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Krisenmanagement im Main-Kinzig-Kreis: Das sagen die Gemeindevertreter

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Von: Holger Weber-Stoppacher, Jan-Otto Weber, Mirjam Fritzsche, Lars-Erik Gerth, Carolin-Christin Czichowski

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Der Krisenstab des Main-Kinzig-Kreises kommt allmorgendlich im Landkreisamt in Gelnhausen zusammen und wird von Landrat Thorsten Stolz (am Tischende links) und der Ersten Beigeordneten Susanne Simmler (rechts daneben) geleitet. © PM

In den 29 Städten und Gemeinden des Main-Kinzig-Kreises treten die Verantwortlichen täglich zusammen, um Maßnahmen einzuleiten, die sie im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus für notwendig erachten, oder um Verordnungen umzusetzen, die von höherer Stelle entscheiden worden sind.

Den Stäben stehen zumeist die Bürgermeister vor. Wir haben uns in dem Kommunen des Altkreises Hanau einmal umgehört, wie die Verantwortlichen in den Krisenstäben organisiert sind.

Kreis hat Verwaltungsstab eingerichtet

Der Kreis hat bereits vor der Verschärfung der Corona-Krise einen erweiterten Verwaltungsstab eingerichtet. Neben der Kreisspitze mit Landrat Thorsten Stolz, Gesundheitsdezernentin Susanne Simmler und dem Kreisbeigeordneten Winfried Ottmann sind mehrere zentrale Verwaltungsbereiche vertreten.

Das Gesundheitsamt mit Dr. Siegfried Giernat sowie das Gefahrenabwehrzentrum rund um Kreisbrandinspektor Markus Busanni und dessen Stellvertreter Günther Seitz mit dem Schwerpunkt stationärer und ambulanter Rettungsdienst gehören dazu. Ebenfalls Dr. Wolfgang Lenz als ärztlicher Leiter für diesen Bereich. Ständig vertreten über die jeweiligen Führungskräfte sind der Personalbereich durch Cornelia Gasche, die Kämmerei und die EDV durch Uwe Bretthauer, das Rechtsamt mit Christine Sachs, die Main-Kinzig-Kliniken sowie die Kreispressestelle. Eingeladen sind zudem ein Vertreter der Polizei, des Klinikums Hanau sowie bei Bedarf auch das Staatliche Schulamt, die Kirchen oder andere Organisationen.

Verwaltungsstab bespricht sich mindestens zweimal täglich

Der Verwaltungsstab kommt je nach der aktuellen Lage mindestens zweimal täglich zusammen. Laut Kreispressesprecher John Karsten Mewes gilt das ebenso für das Wochenende. Für Austausch und kurzfristige Abstimmung werde vorrangig auf direkte Kommunikation sowie Telefon- und Videokonferenzen gesetzt. In der derzeitigen sehr dynamischen Situation sei der persönliche Austausch allerdings unverzichtbar.

Dabei werden die hygienischen Vorgaben berücksichtigt. Bei der Information der Bürger nutze der Kreis alle verfügbaren Kanäle. Das gehe von der klassischen Pressemitteilung über die sozialen Medien bis hin zur eigens aufgebauten Rubrik „CoroNetz“ auf der Homepage. Dahinter stecke ein Redaktionsteam, das die Fülle der Verordnungen, Sonderprogramme und Hinweise sichtet, sortiert und für die Öffentlichkeit aufbereitet. „Diese Angebote werden auch sehr gut angenommen und stoßen auf positive Resonanz“, berichtet Mewes.

