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Fähre Maintal/Mühlheim: Kreistag Offenbach fällt drastische Entscheidung

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Von: Jan Max Gepperth

Der Kreistag Offenbach hat am Mittwoch über die Zukunft der Fähre zwischen Maintal und Mühlheim entschieden.

Über zweieinhalb Jahre setzten sich die Mitglieder der Bürgerinitiative Mainfähre (BI) für den Erhalt der Fährverbindung ein. Dieser Kampf scheint nun endgültig verloren. Am Mittwoch beschloss der Kreistag des Landkreises Offenbach mehrheitlich die endgültige Stilllegung der Fähre. Zwar gab es vor der Abstimmung, wie die Hessenschau berichtet, einen verbalen Schlagabtausch zwischen der Opposition mit den Fraktionen der CDU und SPD. Letztere haben im Offenbacher Kreistag die Mehrheit und konnten daher den Antrag ohne die Stimmen aus der Opposition verabschieden. Damit ist der Fährbetrieb zwischen der Stadt Mühlheim und dem Maintaler Stadtteil Dörnigheim nach 120 Jahren endgültig Geschichte. 

Auf Nachfrage erklärte die Pressesprecherin des Kreis Offenbach: „Es war natürlich eine schwere Entscheidung, den Fährbetrieb einzustellen. Aber man muss erkennen, dass es bei den aktuellen Möglichkeiten sowohl personell als auch wirtschaftlich nicht zu leisten ist.“ 

Offener Brief an Priska Hinz sollte den Kreis Offenbach in Bezug auf die Fähre umstimmen

Bis zum Schluss hatte sich die BI für den Erhalt ihrer geliebten Fähre eingesetzt. Mitte Juni hatte man sogar versucht die Landesregierung mit ins Boot zu holen. In einem Offenen Brief bat Christian Wolf, Mitglied der BI und Stadverordneter im Maintaler Stadtparlament für die Fraktion der Wahlalternative Maintal (WAM), die hessische Umweltministerin Priska Hinz um Hilfe. Diese sei nämlich mit den örtlichen Begebenheiten vertraut. In den Jahren 1989 bis 1994 war Priska Hinz als Stadtkämmerin und Sozialdezernentin bei der Stadt Maintal aktiv. Außerdem verwies Wolf in dem offenen Brief auf den Umweltaspekt, der bei der Fähre nicht zu vernachlässigen sei. „Es entsteht so ein Umweg über die Steinheimer Brücke laut Routenplaner von 12,7 km über B43. Die dadurch verursachte Umweltbelastung durch Abgase und CO2 ist durch den gewünschten Weiterbtrieb der Fähre vermeidbar“, so Wolf in seinem Brief. 

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Die MS Dörnigheim soll nun veräußert werden. © Jan Max Gepperth

Eine Antwort erhielt das Hilfegesuch jedoch nicht. Auf Nachfrage bei dem Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz erklärte man, dass man den Brief zwar zur Kenntnis genommen habe, diesen jedoch an das Wirtschaftsministerium weitergegeben habe. Dort hatte man bis zur Entscheidung am Mittwoch keine Rückmeldung herausgegeben. Somit bliebt die erhoffte Hilfe „von oben“ aus. 

Fähre: Klaus Seibert kritisiert unter anderem den Kreis Offenbach wegen dessen Vorgehen

Klaus Seibert, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der WAM im Maintaler Stadtparlament und ebenfalls Mitglied der BI zeigt sich sichtlich verärgert über das Ergebnis der Abstimmung. Mit der Einstellung des Fährbetriebs würde „eine wichtige, günstige und auch umweltfreundliche Verbindung der beiden Städte und auch Kreise“ damit absichtlich zerstört. 

