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Indonesische Förster wandern durch den Maintaler Wald

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Wie viele Männer braucht es, um eine 200 Jahre alte deutsche Eiche zu umfassen? Vier Indonesier machen es bei ihrem Besuch im Dörnigheimer Wald vor. Foto: Bielesch
Wie viele Männer braucht es, um eine 200 Jahre alte deutsche Eiche zu umfassen? Vier Indonesier machen es bei ihrem Besuch im Dörnigheimer Wald vor. Foto: Bielesch

Maintal. Elf Vertreter des Indonesischen Forstministeriums sind weit gereist, um sich von deutschen Förstern Tipps zum Erhalt ihrer Wälder zu holen. Auf ihrer sechstägigen Reise durch Deutschland machten sie auch Station im Dörnigheimer Wald. Und Revierförster Heinrich Koch holte sich sogar eine Backpfeife ab.

Von Monica Bielesch

Dienstagnachmittag am Waldrand in Dörnigheim nahe der Dicken Buche: Kühle, frische Luft lässt die Hitze der Stadt vergessen, sobald man in den Wald eintritt. Und die Übersetzerin Nena Soeprapto-Jansen, die die indonesische Delegation begleitet, kann ihren Sonnenhut abnehmen.

Sie wechselt fließend vom indonesischen Singsang mit den vielen R-Lauten ins Englische und Deutsche. Obwohl Revierförster Heinrich Koch, der sein Forsthaus in Dörnigheim hat, „seinen“ Wald perfekt auch selbst auf Englisch präsentieren kann.

Weil in Indonesien eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder angestrebt wird, will die Delegation in Deutschland Tipps aus der Praxis und zu den deutschen Forstverwaltungsstrukturen erhalten. Dazu besuchten sie schon das zuständige Bundes- sowie Landesministerium und das Forstamt in Kirchhain. Im Maintaler Wald, der zum Forstamt Hanau-Wolfgang gehört, wollen sie erfahren, wie ein kommunaler Wald bewirtschaftet wird.

Auf dem rund zweistündigen Gang tief in den Wald hinein erklären Koch und Forstamtsleiter Christian Schaefer, was in deutschen Forstämtern wichtig ist. „Der Besitzer des Waldes legt die Ziele fest“, so Koch. Und für die Eigentümerin, die Stadt Maintal, stehe der Erholungswert an erster Stelle. Die indonesischen Forstleute nicken interessiert. In ihrem Land funktioniert der Holzeinschlag über Lizenzen. Eine Kontrolle über die Wiederaufforstung sei schwierig, so Lutz Hofheinz, der für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in Indonesien beim Projekt FORCLIME mitarbeitet und die Gruppe begleitet.

Die Reise der Delegation wurde vom FORCLIME-Projekt organisiert. Denn in Indonesien soll eine soziale, nachhaltige Waldbewirtschaftung realisiert werden. Und wie das geschehen kann, erzählt Revierförster Koch beim Gang durch Rückegassen, Aufforstungsbereiche und Ruhezonen.

Den jungen indonesischen Förster Hadi Pranata erstaunte am meisten das Bewusstsein in der deutschen Bevölkerung über die Funktion und Wichtigkeit des Waldes. „Dass der Wald von allen respektiert und geschätzt wird“, übersetzt Soeprapto-Jansen. Sein Lieblingsbaum in Deutschland ist die Eiche. „Weil er so alt werden kann“, strahlt er. Und ist begeistert, als Koch an imposanten Eichenbaum-Stämmen stehen bleibt, die im Winter gefällt wurden. Er lässt die Besucher das Alter einer Eiche am Wegesrand schätzen. 60 bis 80 Jahre geben die Gäste der schlanken Eiche und sind lautstark erstaunt, als sie erfahren, dass der Baum schon 125 Jahre alt ist. „In Indonesien wachsen die Bäume schneller“, erzählt die Übersetzerin.

Tief im Wald, wohin Koch die Gruppe über eine Rückegasse durchs Unterholz führt, präsentiert er eine 200 Jahre alte Eiche. Die Besucher sind begeistert und umspannen mit vier Mann den stattlichen Baum, um seine Größe zu erfassen. In Indonesien gibt es 1000 Jahre alte Bäume, für deren Umfang es sieben Personen braucht, erzählt ein Indonesier stolz. An einem ehemaligen Flussarm des Mains fühlen sich die Besucher an einen Mangrovenwald erinnert. Inklusive Mücken. Ein großes Exemplar setzt sich auf Kochs Wange. „Just do it“, ermuntert er eine Indonesierin, die ihm beherzt eine Ohrfeige gibt und auch die Mücke erwischt. Die Gruppe ist sichtlich beeindruckt, wie es dem Forstamt gelingt, Erholung, Naturschutz und Holzwirtschaft im Wald unter einen Hut zu bringen. Sie haben viele Fragen: Wie werden die Bürger über Fällungen informiert? Helfen die Bürger bei Pflanzungen? Wie viel Holz wird eingeschlagen? Sie erfahren, wie Förster Koch den Wald verjüngt und pflegt.

Und Schaefer betont: „Dieser Wald funktioniert so gut, weil der Revierleiter intensiv plant und organisiert und sehr oft vor Ort ist.“ Und dann werden die zwei deutschen Förster fast pathetisch: „Nach knapp 35 Jahren als Förster habe ich eine gewisse Verbundenheit mit dem Wald“, sagt Koch. Schäfer ergänzt: „Wir lieben diesen Wald und wir wollen einen besseren Wald für die kommenden Generationen hinterlassen.“

Und auch wenn sie vom anderen Ende der Welt kommen: Die indonesischen Förster teilen mit Koch und Schäfer die Liebe zum Wald. Wer sonst würde Erinnerungsfotos mit deutschen Bäumen machen?

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