Telefonkonferenzen mit den Bürgermeistern

Zum Austausch mit den Bürgermeistern gebe es entsprechende Rundmails oder regelmäßige Telefonkonferenzen. „Zudem erhalten alle Rathäuser täglich aus dem Landratsamt den aktuellen Sachstand rund um den Coronavirus im Kreis und alle weiteren relevanten Fakten und Hinweise. Der Informationsfluss zwischen dem Landkreis und den 29 Städten und Gemeinden funktioniert daher reibungslos.“

Vorrangig wendeten sich Bürger mit Fragen rund um die neue Lungenkrankheit an den Kreis. „Dabei geht es um vorbeugende Maßnahmen, Möglichkeiten der Testung, Verhalten in der häuslichen Absonderung oder um die spezifischen Symptome und Risiken der Infektion. Zwischenzeitlich rückte auch das Thema der Kinderbetreuung in den Mittelpunkt, während es jetzt überwiegend um die aktuelle Problematik des Kontaktverbots und der Geschäftsschließungen geht“, so der Kreispressesprecher abschließend.

Das sagen die Vertreter der 29 Kommunen

Nidderau:  Platzverweise für Jugendliche

Nidderaus Bürgermeister Gerhard Schultheiß (SPD) will nicht von einem Krisenstab sprechen. Er stimmt sich mit dem Ersten Stadtrat Rainer Vogel (Grüne) und der Fachbereichsleiterrunde ab. „Es soll keiner glauben, dass wir hier im Rathaus nur Däumchen drehen“, betont der Verwaltungschef. „Wir sind völlig auf Corona fokussiert und arbeiten rund um die Uhr daran, die eingehenden Verfügungen umzusetzen.“

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Nidderaus Bürgermeister Gerhard Schultheiß © Mike Bender (Archiv)

So hätten die Ordnungsamtsmitarbeiter am Wochenende einige uneinsichtige Gastronomen extra auf die Schließungen hinweisen müssen. Am Jugendzentrum Blauhaus in Windecken habe die City-Streife sogar die Polizei rufen müssen, um den dort feiernden alkoholisierten Jugendlichen Platzverweise zu erteilen. Im Rathaus selbst sowie auf dem Bauhof oder in Kitas werde nach Rücksprache mit dem Personalrat zwischen sechs und 21 Uhr ein Schichtbetrieb eingeführt, um die Anzahl der Mitarbeiter zu entzerren. Wo es möglich sei, arbeiteten die Mitarbeiter auf Abstand oder in Einzelbüros. Konferenzen laufen mit maximal drei Personen, stattdessen würden Telefonkonferenzen abgehalten.

Desinfektionsspender in den Eingangsbereichen und auf den Toiletten seien Standard. „Einige Mitarbeiter sind im Homeoffice, soweit die Sicherheitszertifizierungen der von uns gestellten Rechner es zulassen. Ein Lob an die Mitarbeiter als auch an die Bürger, die mit gutem Beispiel vorangehen, die helfen und uns auch gute Ideen zureichen.“

Maintal: Wichtigste Themen sind Hamsterkäufe und Kinderbetreuung

Für die Sicherheit der Bevölkerung sorgen und die relevante Infrastruktur aufrechterhalten: das sind die Aufgaben des Krisenstabs der Maintaler Stadtverwaltung, den Bürgermeisterin Monika Böttcher (parteilos) vor gut drei Wochen einberufen hat. Diesem gehören neben der Verwaltungsspitze zahlreiche Fachdienstleiter und der Stadtbrandinspektor an. „Wir tagen seit dem 6. März regelmäßig und seit der Einstufung von Corona als Pandemie durch die Weltgesundheitsorganisation täglich“, erklärt Böttcher auf Anfrage.

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Monika Böttcher © Kalle Meyer

„Wir sorgen für die Umsetzung und Überwachung der Verordnungen des Landes Hessen sowie der Allgemeinverfügungen des Main-Kinzig-Kreises, wir bereiten Beschlüsse vor, wie beispielsweise zum Aussetzen von Kita-Gebühren während der Schließung der Kitas. Außerdem organisieren und realisieren wir die Notbetreuung in den städtischen Betreuungseinrichtungen“, so die Maintaler Verwaltungschefin weiter. Außerdem sei der Krisenstab im kontinuierlichen Austausch mit allen zuständigen Behörden im Kreis und im Land.