Überrascht scheint Seibert jedoch nicht zu sein: „Das war abzusehen“, erklärt der Lokalpolitiker auf Nachfrage. Für ihn habe sich seit längerer Zeit der Verdacht erhärtet, dass es von Anfang an gewollt war, die Fähre stillzulegen. „Bisher hat aber diesem Vorhaben der Widerstand der Bürgerinnen und Bürger beidseits des Mains mit vielfältigen Aktionen entgegen gestanden. Doch jetzt, wo alles sich fast nur noch um Corona dreht, schien den verantwortlichen Politikern die Gelegenheit mehr als günstig, endlich die Fährverbindung zu kappen“, so Seibert. 

Er kritisiert vor allem die fehlende Kommunikationsbereitschaft. Laut Seibert wäre es nötig gewesen, dass die beiden Landkreise, die Städte Maintal und Mühlheim und die Bürgerinitiative zu einem konstruktiven Gespräch an einen Tisch kommen. „Die fristlose Kündigung des damaligen Fährenbetreibers, die Ablehnung aller frühzeitigen Anträge zum Weiterbetrieb, Umstände der Havarie im Juli 2019, die Nichtkontaktierung von möglichen neuen Fährführern und so weiter . lassen nur den einen Schluss zu, dass hier bewusst die Stilllegung der Fähre von Beginn an betrieben wurde“, fasst Seibert zusammen.

Fähre wurde vom Kreis Offenbach wieder in Stand gesetzt

Die MS Dörnigheim, so der Name der Mühlheimer Fähre, wurde im Oktober 2017 aufgrund möglicher Sicherheitsmängel stillgelegt. Als Eigentümer des Fährschiffes sah sich der Kreis Offenbach aus Haftungsgründen zu diesem Schritt gezwungen. Anschließend ließ der Kreis Offenbach die Fähre wieder in Stand setzen. Parallel wurde die Stelle des Fährbetreibers ausgeschrieben und die Finanzierung der Betriebs von den Landkreisen Offenbach und Main-Kinzig-Kreis sowie den Städten Mühlheim und Maintal unterstützt. Am 8. Juli 2019 sollte der Betrieb der Fähre wieder aufgenommen werden. Diese Wiederinbetriebnahme endete jedoch nach wenigen Stunden in einer Havarie. Grund hierfür soll ein Fahrfehler gewesen sein. Dieser sei auf die mangelnde Qualifikation des Fährpersonals zurückzuführen. 

In den nächsten Monaten schrieb der Kreis Offenbach die Betreiberstelle erneut erfolglos aus und begann die Möglichkeit eines Eigenbetriebs zu prüfen Diese Pläne wurden jedoch wegen fehlendem Fährpersonal und letztendlich durch die rechtliche Lage durchkreuzt. Nun scheint die MS Dörnigheim, die zurzeit im Frankfurter Osthafen liegt, endgültig außer Dienst gestellt werden. Das Schiff sowie die zugehörigen Nebenanlagen sollen nun veräußert werden. Sollte dies nicht möglich sein, so soll das Schiff laut Beschluss des Kreistages fachgerecht entsorgt werden. 

Nach Entscheidung des Kreises Offenbach: Maintal prüft Eigenbetrieb der Fähre

Die letzte Hoffnung auf eine Fähre ruht nun auf der Stadt Maintal. In der vergangenen Stadtverordnetenversammlung entschieden die Abgeordneten, dass der Magistrat prüfen lassen soll, ob die Stadt Maintal die Fähre als Betreiber übernehmen könne. Die Grünen hatten diesen Antrag zudem um die Möglichkeit einer Motorboot-Fähre für Fußgänger und Radfahrer ins Spiel gebracht. Ob diese Prüfung Erfolg hat oder ob sie auch an den rechtlichen Hürden scheitert, wird sich noch zeigen. Auf Nachfrage erklärte die Pressesprecherin des Kreis Offenbach, dass man der Stadt Maintal bei diesem Vorhaben keine Steine in den Weg legen wolle: „Wenn die Stadt Maintal das Schiff kaufen will, soll sie es tun.“

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