Offenes Atelier: Ehepaar Weiler betreibt Bildhauerei und Malerei

Maintal. Ludwig und Barbara Weiler nehmen in diesem Jahr bereits zum vierten Mal am Tag des Offenen Ateliers teil. Während er einige seiner Skulpturen präsentiert, stellt sie ihre Malereien aus. Wir durften schon im Vorfeld zuschauen, wie sie an ihren Werken arbeiten.
Von Gabriele Reinartz
„Ich betrachte mich nicht als Künstler“, sagt Ludwig Weiler. Der Rentner aus Bischofsheim geht zwar regelmäßig – wenn auch mit zeitlichen Abständen – seinem Hobby der Bildhauerei nach. Das hat damit zu tun, dass er in seiner Wohnung, die nur einen kleinen Balkon hat, die Steine, Dolomitsteine oder Sandsteine nicht bearbeiten kann. Das macht zu viel Schmutz.
„Ich suche mir daher Kurse, die in der Regel mehrere Tage dauern und wo mir eine Werkstatt zur Verfügung steht“, erzählt er. Mit einem derartigen VHS-Kurs in Hünfeld fing vor rund zehn Jahren auch alles an. Endgültig Geschmack an der Bildhauerei fand er während der Uferkunst, einer Bildhauerei-Veranstaltung in Hanau-Steinheim, an der er teilnahm.
Interessante Maserung
„Die Uferkunst nahm ich damals als Gelegenheit wahr, Skulpturen zu hauen. Bearbeitet, also geschliffen, habe ich sie dann zu Hause auf dem Balkon“, fährt er fort. Weil er räumlich eingeschränkt ist, was dieses Hobby angeht, beschäftigt er sich mittlerweile mit Bambus als Werkstoff. „Ich finde es spannend zu sehen, wie ein Bambusrohr von innen aussieht und was sich daraus machen lässt.“
Im ersten Arbeitsschritt schneidet Weiler die Knoten, die so ein Rohr in Abständen aufweist, ab. Dann zersägt er das Rohr der Länge nach in zirka vier dünne „Streifen“, um anschließend die Innenflächen mit einem Schleifwerkzeug zu glätten. „Dadurch tritt die Maserung hervor“, sagt er. Die finde er spannend. Denn als gelernter Materialwissenschaftler habe er Zeit seines Lebens mit Strukturen und Merkmalen von Stoffen zu tun gehabt.
Und das Aufschneiden und Bearbeiten von Bambus als auch das Behauen und Schmirgeln von Steinen lege Maserungen frei, die zu entdecken ihm so viel Spaß machen. „Skulpturen zu gestalten ist doch eigentlich nichts anderes, als Strukturen freizulegen“, bilanziert er. Aber: Seine Skulpturen stellen keine bestimmten Figuren dar.
„Dafür bin ich zu selbstkritisch“, die Enttäuschung wäre zu groß, wenn sie ihm nicht gelingen würden.
Von der Bildhauerei zur Malerei
Ganz aktuell geht Weiler dem Hobby seiner Frau nach: der Malerei. Anders als sie zeichnet er aber ohne Farbe. Im letzten Urlaub, der erst wenige Wochen her ist, hätten sie jeden Tag gezeichnet. Er zwischendurch immer mal wieder, sie dagegen intensiv am längeren Stück.
„Ich habe mir auf Anregung einer Freundin ein Skizzenbuch zugelegt. Darin habe ich alles Mögliche an Motiven gezeichnet: Landschaften, Gebäude, Pflanzen“, berichtet Barbara Weiler. Selbst ein Korb voller toter Fische inspiriert sie. „Ich habe ihn fotografiert, in Acryl gezeichnet, mit Bleistift skizziert“, zählt sie auf.
Balsam für die Seele
Die gebürtige Südafrikanerin wollte schon als Kind zeichnen lernen, traute sich aber nicht so recht, weil es in ihrer Familie einige Begabte gab, zu denen sie sich aber nicht zählte. „Mein Großvater hat meine Bilder immer zu Ende gemalt. Und mein Bruder galt in unserer Familie immer als der große Künstler“, fügt sie als Erklärung hinzu.
Erst in den 1990er Jahren, nach einer schweren Erkrankung, wagte sie sich, ihrer geheimen Leidenschaft nachzugehen, und nahm an einem Ölmalkurs teil. Seit 2000 besucht sie regelmäßig die musische Woche der Akademie Burg Fürsteneck im Fuldaer Land. „Meiner Seele tut das Zeichnen gut“, sagt sie, „auch wenn mit Aquarell zu zeichnen recht schwierig ist.“
"Kunst ist Entspannung und Meditation"
Man müsse einfach Mut haben und Dinge ausprobieren, lautet ihre Devise. „Es muss ja nichts werden. Wichtiger ist es, zu beobachten und zu versuchen, das Gesehene umzusetzen“, fügt sie hinzu. Lernen, schauen, das eigene Werk wertschätzen. „Dinge, die durch Ausprobieren entstehen, sind ja gar keine Kunst. Aber das Material zu beherrschen, die Farben, das Öl, das ist das echte Kunsthandwerk“, ist Barbara Weiler überzeugt.
Dass sie dieses tatsächlich beherrscht, auch wenn sie es nicht gern zugeben möchte, zeigt der Maintalkalender, für den sie vor drei Jahren gebeten wurde, ein Bild zu zeichnen. „Kunst ist für mich Entspannung und Meditation. Das Offene Atelier die Entdeckung dessen, was in Maintal so alles passiert.“ An dem Wochenende wird man sie auf der Wiese vor ihrem Haus finden. „Ich werde dort sitzen und malen. Und um mich herum werden einige Gemälde von mir zu sehen sein“, verrät sie noch zum Schluss.
Weitere Informationen
Das Offene Atelier Maintal findet am Samstag und Sonntag, 25. und 26. Mai, statt. Jeweils von 11 bis 18 Uhr stellen insgesamt 16 Künstler und Künstlergruppen in allen Stadtteilen aus.
›› maintal.de