Die Rückkehr des „Außerirdischen“: Stadtleitbildgruppe komplettiert Mainufergalerie mit besonderer Nachbildung

Verbogen, aus der Verankerung seiner Füße herausgebrochen, lag er da. Es war nicht das erste Mal, dass es den „Außerirdischen“ erwischte. Bereits im Frühjahr 2019 war die in den Himmel blickende Holzskulptur „K718“ Opfer von Vandalismus geworden. Unbekannte hatten die 2018 von der Frankfurter Künstlerin Bianca Thater gestaltete Figur abgesägt und vermutlich in den Main geworfen.
Maintal – In einer aufwendigen Aktion hatte die Stadtleitbildgruppe Mainufer eine Nachbildung in Auftrag gegeben. Dazu wurde ein Bild der Skulptur in Originalgröße auf eine Aluminiumplatte aufgezogen und auf dem Sockel angebracht. Die Rückseite diente als Informationsfläche zur Geschichte des Kunstwerks. Diese Platte wurde nun kürzlich nachts unter großer Gewalteinwirkung von den Füßen heruntergebrochen, verbogen und zerstört.
„Wir sind jedes Mal wieder entsetzt“, sagt Hayriye Rupin, eine der vier Paten des Stadtleitbildprojekts Mainufer, die die Mainufergalerie initiiert hat. „Die Begeisterung für unsere Arbeit ist in der Bevölkerung ungebrochen hoch. Deshalb ist es unbegreiflich, warum sich Menschen an einem derart schönen Kunstwerk auf diese gewalttätige Weise vergreifen. Das verletzt uns auch selbst.“ Vor drei Wochen hatten Anwohner bemerkt, dass sich dunkel gekleidete Personen nachts an den Skulpturen auf den Mainwiesen zu schaffen machten und die Polizei gerufen. Das Bild der Zerstörung, das sich Rupin am nächsten Morgen bot, machte sie fassungslos. „Mit welcher Gewalt die Skulptur auseinandergerissen wurde, ist einfach nur entsetzlich.“
Metalltafel wird verstärkt
Roland Hahn, ebenfalls Mitglied der Stadtleitbildgruppe, hatte die Idee, die neue Skulptur auf eine extra robuste, drei Millimeter dicke Metallplatte aufzuziehen, die in Zukunft zerstörerischen Kräften standhalten soll.
Zusätzlich verstärkt wird die Tafel dadurch, dass sie an den Seiten 40 Millimeter umgebogen wurde und mit Drahtseilen verspannt wird. Umgesetzt hat diese erneute Nachbildung der Hanauer Werbetechniker Jürgen Graschtat, der die Reinstallation am Mainufer vor wenigen Tagen leitete.
„K718“ ist für ihn kein Unbekannter. Er hatte bereits die letzte, jetzt zerstörte Version auf Aluminium aufgezogen. Daher konnte er diesmal die Abbildung aus der kaputten Platte herausschneiden und auf die neue aufbringen „Da muss jeder Millimeter sitzen“, beschreibt der Werbetechniker die Herausforderung. Mit vereinten Kräften richten die Männer die mannshohe, 42 Kilogramm schwere Metalltafel dort auf, wo zwischen den anderen Holzskulpturen eine Lücke klafft.
Freundliche Worte über die Rückkehr des Außerirdischen
Bis sie exakt in die Holzfüße der ursprünglichen Figur passt, muss der Spalt zurecht geschliffen werden. Mit 160 Millimetern langen Schrauben wird die Platte befestigt. Finanziert wurde die Nachbildung mit rund 1000 Euro von der Freiwilligenagentur Maintal Aktiv. „Wir sind sehr dankbar, dass uns die Freiwilligenagentur so schnell und unkompliziert geholfen hat“, sagt Rupin.
„Wir hoffen, dass diese Konstruktion hält“, sagt sie und ist mit dem Ergebnis der Nachbildung sehr zufrieden. „Man hat den Eindruck, die Skulptur steht direkt vor einem.“ Die Künstlerin Bianca Thater, von der wiederholten Zerstörung ihres Kunstwerks ebenfalls schockiert, sei sehr zufrieden und hoffe, dass dies nun die letzte Nachbildung ihres „K718“ ist.
„Jetzt sind sie wieder komplett“, sagt eine Passantin, die mit ihrem Hund spazieren geht. Jeder, der hier vorbeigeht, kennt die Mitglieder der Stadtleitbildgruppe, wechselt einige freundliche Worte und freut sich über die Rückkehr des Außerirdischen – auch wenn direkt ins Auge fällt, dass die Skulptur nun bewusst Vandalismus-sicher gestaltet ist.