Maintal bereitet sich auf nordmainische S-Bahn vor

Wer dachte, die nordmainische S-Bahn sei eine ferne Zukunftsvision in Maintal, konnte überrascht feststellen, dass das Projekt seit Langem erstmals wieder auf der Tagesordnung der politischen Gremien steht. Auch Bürgermeisterin Monika Böttcher (parteilos) kündigte die Beschlussvorlage in der Sitzung des Bauausschusses am Dienstagabend mit den Worten „Viele von Ihnen werden ihren Ohren nicht trauen. Aber es geht voran mit der nordmainischen S-Bahn“ an.
Maintal - Konkret ging es um die Vergabe der Projektsteuerung und Ingenieursleistungen für die Verlegung von Leitungen. „Wir müssen an vielen Stellen Versorgungsleitungen umlegen, um Platz für die neue Trasse der S-Bahn zu schaffen“, erklärte die Rathauschefin. Der Planfeststellungsbeschluss, also die Genehmigung für die neue S-Bahnlinie, die zukünftig Frankfurt und Hanau auf direktem Weg über Maintal verbinden soll, wird laut Deutscher Bahn im Sommer erwartet. Darüber sei die Stadt sehr kurzfristig informiert worden.
„Und plötzlich kommt jede Menge Arbeit auf uns zu“, so Böttcher. Im Frühjahr 2024 könnten die Baumaßnahmen in Maintal losgehen, erklärte Martin Weiß, der das Projekt auf Seite der Stadt betreut. Rund anderthalb Jahre würde auf Maintaler Stadtgebiet gebaut. Dafür muss in Dörnigheim und Bischofsheim Platz geschaffen werden. Kanäle, Strom- und Wasserleitungen müssen verlegt, die Querungen der Bahnlinie verändert werden. Diese Maßnahmen seien bereits seit drei Jahren vorbereitet worden.
Baukosten übernimmt die Bahn
Damit der straffe Zeitplan aufgeht, müssten die Leistungen der Phase fünf jetzt schnell vergeben werden. Das Büro Baukon-Management aus Bad Vilbel wird mit der Projektsteuerung beauftragt; die Leitungsverlegung übernimmt das Büro Vössing-Ingenieure aus Frankfurt. Da beide Büros bereits in die bisherigen Maßnahmen eingebunden waren, war die Abstimmung Formsache. Die Kosten dafür übernimmt erst einmal die Deutsche Bahn. Erst bei der Endabrechnung komme dann ein sogenannter Vorteilsausgleich im „niedrigen Prozentsatz“ auf die Stadt zu, erklärte Weiß.
Ohne weitere Diskussion stimmten die Ausschussmitglieder über den konsolidierten Planungsentwurf für das Real-Gelände ab. Zwei Varianten standen zur Entscheidung. Der Ausschuss stimmte mehrheitlich für die Version „Landschaftshügel“, die sich stärker als die zweite Option an den bisherigen Entwürfen orientiert. Der Planentwurf ist laut Architekten vor allem hinsichtlich der Belüftung des Quartiers optimiert worden. Ein Rad- und Fußweg entlang der Kesselstädter Straße sei mit aufgenommen worden. Aus dem von Reiner Michaelis mit dem Architekten Nabil Afzali umgesetzten alternativen Entwurf aus dem Bürgerkreis Real-Gelände habe das Architekturbüro „Teile der Ideen miteinfließen lassen“. Dies treffe vor allem auf die großzügigen, öffentlichen Flächen zu. Zu den dort skizzierten Öffnungen hin zur Kennedy- und Kesselstädter Straße wurde ein Kompromiss zwischen poröser Bebauung und Schallschutz versucht.
Planentwurf für Real-Gelände steht
Ob der Entwurf die aktuelle Stellplatzsatzung umsetzt, die anderthalb Stellplätze pro Haushalt vorsieht, kam die Nachfrage aus dem Ausschuss. Ob jeder Haushalt in Zukunft noch anderthalb eigene Parkplätze braucht, war eine der Fragen, die Bürger beim Maintaler Stadtforum beantworten konnten.
Die Ergebnisse der Veranstaltung hatte Bürgermeisterin Böttcher zuvor vorgestellt. Das Forum, zu dem Stadt und Investor Instone Real Estate am 25. Februar in den ehemaligen Real-Markt eingeladen hatten, ist bis heute nicht unumstritten. Die WAM hatte zum Beispiel kritisch nachgefragt, warum sie im Gegensatz zu CDU, Grünen und SPD nicht zur Podiumsdiskussion eingeladen worden war. Die Fraktion stellte im Nachhinein einen Antrag, die von der Stadtverordnetenversammlung (StaVo) beschlossene Workshop-Reihe zur Bürgerbeteiligung durchzuführen. Aus ihrer Sicht sei das Stadtforum nicht die Umsetzung dieses Beschlusses gewesen. Die anderen Fraktionen sahen das aber offenbar anders und stimmten gegen den Antrag.
Magistrat zieht positives Fazit aus Stadtforum
„Wir sind froh über das Stimmungsbild, das wir hier generieren durften“, resümierte Böttcher. Mehr als 700 Besucher hatten die Veranstaltung besucht. Viele hätten ihre Meinung zur Stadtentwicklung an interaktiven Karten und Abstimmungsfeldern abgegeben. Hier sprach sich zum Beispiel nur eine Minderheit von 24 Prozent für 1,5 Stellplätze pro Haushalt aus. Die meisten favorisierten ein „bedarfsorientiertes Mobilitätsangebot“, wobei unklar blieb, ob damit nicht auch mehr Stellplätze gemeint waren. Ob die Ergebnisse des Forums aber in die weitere Planung einfließen, wird sich am kommenden Montag in der StaVo zeigen. In den Entwurf, über den der Bauausschuss abgestimmt hat, sind sie zumindest nicht eingegangen. Ein Bericht zum Stadtforum soll den Mitgliedern aber noch vor der StaVo zugehen, damit die Ergebnisse in die Abstimmung einfließen können.
Von Bettina Merkelbach