Wie überall in Deutschland waren laut Böttcher auch in Maintal Hamsterkäufe ein großes Thema. „Ich hatte Anfang der Woche eine Abfrage in den Lebensmittelmärkten in Maintal gestartet und stehe im Austausch mit den Geschäftsleitern. Deren übereinstimmende Einschätzung ist, dass sich die Lage sukzessive normalisiert“, so die Bürgermeisterin. Ein weiteres Thema sei die Notbetreuung in den Kitas. „Das haben wir reibungslos organisiert“, so Böttcher. „Unsere Kitas sind bis auf drei im ganzen Stadtgebiet geöffnet und betreuen Kinder, deren Eltern in systemrelevanten Berufen jetzt in vollem Einsatz sind.

Hammersbach: Viel Hilfeleistungen privat organisiert 

Einen Krisenstab haben wir als kleine Verwaltung nicht“, erklärt Hammersbachs Bürgermeister Michael Göllner (SPD). „Aber ich stehe in ständigem Kontakt mit meiner Hauptamtsleiterin Sandra Schutt und wir beide sind auch rund um die Uhr erreichbar.“ Für Notfallsituationen könne man zudem auf Katastrophenschutzpläne zurückgreifen. Dazu sei er auch in Verbindung mit Gemeindebrandinspektor Jens Eyrich.

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Michael Göllner © Privat

Derzeit sei die Lage jedoch ruhig. „Auf unserem Bürgertelefon gab es am Wochenende keine Anrufe“, berichtet Göllner. „Wir versuchen ständig, auf die neuesten Verordnungen und Informationen der übergeordneten Stellen zu reagieren und geben auch Infos über Facebook an die Bürger weiter.“ Eventuell könne es bei der Kindernotfallbetreuung noch einmal zu einer höheren Nachfrage kommen, da hier entgegen des sonstigen Maßnahmenkatalogs die Voraussetzungen für die Eltern gelockert worden seien.

Die Gremiensitzungen ruhen derzeit, dringende Entscheidungen stünden nicht an. In der Verwaltung würden die Mitarbeiter alternierend eingesetzt, um im Infektionsfall Vertretungsmöglichkeiten zu haben. „Die Mitarbeiter bauen Überstunden ab oder haben Urlaub“, so Göllner. „Da das öffentliche Leben zum Erliegen gekommen ist, haben wir auch in der Verwaltung weniger zu tun.“ Nothilfen wie Einkaufsdienste hätten die Hammersbacher sehr schnell privat organisiert. Wo er gefragt werde, könne er auf diese Netzwerke zurückgreifen. „Vielen Dank an alle Bürger, die sich einbringen und an die Regeln halten.“

Langenselbold: Krisenstab tagt in der Feuerwache

In der Gründaustadt gehören dem Verwaltungs-/Krisenstab insgesamt acht Personen an. Neben dem designierten Bürgermeister und Ersten Stadtrat Timo Greuel (SPD) sind dies die Amtsleiter Michael Juracka (Ordnungsamt), Verena Lenz (Sozialamt), Benjamin Schaaf und dessen Stellvertreter Daniel Henkel (Finanzen und Organisation), Thomas Wagner (Bauamt), Kai Felczer (Bauhof) und Manuel Weckel (Kläranlage). Die technische Einsatzleitung obliegt Stadtbrandinspektor Markus Mohn und dessen Stellvertreter Andreas Clement.

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Timo Greuel © Torsten Kleinerüschkamp (Archiv)

Der Krisenstab tagt montags und freitags im eigens dafür eingerichteten Stabsraum in der Feuerwache. „Der Turnus passt sich aber der jeweiligen Lage an“, erläutert Greuel auf Anfrage unserer Zeitung. Anordnungen und Aufrufe an die Bevölkerung werden über die städtische Homepage www.langenselbold.de und über die Presse veröffentlicht. Probleme hätten bisher „in der Hauptsache Verstöße gegen das Kontaktverbot im öffentlichen Raum“ dargestellt.

