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Maintal war optimal auf Evakuierung vorbereitet

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Gelöste Stimmung herrschte bei den Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr und Rotem Kreuz, die sich in der Einsatzzentrale in der Bischofsheimer Feuerwache auf einen zweitägigen Einsatz eingestellt hatten.
Gelöste Stimmung herrschte bei den Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr und Rotem Kreuz, die sich in der Einsatzzentrale in der Bischofsheimer Feuerwache auf einen zweitägigen Einsatz eingestellt hatten. © Bettina Merkelbach

Statt eines Kampfmittels wurde ein altes Abwasserrohr in Rumpenheim aus dem Main geborgen. In Maintal hatten sich Stadt und Rettungskräfte auf eine Evakuierung eingestellt. Trotz optimaler Vorbereitung war die Erleichterung groß.

Maintal – Am späten Vormittag kam die Entwarnung: Das verdächtige Fundstück, das vor anderthalb Wochen bei der Deichsanierung am Rumpenheimer Mainufer gefunden worden war, ist keine Weltkriegsbombe, sondern lediglich ein altes, nicht verzeichnetes Abwasserrohr. Das mysteriöse Objekt lag in fünfeinhalb Meter Tiefe im Grundwasser und musste mit einem Spundkasten geschützt werden, bis Taucher des Kampfmittelräumdienstes es gestern freilegen und als Rohr identifizieren konnten. Bis dahin hatte das für die Kampfmittelsondierung verantwortliche Regierungspräsidium Darmstadt damit gerechnet, dass es sich um ein Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg handeln könnte.

„Die Wahrscheinlichkeit eines Bombenfundes lag bei 50 Prozent, da Größe und Umrisse des Objekts einer typischen Weltkriegsbombe ähneln“, erklärte Dr. Felix Schwenke, Oberbürgermeister und Leiter des Krisenstabs der Stadt Offenbach. Der Verdacht auf einen Kampfmittelfund sei durch die magnetische Strahlung verstärkt worden, die von den Muffen des illegal verlegten Rohres ausgeht. Hätte sich dieser Anfangsverdacht bestätigt, hätte die Bombe schnellstmöglich entschärft werden müssen. In diesem Fall hätte auch der Teil Bischofsheims südlich der Autobahn 66 geräumt werden müssen (wir hatten berichtet).

Krisenübung hat Maintal bestens vorbereitet

Auf diesen Ernstfall hatte sich Maintal in enger Abstimmung mit der Stadt Offenbach und dem Regierungspräsidium Darmstadt optimal vorbereitet. Dennoch überwog die Erleichterung bei allen Beteiligten, als die Entwarnung vom Fundort in Rumpenheim kam. „Wir waren gut, sogar doppelt gut vorbereitet und hätten die Evakuierung mit der notwendigen Ruhe und Konzentration angehen können“, resümierte Maintals Erster Stadtrat und Ordnungsdezernent Karl-Heinz Kaiser und dankte allen haupt- und ehrenamtlichen Einsatzkräften, die sich für den Fall einer Räumung bereitgehalten hatten. Doppelt vorbereitet, weil das Regierungspräsidium die Bergung des Fundstücks von der vergangenen auf diese Woche verschoben hatte.

„Durch die jüngste Krisenübung wären wir auch schon letzte Woche bereit gewesen“, sagte Kaiser, der das Krisenzentrum in der Dörnigheimer Feuerwache bezogen hätte. Die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Deutschem Roten Kreuz hatten sich im Bischofsheimer Feuerwehrhaus versammelt. Hier herrschte gelöste Stimmung, als die Entwarnung kam. Wo sich die Helfer auf einen zweitägigen Einsatz vorbereitet hatten, gab es für alle ein gemeinsames Mittagessen, bevor der Einsatz beendet wurde. „Wir haben eine solche Situation hier nicht so oft. Aber es lief alles gut“, zog Stadtbrandinspektor Holger Martiker Bilanz.

Nur 120 Einwohner von Evakuierung betroffen

Dabei waren die Vorbereitungen ein Kraftakt, auch wenn Polizei und die Feuerwehr lediglich Amtshilfe für Offenbach geleistet hatten. „Viele Vorbereitungen wirken nach innen“, erklärte Ordnungsdezernent Kaiser. Das Personal der Freiwilligen Feuerwehren musste zusammengezogen, die Stadtpolizei verstärkt und städtische Mitarbeiter zum Dienst am Bürgertelefon eingeteilt werden, das seit Dienstag die neugierigen Fragen der Maintaler beantwortet hatte. Auch für das Bischofsheimer Bürgerhaus, das während einer Evakuierung vorübergehend Heimatlose aufgenommen hätte, seien Mitarbeiter abgestellt worden, zählte Kaiser auf.

Anders als bei der Evakuierung bei einem tatsächlichen Bombenfund im Oktober 2020 im Gewerbegebiet in Bischofsheim hätte eine Räumung gestern nur rund 120 Einwohner betroffen. In einem möglichen Evakuierungsradius hätte sich nämlich hauptsächlich das Gewerbegebiet, außerdem auch der Angelverein, die Kleingartenanlage und der Campingplatz befunden.

Gewerbe, Vereine und Campingplatz im Räumungsradius

Dort sah man sich gut informiert und vorbereitet. „Wir haben hier am Montag allen gesagt, dass sie das Gelände verlassen müssen“, sagte der Platzwart des Campingplatzes, der dabei auf die Unterstützung von zwei Polizeikräften zählen konnte, um seiner Aufforderung Nachdruck zu verleihen. Auch Gerald Gruber, Vorsitzender des Angelsportvereins, hatte die Mitglieder per Whatsapp auf dem neuesten Stand gehalten und war erleichtert, dass er den Vereinsabend nicht absagen musste. Bei den Kranspezialisten der Firma Eisele sah man die Lage ebenfalls locker: „Wir sind hier ganz normal bei der Arbeit. Bei einer Evakuierung hätten wir zugemacht und wären heim gegangen.“

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