Wollige Naturpfleger in Maintal

Maintal – Schafe als Landschaftsgärtner? Das könnte bald der Fall in Maintal sein. Der Magistrat schlägt in einer Vorlage vor, die städtischen Wiesen- und Streuobstwiesenflächen von einem Schäfereibetrieb beweiden zu lassen.
Hintergrund ist laut Vorlage die Vernachlässigung der regelmäßigen Pflege der Grundstücke, die zu einer Verbuschung der Flächen führe, zum Beispiel mit Brombeersträuchern. „Die Landschaft verliert ihren offenen, vielfältigen Charakter. Streuobstwiesen und damit auch seltene Tier- und Pflanzenarten gehen dadurch unwiederbringlich verloren“, heißt es in der Magistratsvorlage, die heute im Klimaausschuss auf der Tagesordnung steht. In Maintal sei vor allem die Kleinteiligkeit der Wiesen ein Problem bei der Pflege, eine landwirtschaftliche Nutzung sei nicht möglich. Die Problematik der schwierigen Pflege betreffe daher sowohl die vielen Eigentümer kleiner Wiesenparzellen als auch die Stadt Maintal; zirka acht Hektar sind derzeit im Besitz der Stadt.
Drei Alternativen für Pflege
Für die Pflege gibt es laut Vorlage drei Alternativen. Das Mulchen als Maßnahme mit dem geringsten Aufwand und den geringsten Kosten. Ein- bis zweimal im Jahr werden die Flächen dabei bearbeitet, das Mulchmaterial bleibt darauf liegen, was zu ungewollter Nährstoffanreicherung führt. Die Maßnahme sei daher nur punktuell und für einen kurzen Zeitraum ratsam.
Ebenfalls ein- bis zweimal im Jahr nötig wäre eine Mahd, bei der das Schnittgut abtransportiert wird. Diese Maßnahme entspricht laut Vorlage anders als die Mulchung auch den naturschutzfachlichen Vorgaben. Aufgrund der kleinteiligen Wiesenstruktur ist die Bearbeitung mit landwirtschaftlichen Geräten in Maintal jedoch nicht möglich, viele Streuobstwiesen seien zudem schwer zu erreichen. Entsprechend teuer könnten die Maßnahmen werden.
Als landschaftsschonende Alternative bringt der Magistrat daher die Beweidung mit Schafherden ins Spiel. „Die Beweidung ist zudem regionaltypisch und traditionell. Die Beweidung ist auch aus naturschutzfachlicher Sicht die beste Methode, um die Wiesen zu pflegen und sie in ihrer Vielfalt als Lebensraum zu erhalten“, so die Stadt.
Großflächige Beweidung durch Schutzauflagen erschwert
Eine großflächige Beweidung in Maintal werde allerdings durch die Schutzauflagen, Wege, Straßen und Siedlungsbereiche erschwert. Daher sei bisher kein professioneller Schäfereibetrieb in der Lage, allein auf den städtischen Flächen in Maintal rentabel zu wirtschaften. Abhilfe soll daher ein städtischer Pachtvertrag schaffen. Für die Dauer von fünf Jahren sollen Mittel in Höhe von 20 000 Euro im Haushalt angesetzt werden.
Der Magistrat erhofft sich laut Vorlage einen Anschub für weitere Aktivitäten einer Schäferei in Maintal. „Die ordnungsgemäße Pflege der städtischen Grundstücke soll dabei ein Vorbild für die vielen privaten Wiesengrundstücke werden“, heißt es. Das Konzept könnte also ausgeweitet werden.
Die Beweidung der städtischen Flächen soll nach Aufhebung des Sperrvermerks für die Gelder ausgeschrieben werden. Zu den Auswahlkriterien sollen neben der fachlichen Qualifizierung auch die Größe des Betriebs, die Mindestanzahl der Schafe und auch die Nähe des Betriebs zu Maintal gehören. „Ziel ist, dass sich auf diese Weise ein gewissenhafter Schäfereibetrieb als ‘Stadtschäfer’ in Maintal etabliert, der für die landschafsgerechte Beweidung aller Wiesen und Streuobstwiesen zur Verfügung steht“, heißt es in der Magistratsvorlage. Die Schäferei solle dann mittelfristig und auf Dauer ohne städtische Zuschüsse wirtschaftlich betrieben werden können. Der Pachtvertrag soll über fünf Jahre laufen, mit Beginn im November dieses Jahres.
Ausschusssitzung
Der Ausschuss für Klimaschutz, Energie und Umwelt tagt heute um 19 Uhr im Bürgerhaus Bischofsheim, Dörnigheimer Weg 21. Die Sitzung ist öffentlich. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im Bürgerhaus wird empfohlen. (Von Michael Bellack)