Auch würden öffentliche Einrichtungen wie beispielsweise Spielplätze trotz deren Schließung genutzt. „Die Stadtpolizei kontrolliert regelmäßig und geht den Verstößen nach“, so Greuel, der anfügt: „Ein Thema, das einige Selbolderinnen und Selbolder bewegt, sind die Hamsterkäufe. Dieses unsolidarische Verhalten Einzelner führt zu großem Unmut und in der Folge dazu, dass sich Menschen, die gar nicht hamstern wollen, genötigt sehen, dies selbst zu tun.“ Eine die ganze Stadt Langenselbold umfassende „größere Beunruhigung“ nimmt Greuel nicht wahr. Tatsächlich bewirke der Coronavirus, dass sich die Bürger untereinander solidarisieren, in Eigeninitiative Hilfsangebote organisieren und „die Stadtgesellschaft in Selbold wieder enger zusammenrückt“.

Ronneburg: Wegen „flacher Hierarchien“ auf Krisenstab verzichtet

Die Gemeinde hat bisher auf die Bildung eines Krisenstabs verzichtet. „In einer 3500-Einwohner-Kommune sind die Wege kurz, Hierarchien flach und der Kontakt zwischen Akteuren direkt“, so Bürgermeister Andreas Hofmann (SPD).

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Andreas Hofmann © Axel Häsler (Archiv)

 Mit dem Gemeindebrandinspektor habe er beispielsweise die Lage erörtert und die vorgenommenen Maßnahmen besprochen. Aus dem Rathaus-Team seien Schichtbesetzungen erstellt worden. Diese Mitarbeiter sind mit weiteren kommunalen Kräften aus der Kita oder Betreuenden Grundschule im Innendienst im Einsatz und betreuen unter anderem das Bürgertelefon. Bisher habe sich das Aufkommen von Anfragen aber in Grenzen gehalten.

Hauptsächlich kommuniziert die Gemeinde über ihre Homepage. „Weiterhin nutzen wir soziale Medien wie Whatsapp, Facebook und Instagram. Dort stellen wir alle Infos regelmäßig zur Verfügung. Erstmals habe ich auch eine Videobotschaft genutzt, um an die Bürger zu appellieren, die Lage und die Maßnahmen ernst zu nehmen“, so der Bürgermeister. Außerdem seien Infoflyer zur Corona-Krise verteilt worden und er habe einen Brief an die Gewerbetreibenden und Unternehmer gerichtet, in dem die Informationsmöglichkeiten zu den Hilfspaketen der Regierung und die Antragstellungen bei Behörden enthalten sind.

Die Mandatsträger werden per E-Mail auf dem Laufenden gehalten, sodass auch ohne Sitzungen Gemeindevertretung und Gemeindevorstand eingebunden seien. Besonders stolz ist Hofmann darauf, dass sich in kürzester Zeit viele Hilfsangebote aufgebaut haben. „In Ronneburg sind drei Personen gegenwärtig identifiziert. Wir halten uns in diesem Fällen zurück und berichten nur das Lagebild, das unser Landrat täglich kommuniziert. „Wir wünschen allen Erkrankten gute Besserung, auch den Betroffenen durch Influenza und Co.“, so Hofmann.

Rodenbach: Neunköpfiger Krisentag trifft sich täglich im Rathaus

Dem Krisenstab gehören in Rodenbach alle Fachbereichsleiter inklusive Bauhofleitung, Personalstelle, Gemeindebrandinspektor sowie das Vorzimmer des Bürgermeisters als weitergebende Informationsstelle an. Insgesamt sind es neun Personen. Diese haben sich bisher immer montags bis freitags jeweils um 8 Uhr im großen Sitzungssaal im Rathaus getroffen, so Bürgermeister Klaus Schejna (SPD).

