Workshop der Freiwilligenagentur hilft beim „Argumentieren gegen Rechts“

Die Freiwilligenagentur „Maintal aktiv“ lud zum Workshop „Argumentieren gegen Rechts“, der über Zivilcourage und den Umgang mit diskriminierenden Aussagen informierte.
Maintal - Menschen werden dieser Tage wieder häufiger mit rechten und diskriminierenden Positionen konfrontiert. „Macht es Sinn, jetzt zu diskutieren – oder habe ich noch andere Handlungsoptionen?“ „Wie gehe ich mit Rassismus im Familien- und Freundeskreis um?“ Um Fragen wie diesen auf den Grund zu gehen, bot die Maintaler Freiwilligenagentur den kostenlosen Workshop in Kooperation mit dem Berliner Netzwerk „Gegenargument“ im Stadtteilzentrum Bischofsheim an.
Dozentin Nadja Kaiser gab dabei zahlreiche Tipps zum praktischen Umgang mit Rassismus, Frauenhass und anderen Formen von Diskriminierung. Mithilfe verschiedener interaktiver, wissensvermittelnder und reflektierender Methoden wurden die zehn Teilnehmenden dabei unterstützt, in konkreten Situationen künftig sicherer, souveräner und zielführender zu reagieren.
Zuerst: dem Opfer der Diskriminierung helfen
Wenn man Zeuge von Diskriminierung wird, gehe es bei der Reaktion zunächst darum, die Opfer der diskriminierenden Aussagen in den Fokus des eigenen Handelns zu rücken. Die Frage „Wie ist dem Opfer in dieser Situation am besten geholfen?“, müsse am Anfang stehen. Es gehe zunächst um eine Solidarisierung und darum, die Kommunikation mit dem Opfer zu suchen – sei es über eine direkte Ansprache oder nur über Blicke. „Betroffenenschutz geht vor Täteranalyse“, fasste Kaiser eine der wichtigsten Grundlagen von Zivilcourage zusammen.
Schließlich sei genau das, ein Perspektivwechsel und Empathie gegenüber diskriminierten Personengruppen, etwas, das Täterinnen und Tätern nicht gelingt. Im Anschluss könne man sich an die Absender der Diskriminierung wenden – „hart in der Sache, weich zum Menschen“, stellte Kaiser klar. Sich auf das Niveau der vo-rangegangenen Diskriminierung hinab zu begeben, ebenfalls mit Beleidigungen zu reagieren und den Täter verletzen zu wollen, führe in der Regel eher zu einer Eskalation der Situation. Menschen, die im Alltag regelmäßig Opfer von Diskriminierung werden, wollen genau das aber meistens vermeiden.
Folgen von rassistischen Bemerkungen klar machen
Bei der Ansprache von Tätern sei es eine gute Strategie, „zunächst nachzufragen, was sie genau meinen, Beispiele einzufordern“, so Kaiser. Hinter Rassismus verberge sich oft eine grundsätzlich menschenverachtende Haltung. „Bringt diese Personen in die Situation, Menschen-verachtendes laut auszusprechen“, empfahl Kaiser, beispielsweise durch die Frage: „Was bedeutet diese Aussage in der Folge?“ „Früher war das noch nicht diskriminierend.“ „Deutschland verliert seine Identität und seinen Wohlstand.“ Für manche mögen diese Aussagen harmlos klingen, doch sie machen regelmäßig eine rassistische Haltung des Absenders sichtbar. Wichtig sei, diese Form von „Katastrophenrhetorik“ nicht zuzulassen und zu „Entdramatisieren, ohne zu verharmlosen“.
Eine Reaktion auf frauenverachtende Aussagen könne demnach wie folgt aussehen: „Nein, das Bedürfnis nach Geschlechtergerechtigkeit ist keine Wahnvorstellung. Seit hunderten Jahren kämpfen Frauen für Gleichberechtigung und die Lebenssituation der Menschen hat sich dadurch nicht verschlechtert. Ja, ich verstehe, dass Veränderungen herausfordernd sind, aber es gibt eben immer noch Ungleichbehandlung.“ Die Teilnehmenden des Workshops erhielten am Ende die umfangreiche Broschüre „Haltung zeigen! Gesprächsstrategien gegen Rechts“ der Rosa-Luxemburg-Stiftung, mit der sie hoffentlich auch in Zukunft gut vorbereitet sind.
Die Broschüre „Haltung zeigen! Gesprächsstrategien gegen Rechts“ steht auf rosalux.de kostenlos zur Verfügung. Weitere Informationen und Termine des Netzwerks „Gegenargument“ gibt es ebenfalls online unter gegen-argument.de
Von Per Bergmann