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Stadtentwicklung in Maintal nur gemeinsam

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Riesig war das Interesse an der Podiumsdiskussion über die städtebauliche Entwicklung Maintals. Es ging vor allem um die künftige Gestaltung des ehemaligen Real-Geländes.
Riesig war das Interesse an der Podiumsdiskussion über die städtebauliche Entwicklung Maintals. Es ging vor allem um die künftige Gestaltung des ehemaligen Real-Geländes. © Michael Prochnow

Maintal – In Maintal haben etwa 700 Bürger an einer Podiumsdiskussion zur Stadtentwicklung teilgenommen. Mehr attraktive und auch vegane Gastronomie, ein Elektronik-Markt und Parkplätze zum Einkaufen, Schwimmbad und Radwege –das sind einige Wünsche für die „Maintaler Zukunft“, festgehalten beim großen Treffen der Stadtverwaltung auf dem ehemaligen Real-Gelände. Es gab der Bevölkerung in vielfältigen Formen die Möglichkeiten, Wünsche und Ideen zu äußern. Im Mittelpunkt stand am Samstagnachmittag die geplante Wohnbebauung des Areals.

Immer wieder brachten Politiker und Planer ihr Erstaunen über das unerwartet große Interesse zum Ausdruck. Mehr als 700 Gäste zählten die Organisatoren in der Halle, Familien, Senioren und Fachleute. Auch Bürgermeisterin Monika Böttcher freute sich, wie viele Menschen sich für das Thema Stadtentwicklung begeistern, „und das geht nur gemeinsam“, beschwor sie. „Wohnungssuche, Mobilität, Klima, Infrastruktur, soziales Miteinander – es wird viel miteinander gesprochen, es gibt Möglichkeiten sich zu beteiligen.

Andrea Jürges vom Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt vermittelte ihrem Publikum „andere Perspektive“ auf das Wohnen in der „dynamischen Region“: Es gebe in Rhein-Main praktisch keine leerstehenden Häuser. Die Planerin stellte ein gleichförmiges Neubau-Projekt in Wiesbaden „ohne Aufenthaltsqualität“ vor sowie bessere Beispiele in Kronberg und Eppstein. Ein Vorteil der Veränderung im Quartier: Vielleicht kommt auch endlich der ersehnte Bus-Anschluss.

Schutz vor Lärm ist wichtig

Viel Gestaltungsraum böten Flächen mit ehemaligen Kasernen, sie seien locker bebaut. Die Fachfrau präsentierte Gebäude über Parkplätzen, mit Dorfplatz und gemeinsamen Räumen wie eine Dachterrasse, mit Laubengängen, Grünanlagen und Spielplätzen.

Für die Bebauung an der Stelle des Real-Markts müsse der Schutz vor dem Lärm von Kennedy- und Kesselstädter Straße bedacht werden. Mehrere Varianten mit Blocks, Kita, Mehrgenerationenwohnen und vielen Grünflächen waren an Stellwänden zu sehen. „Maintal wächst qualitativ wenn ...“ .... „die Bürger gehört“, „neue Gewerbeflächen“ ausgewiesen und „viele Wohnungen gebaut“ werden, notierten Besucherinnen und Besucher.

Eine Fähre oder eine Brücke müsse über den Main führen, war zu lesen, Inklusion selbstverständlich sein und Maintal „Deutschlands fahrradfreundlichste Stadt“. Ein Kletterpark und „anständiger Handyempfang“ müssen her, ein neues Feuerwehrhaus und die S-Bahn, Tempo 30 und Spielplätze! Weitere Vorschlägen betreffen eine „Förderung für energetische Sanierungen“, die Begrünung der Stadtzentren und eine „nachhaltige Forstwirtschaft“.

Gefragt sind öffentliche Toiletten, Barrierefreiheit, pünktliche Busse und Angebote für Senioren. Aufgeklebte Punkte dokumentierten, dass sich viele der Besucherinnen und Besucher bereits ehrenamtlich engagieren. Kultur genießen die Maintaler jedoch überwiegend außerhalb des Wohnorts, ergab eine weitere Abstimmung.

Themen, die Maintal angehen muss

In der Podiumsdiskussion fragte Moderator Loimi Brautmann vom Urban Media Project die Bürgermeisterin Monika Böttcher nach „Themen, die Maintal angehen muss“. Bezahlbarer Wohnraum, damit auf dem „angespannten Markt“ auch Ehrenamtliche wie Feuerwehrleute gehalten werden können, antwortete sie. „Aber die Stadt muss behutsam wachsen“, auch den Klimawandel berücksichtigen.

Sebastian Maier von der SPD verwies auf viele Familien mit Wohnberechtigungsschein und auf 13 500 Auspendler in Maintal. „Seit 40 Jahren träumen wir von der S-Bahn.“

„Ein großes Wohngebiet bedeutet auch, auf einen Schlag viele Menschen mehr“, gab Götz Winter von der CDU zu bedenken. Migranten gelte es zu integrieren und für Vereine zu gewinnen. Die Bündnis-Grüne Katharina Puppe möchte einen „gemeinsamen Nenner für Maintal“ finden. „Handfeste Qualitätsmerkmale“ erkannte Ralf Werner, Geschäftsführer der Instone Real Estate, die das Real-Gelände entwickelt. Eine „gute Mischung aus eigenständigem Gewerbe und intakte Kernstrukturen, lautete seine „Liebeserklärung an die Stadt“

Andrea Jürges plädierte, „für etwas zu sein“, für Naherholung, für attraktives Wohnen oder für Gewerbe. Stadtverwaltungen müssen alles unter einen Hut bringen, doch „es geht nicht ohne Kompromisse“. Sie plädierte für eine lockere Bebauung“, für weniger Lärm und mehr Grün. „Vielleicht reicht ja ein Auto“, regte sie an. Die Nachbarschaft habe jedenfalls kein Problem mit dem Bau des neuen Quartiers, berichtete Winter.

Anstelle einer geschlossenen Einheit soll das Projekt „offen und lebendig“ werden, einen „Durchfluss“ mittels Geschäfte, Café und Kita „gemeinsames Leben möglich machen“. Die Stadtverordnete Katharina Puppe forderte „ein gutes Micro-Klima, Dachbegrünung, Photovoltaik, um Energie bezahlbar zu machen“, wasserdurchlässige Wegeflächen. (Von Michael Prochnow)

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