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Klaus Schejna © Mike Bender (Archiv)

„Dort werden alle Informationen des vergangenen Tages gesammelt, ausgetauscht, bewertet und Maßnahmen festgelegt, die möglichst sofort umgesetzt werden. Darüber hinaus gibt es tagsüber auch noch kleinere Gruppen, die neue Probleme lösen beziehungsweise Maßnahmen umsetzen“, so Schejna. „Uns war von Anfang an wichtig, entsprechende Informationen für möglichst viele zur Verfügung zu stellen und haben unsere Homepage entsprechend umgestaltet. So findet man aktuelle Informationen über einen 'Corona-Link' in der Kopfzeile. Des Weiteren haben wir gerade im Hinblick auf die ältere Bevölkerung über die Erzieherinnen einen Brief austeilen lassen, in dem wir auf unsere Koordinierungsstelle für Hilfen im Seniorenbüro hinweisen. Zurzeit machen wir Präsenzfahrten, um die beschlossenen Verordnungen zu kontrollieren. Hier arbeiten wir mit Flyern und verstärkter Ansprache, wobei das bislang wirklich vorbildlich eingehalten wird“, berichtet der Bürgermeister.

Alle Rodenbacher hätten sich bislang vorbildlich verhalten und nehmen die teils täglichen Änderungen an. Die Gemeinde erreichten hauptsächlich Fragen zu Neuerungen in der Verordnung, Hilfen für Gewerbetreibende und Hilfsangebote sowie -gesuche der Bürger. Eine besondere Beunruhigung könne er im Moment nicht spüren. „Wir stehen im ständigen Austausch mit dem Kreis sowie dem Gesundheitsamt. Wir arbeiten nach dem Motto 'Die Lage lebt' und bewerten jeden Tag aufs Neue“, so Klaus Schejna.

Schöneck: 15-köpfiger Stab kommt im Kilianstädter Rathaus zusammen

Mehrmals in der Woche kommt der Krisenstab der Gemeinde Schöneck im Sitzungssaal im Rathaus Kilianstädten zusammen. „Dort können wir die Sicherheitsabstände einhalten, jeder sitzt an einem Einzeltisch“, erklärt Bürgermeisterin Conny Rück im Gespräch mit dem HA.

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Conny Rück © Privat

Dem Stab gehören neben der Gemeindechefin die fünf Fachbereichsleiter mit ihren Stellvertretern, der Vorsitzende des Personalrats, ein Arbeitsschutzbeauftragter, die Leitung der pädagogischen Fachberatung sowie der Gemeindebrandinspektor an. „Die Treffen fanden anfangs alle zwei Tage statt, jetzt kommen wir nach Bedarf zusammen“, erläutert Rück. Themen waren vor allem die Arbeitsorganisation im Rathaus – beispielsweise sind einige Mitarbeiter im Homeoffice und es wird in wechselnden Schichten gearbeitet – zum anderen wurde die Notbetreuung in den Kindertagesstätten besprochen. Diese findet in der Kita Sonnenwelle in Büdesheim und in der Kindertagesstätte Regenbogen in Oberdorfelden an. „In beiden Einrichtungen werden aktuell jeweils sechs Kinder betreut. Durch die Lockerung der Bestimmung für die Notbetreuung liegen aber bereits weitere Anträge vor“, so Rück.

Die Bürger in Schöneck reagierten bis jetzt sehr verständnisvoll auf alle Maßnahmen, betont die Rathauschefin. Sie freue sich auch über die Hilfsangebote des Sozialforums Schöneck (unsere Zeitung berichtete). Die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung seien weiterhin telefonisch oder per E-Mail erreichbar. In dringenden Fällen können sich Ratsuchende telefonisch unter 0 61 87/9 56 20 an die Verwaltung wenden. Detaillierte Infos zur Lage in Schöneck gibt es auch im Internet.

