Feuerwehr sammelt Weihnachtsbäume ein - traditionell mit Traktor

Maintal. Noch vor Sonnenaufgang waren Toni, Lareen und Alex am Samstag bereits auf den Beinen und unterwegs zum Feuerwehrhaus in Wachenbuchen. Während andere Jugendliche noch den Winterurlaub genießen oder einfach noch einmal ausschlafen wollen, sind die drei Mitglieder der Jugendfeuerwehr schon freiwillig im Einsatz.
Von Ulrike Pongratz
Die 14-jährige Lareen Oscheka – zurzeit das einzige weibliche Mitglied in der Jugendfeuerwehr – strahlt über das ganze Gesicht. Sie ist mit wirklicher Begeisterung seit fast fünf Jahren bei der freiwilligen Jugendfeuerwehr und kommt mit den Jungs gut klar.
Toni Geyer – er ist elf Jahre – lief am Samstag das erste Mal mit; er war am frühen Morgen noch etwas zurückhaltend. Mit den anderen Jugendlichen würde es gleich seine Aufgabe sein, zu klingeln und die Spenden einzusammeln. Für den 15-jährigen Alex Hahn, der in zwei Jahren den Grundlehrgang absolvieren kann und bereits jetzt ein wenig in den aktiven Dienst „reinschnuppern darf“, ist das Sammeln der Weihnachtsbäume bereits Routine. Gefragt nach besonderen Erlebnissen meint er: „Samstagmorgen um neun Uhr. Wir sind auf dem Dorf, da ist nichts los.“
Gemeinsames Frühstücken zu Beginn
Vor dem ruhigen Einsatz der Truppe gab es um acht Uhr ein kräftigendes Frühstück gemeinsam mit Fahrern, Gruppenführern und Sammlern der Freiwilligen Feuerwehr Maintal. Man besprach kurz die Einteilung und die Routen. Der Einsatzplan im überschaubaren Stadtteil Wachenbuchen ist unkompliziert: Man arbeitet in zwei Gruppen im Ober- und im Unterdorf und steht über Funk in Verbindung. Traditionell – und in Wachenbuchen seit über 45 Jahren – sammelt die Feuerwehr am Samstag nach Heilige Drei Könige, also nach dem 6. Januar, die Weihnachtsbäume ein, die am Straßenrand liegen oder an Gartenzäunen lehnen. Wie eh und je nutzt die Feuerwehr „im Dorf“ für die Weihnachtsbaumaktion zwei Traktoren mit Anhänger.
Einen fährt Edmund Schäfer, „Scholze“, wie die Truppe ihn nennt. Schäfer, inzwischen Vorsitzender der Ehren- und Altersabteilung, hat die Sammelaktion seinerzeit mit ins Leben gerufen. „Damals haben wir die Bäume noch auf meinen Acker gefahren und verbrannt“, sagt der Landwirt. Heute werden die trockenen Nadelbäume in der Kompostieranlage der Stadt gehäckselt.
Nach der obligatorischen Aufstellung zum Gruppenfoto geht es los: Die Jugendlichen laufen voraus, klingeln, die Männer schleppen und ziehen die Bäume und laden auf, zwei Mann packen das stachelige Grünzeug so dicht wie möglich. Toni schaut sehr genau, wo Bäume liegen. Ein Mehrfamilienhaus, drei Klingeln, ein Baum. „Wo soll ich klingeln?“, fragt er verständlicherweise. Die Rollläden sind überall unten, die Hausbewohner schlafen offensichtlich noch. „Schau nach, ob eine Spende am Baum hängt. Dann darfst du heute Klingelmännchen machen.“ Da ist der Mut des Elfjährigen gefragt, aber auch dies gehört zur Übung: Courage und Selbstbewusstsein zu entwickeln.
Dank für Engagement
Nicht überall wird es den Jugendlichen so schwer gemacht. Viele Einwohner warten am Fenster, reichen ihre Spende hinaus oder werfen sie aus dem ersten Stock. Vielfach wird ein gutes neues Jahr gewünscht und allen Feuerwehleuten für ihr Engagement gedankt. Auch Frau Günther vom Kopierservice steht schon vor der Türe, als sie den Traktor kommen hört. „Wie viele Kids sind dabei?“, fragt sie und holt schnell ein paar Tüten aus ihrem Laden. Nach einer Weile erhalten Toni und Lareen, die zusammen im Oberdorf laufen und Spenden sammeln, Unterstützung von Tonis jüngerem Bruder, der natürlich dem älteren, der seine Aufgabe inzwischen souverän löst, in nichts nachstehen will.
Flott geht es in beiden Gruppen voran, die Stimmung ist super, das Wetter für die Sammelaktion geradezu ideal: nicht zu kalt und vor allem trocken. „Wenn es regnet, bist du irgendwann einfach nass von oben bis unten, vor allem wenn du hier oben zwischen den nassen Bäumen stehst“, sagt Fiona, die mit Torben, Florian, Sven und Uli im Unterdorf die Bäume auflädt.
Hier darf Alex Hahn das Klingelmännchen spielen und auch den einen oder anderen Baum heranholen. „Sieht aus, als hätten wir dieses Jahr weniger Bäume“, meint Einsatzleiter und Jugendwart René Müller. Doch sollten die Wachenbuchener früher als geplant fertig sein, dann helfen sie den Kameraden in den anderen Stadtteilen. „Wir verstehen uns als ein Team und unterstützen uns gegenseitig,“ sagt Müller.