Hochstädter "Sonnenaue": Tierbestattung im Rhein-Main-Gebiet

Maintal. In den Räumen einer ehemaligen Metzgerei an der Weiherstraße ist das Hochstädter Tierbestattungsunternehmen „Sonnenaue“ untergebracht. Prokurist Richard Reiber und seine Mitstreiter stehen aber nicht nur Menschen zur Seite, wenn deren Haustier gestorben ist, sondern kümmern sich ebenso um die Bestattung der Tiere.
Von Lars-Erik Gerth
„Ein Haustier ist für viele ein Familienmitglied, von dem man sich – wie von einem Menschen – respekt- und würdevoll verabschieden möchte“, ist der Hochstädter Richard Reiber überzeugt. Da dies gerade in städtischen Bereichen, wenn man kein eigens Grundstück hat, um seinen Liebling begraben zu können, sehr schwierig ist, reifte bei ihm nach einem Gespräch mit einem Hanauer Tierarzt 2009 die Idee, ein Tierbestattungsunternehmen zu gründen.
„Damals gab es nämlich ein solches in unserer Region noch nicht“, blickt Reiber zurück. Und so ist die „Sonnenaue“ seit 2010 für Menschen da, deren Hund, Katze, Hase, Meerschwein oder Kaninchen gestorben ist. Die Mitarbeiter des Unternehmens haben aber auch schon Vögel, Reptilien und sogar einen Koi, einen japanischen Karpfen, bestattet.
Würdevoller Abschied war keinesfalls die Regel„In dem Gespräch mit dem Tierarzt erfuhr ich auch, was mit den toten Tieren passiert, wenn der Besitzer keine Bestattungsmöglichkeit hat. Die toten Hunde oder Katzen wurden abgeholt und in die damals so bezeichneten Tierkörperbeseitigungsanlagen gebracht. Bis zum Aufkommen von BSE sind die Kadaver teilweise sogar zu Tiermehl verarbeitet worden, das als Tierfutter verwendet wurde“, verdeutlicht Reiber, dass ein würdevoller Abschied vom geliebten Haustier vor gar nicht allzu langer Zeit keineswegs die Regel gewesen ist.
Entsprechend haben ihn diese Aussagen des Tierarztes ziemlich schockiert, da er selbst immer Tiere (so seit vielen Jahren eine Reihe von Schlittenhunden) besaß und zu diesen stets ein enges Verhältnis hatte. Zugleich förderte dies Reibers Idee, das erste Tierbestattungsunternehmen in der Region zu eröffnen. Damals gab es nämlich nur einen Betrieb in Friedrichsdorf und einen Bestatter aus Tauberbischofsheim, der Aschaffenburg und teilweise Hanau mitbetreute.
Großer Aufwand bis vor 20 JahrenDass tote Haustiere früher oft als Tierfutter endeten, lag auch daran, dass es in Deutschland bis 1998 keine Tierkrematorien gab, in denen die Tiere eingeäschert werden konnten, um den Besitzern die Möglichkeit zu geben, die Asche in einer Urne bei sich zu Hause zu haben. Tiereinäscherungen waren somit bis vor 20 Jahren nur in Nachbarländern wie den Niederlanden möglich, was aber einen großen Aufwand nach sich zog, den nicht jeder Tierbesitzer auf sich nehmen wollte.
Mit dem ersten Tierkrematorium in München änderte sich die Situation in Deutschland langsam. Mittlerweile, berichtet Reiber, gibt es in der Bundesrepublik rund 25 Tierkrematorien. Der Hochstädter Tierbestatter arbeitet mit den Einrichtungen in Darmstadt und in der Nähe von Kassel zusammen.
Mitarbeiter können Situation nachvollziehenDa alle Mitarbeiter der „Sonnenaue“ selbst Tiere haben, können sie gut nachvollziehen, was die Besitzer fühlen, wenn ihr Liebling gestorben ist. Entsprechend spenden Reiber oder die weiteren Mitarbeiter wie beispielsweise Jennifer Brown und Frank Sagehorn in den Beratungsgesprächen auch Mitgefühl und Trost. Und dies ist häufig sehr wichtig. Denn gerade für ältere Menschen, die oft alleine leben, war das Haustier die wichtigste Bezugsperson und deren Verlust somit ein herber Schlag, der erst einmal verdaut werden muss.
„In diesen persönlichen Gesprächen nehmen wir uns viel Zeit und informieren über die verschiedenen Möglichkeiten der Bestattung, sind aber auch in gewisser Form laienseelsorgerisch tätig“, berichtet Sagehorn, der wie Reiber seit Gründung des Betriebs mit dabei ist.
Aufgewahrung der toten Tiere vor OrtIn jedem Fall holen die Mitarbeiter der „Sonnenaue“ die toten Tiere vom Zuhause des Besitzers oder vom Tierarzt ab. Aufbewahrung und Kühlung erfolgen direkt in der Weiherstraße. „Das Haus gehört meiner Familie und wir haben selbst dort früher die Metzgerei geführt, ehe wir sie bis zur Schließung vermietet haben. Entsprechend haben wir hier die Kühlmöglichkeiten, die wir für die Aufbewahrung der verstorbenen Tiere benötigen. Das war auch ein großer Vorteil, um die Idee eines Tierbestattungsunternehmens auch umsetzen zu können“, so der Hochstädter.
Zum Angebot des Familienbetriebs gehören auch Tierurnen und Erinnerungsschmuck, der individuell, beispielsweise mit dem Pfotenabdruck des verstorbenen Tiers, gestaltet werden kann.