtigen Rotaugen, Rotfedern, Döbeln, Brassen, Barschen, Hechten und Aalen auch Bachforellen, Hasel, Bitterlinge, Schneider, Barben und nicht zuletzt die zu untersuchenden Nasen. Diese Aufzählung hat übrigens keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Leider fanden sich auch fremde Arten wie Blaubandbärbling und Sonnenbarsch auf dem Fanggerät.“

Als nächste Aktion wurden sogenannte Fraßplatten ausgebracht. In diesem Fall handelte es sich um Betonplatten von 50 mal 50 Zentimetern, auf denen sich Algen ansiedeln, die wiederum von den Nasen abgeweidet werden. „Hierbei entstehen Fraßspuren, die in ihrer Häufigkeit und Breite Rückschlüsse auf den Nasenbestand im Gewässer zulassen“, erläutern die Experten. Diese Fraßplatten wurden viermal im Laufe des Jahres kontrolliert.
Im Oktober 2022 fand abschließend noch einmal eine Elektrobefischung statt, mit einem ähnlichen Ergebnis wie im Juni. Im abschließenden Bericht wird die Habitatverbesserung, hier explizit die Herstellung von Kiesgeschiebebereichen mittels Einbringung von Grobkies und Wasserbausteinen vorrangig empfohlen, um Laich- und Aufwuchshabitat herzustellen. Hieran arbeitet die Angelfischer-Gemeinschaft Nidder laut Mitteilung nun in Zusammenarbeit mit den städtischen Institutionen.
Zuständigkeitsbereich bis Altenstadt
Die AGN, Pächterin des Fischereirechts in der Nidder im Bereich der Stadt Nidderau bis hin zur Autobahn 45 im Bereich Altenstadt, bemüht sich seit den 1980er Jahren um die Verbesserung der Strukturen im und am Gewässer. Ziel ist es, einen vielfältigen, standortgerechten Fisch- und Fischnährtierbestand in der Nidder zu etablieren. Diese Biodiversität sei ein zwingendes Ziel der Europäischen Wasserrahmen Richtlinie. Laut Mitteilung sollen bis zum Jahr 2027 etwa 90 Prozent der Fließgewässer die Bedingungen dieser Richtlinie erfüllen. Nach Schätzung der AGN-Mitglieder liege Deutschland bei etwa 20 Prozent.
„Hauptursache sind Querverbauungen, auch kleiner Flüsse, durch völlig ineffektive Kleinwasserkraftwerke, deren Turbinen auch noch wandernde Fische zu tausenden häckseln“, beschreibt die AGN, die laut eigener Aussage jedes Jahr etwa 200 Arbeitsstunden und einige tausend Euro für Pacht und Fischbesatz investiert, um in ihrem Einflussbereich Verbesserungen zu erzielen. Die AGN handele diesbezüglich getreu dem Vorwort im alten Ausweis des Deutschen Angelfischerverbands (DAFV): „Angler, dein Recht ist, Anteil zu haben an dem großen Schatz, den die deutschen Fischgewässer bergen. Deine Pflicht ist, diesen Hort zu schützen, zu hegen und zu pflegen, wo immer es auch sei.“
Ziel ist EU-Richtlinie
„Aus diesem Grund ist es ebenfalls sehr sinnvoll, die Nidderaue zwischen Heldenbergen und Windecken mit den Uferschonstreifen und der Reaktivierung eines Altarms im Sinne des Natur- und Fischartenschutzes aufzuwerten“, verweist die AGN auf die geplanten Renaturierungsmaßnahmen in der Nidderaue, die im Gegensatz zur sogenannten Nidder-Querung von allen Beteiligten Akteuren in Nidderau befürwortet werden. (jow)