Umleitungs-Irrsinn zwischen Hanau und Bruchköbel - Kilometerlanger Umweg "eine Zumutung"

Um die Unfallserie an der Auffahrt zur B45 zwischen Hanau-Mittelbuchen und Bruchköbel zu beenden, wird eine Ampel installiert. Die Baumaßnahmen sorgen nun für krasse Beeinträchtigungen für Radfahrer und Fußgänger.
- Zwischen Hanau-Mittelbuchen und Bruchköbel wird eine Ampelanlage gebaut
- Wegen der Baumaßnahmen bleibt der Radweg gesperrt
- Die Umleitung für Radfahrer und Fußgänger ist mehrere Kilometer lang
Hanau – „Geht es hier nicht weiter?“, fragt ein Radlerpaar, das in der Bruchköbeler Chattenstraße vor der Absperrung am kombinierten Rad-Fußweg nach Mittelbuchen etwas ratlos steht. Der Reporter muss verneinen und beschreibt den Pedalisten die Umleitung über Bruchköbel-Nord, auf die sich an dieser Stelle kein Hinweis findet
„Die Strecke sind wir schon gefahren, die kennen wir“, so die Reaktion und damit sind die beiden Radler in einer komfortablen Situation – im Gegensatz zu Ortsunkundigen, die nun vor einem Problem stehen.
Ampelanlage soll Unfallserie beenden
Aus Richtung Mittelbuchen ist die Beschilderung der Umleitung für Radler und Fußgänger eindeutig und doch stößt die Maßnahme von Hessen Mobil auf Kritik. Anlass für die Sperrung des Rad-Fußwegs entlang der L 3195 ist der Bau einer Ampelanlage an der unfallträchtigen Auffahrt zur B 45.
Dass diese Maßnahme notwendig und auch mit Einschränkungen für den Autoverkehr, für Radfahrer und Fußgänger verbunden ist, darüber waren sich alle Betroffene klar.
Umleitung zwischen Hanau und Bruchköbel ist "eine Zumutung"
„Allerdings ist die eingerichtete Umleitungsstrecke für ältere Bürger, Mütter mit Kinderwagen und viele Bürger Mittelbuchens, die zum Einkaufen in das Bruchköbeler Gewerbegebiet mit dem Fahrrad unterwegs sind, eine Zumutung“, stellt Jörg Brauns, Pressesprecher des ADFC-Ortsverbands Hanau fest.
„Die direkte Strecke über den kombinierten Rad-/Fußweg ist von Mittelbuchen bis zum Gewerbegebiet etwa 2,6 Kilometer lang, die Umleitungsstrecke über Bruchköbel-Nord dagegen sechs Kilometer und dazu muss man noch einige Höhenmeter in beide Richtungen überwinden“, so der Radaktivist, der selbst in Mittelbuchen wohnt und von der Sperrung betroffen ist.
Umleitung zwischen Mittelbuchen und Bruchköbel für ältere Menschen eine Katastrophe
„Eine etwa 80-jährige Bekannte von uns nahm die Umleitung ernst und ging zu Fuß von Mittelbuchen über Bruchköbel-Nord zum DM-Markt im Gewerbegebiet von Bruchköbel. Sie kam total erschöpft zu Hause an. Wäre sie auf dem freien Feld zwischen Mittelbuchen und Bruchköbel-Nord zusammengebrochen, wäre Hilfe möglicherweise zu spät gekommen“, berichtet Brauns.
Er selbst benutzt jetzt trotz des starken Verkehrs die Landesstraße, viele Bekannte seien dagegen vom Fahrrad auf das Auto umgestiegen.
Hessen Mobil nicht alleine für Umleitung verantwortlich
„Bereits weit im Vorfeld jeder Baumaßnahme wird die jeweilige Verkehrsführung immer mit allen beteiligten Institutionen wie Gemeinde, Polizei, Verkehrsbehörde, Busunternehmen und Hessen Mobil abgestimmt. Diese wird dann entsprechend verkehrsbehördlich angeordnet, umgesetzt und abgenommen. Hessen Mobil wirkt insofern nicht im Alleingang, sondern im Zusammenspiel mit allen am Bau Beteiligten. Analog wurde auch für die aktuelle Maßnahme an der L 3195 zwischen Mittelbuchen und Bruchköbel verfahren“, stellte Pressesprecherin Daniela Czirjak von Hessen Mobil Mittelhessen auf Anfrage des Hanauer Anzeigers fest.
Mehrere Faktoren: Umleitungsstrecke wurde geprüft
Insbesondere bei Radwegen würden dabei verschiedene Rahmenbedingungen im Vorfeld geprüft, zum Beispiel wie hoch der Radweg frequentiert wird, ob eine Ausweisung als Hessischer Radfernweg vorhanden ist, also ob nicht nur Ortskundige, sondern auch Ortsfremde den Radweg nutzen, und wie lange die Sperrung erforderlich ist.
„Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Verhältnismäßigkeit wird dann gemeinsam mit den Beteiligten festgelegt, ob überhaupt und in welchem Umfang eine Umleitungsstrecke ausgewiesen werden kann. Durch die Einbindung der Kommunen können zudem örtliche Besonderheiten entsprechend berücksichtigt werden“, schreibt Czirjak.
Sperrung des Radweges dauert länger als geplant
Im vorliegenden Fall sei für die Radwegsperrung ursprünglich ein Zeitraum von zwei Wochen vorgesehen gewesen. Zur Durchführung der aufwendigen Tiefbauarbeiten wie Kabelarbeiten oder Fundamentherstellung müsse die Baufirma derzeit jedoch nach wie vor mit den Baufahrzeugen den vorhandenen Radweg stark frequentieren.

Die Verkehrssicherheit für die Radfahrer könne daher – selbst im Rahmen einer Behelfsumfahrung – nicht gewährleistet werden, heißt es in der Mitteilung weiter.
Radweg zwischen Bruchköbel und Hanau soll saniert werden
Darüber hinaus stünde unmittelbar im Anschluss an den Neubau der Lichtsignalanlage zu seiner Verbesserung eine vollflächige Sanierung des Radweges auf einer Länge von zirka 1,3 Kilometern zwischen Bruchköbel und Mittelbuchen an. Eine Vollsperrung des gesamten Radweges sei hierfür leider unvermeidbar, so die Pressesprecherin weiter.
Einzige Alternative bliebe die Führung des Radverkehrs auf der L 3195. Dieser Lösungsansatz sei im Zuge der Abstimmungsgespräche zwischen den Beteiligten jedoch verworfen worden, da damit wiederum eine Vollsperrung der Landesstraße verbunden gewesen wäre.
Radverkehr hat hohen Stellenwert in Hessen
Die Abstimmung der derzeit vorhandenen Verkehrsführung sei einvernehmlich erfolgt. „Wir möchten festhalten, dass auch für Hessen Mobil – gerade in der heutigen Zeit – der Radverkehr einen hohen Stellenwert hat. Daher investiert das Land Hessen neben der Erhaltung von Straßen und Brücken auch in die Instandsetzung des hessischen Radwegenetzes. Wir müssen die Radfahrer dennoch um Verständnis bitten, wenn mit einer Sperrung auch Komforteinbußen einhergehen“, bittet Daniela Czirjak um Nachsicht.