Niederdorfelden: Bürgermeister unternimmt Kontrollfahrten

„Es gibt sehr viele E-Mails und Anrufe von besorgten Bürgern“, erklärt Bürgermeister Klaus Büttner im Gespräch mit unserer Zeitung. Wie in allen anderen Kommunen ist das Rathaus an der Burgstraße für Publikumsverkehr gesperrt. Telefonisch und per E-Mail ist die Gemeindeverwaltung aber weiterhin erreichbar. Von den neun Mitarbeiter sind aktuell nur noch drei im Rathaus vor Ort. Einige arbeiten im Homeoffice.

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Klaus Büttner © Privat

Gemeinsam mit dem Gemeindebrandinspektor Daniel Christ und Rathausmitarbeiter Thomas Keitel tauscht sich Bürgermeister Büttner telefonisch oder per E-Mail regelmäßig über die Lage in Niederdorfelden aus. „Ich verstehe es momentan als meine wichtigste Aufgabe, den Menschen Mut und Hoffnung zu machen“, so der Rathauschef. Zwei- bis dreimal am Tag mache er Kontrollfahrten durch den Ort. „Bis jetzt gibt es keine Auffälligkeiten. Die Menschen halten sich an die Kontaktsperre“, berichtet Büttner.

Eine Notbetreuung gibt es in Niederdorfelden nicht – bislang betreuen alle Eltern ihre Kinder zu Hause. Die Kita-Gebühren will der Bürgermeister den Eltern erlassen. Um den direkten Kontakt zu vermeiden, trifft der Gemeindevorstand seine Entscheidungen derzeit über sogenannte Umlaufbeschlüsse. Die Unterlagen werden an die Mitglieder per E-Mail verschickt, diese stimmen ihrerseits per E-Mail ab. Die Bürger werden ebenfalls über die Homepage der Gemeinde auf dem Laufenden gehalten. In den kommenden Tagen soll an alle Haushalte zudem ein Schreiben mit den wichtigsten Informationen zur Corona-Krise und Hilfsmöglichkeiten im Ort verteilt werden, erklärt Büttner.

Erlensee: Der Bürgermeister sitzt auch am Bürgertelefon

In der Stadt Erlensee tritt der Krisenstab jeden Morgen um neun Uhr zusammen. Etwa zwei Stunde sondieren Bürgermeister Stefan Erb, Marc Schilling, Fachbereichsleiter öffentliche Sicherheit, sowie Harald Kling, Leiter der Zentralen Dienste, dann die aktuelle Lage. Protokolliert und in schriftliche Anordnung umgesetzt werden die Inhalte dann von Elke Gierhan. „Der Tag müsste derzeit 48 Stunden haben, um auf die sich ständig ändernden Rahmenbedingungen reagieren zu können“, sagt Erb. 

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Stefan Erb © Axel Häsler (Archiv)

Weil jede Kommune ihre eigenen Regelungen schafft, beispielsweise was die Sicherheit in den Supermärkten betrifft, ist auch ständig Anpassungsbedarf. In Erlensee hat man davon abgesehen, dass die Anzahl der Kunden in den Supermärkten durch die Zahl der zur Verfügung stehenden Einkaufswagen begrenzt wird wie andernorts. „Da ist unserer Meinung nach die Infektionsgefahr zu groß“, so Erb. Also müssen Security- oder Marktmitarbeiter darüber wachen, dass in Supermärkten nicht mehr als 30 und in Baumärkten nicht mehr als 70 Personen unterwegs sind. Es gilt, für alle Lebensbereiche Regelungen zu treffen und mit knappem Personal umzusetzen.

Derzeit arbeiten im Rathaus selbst nur etwa 40 Prozent – alle in Einzelbüros. Wo es geht, wird laut Erb zu Hause gearbeitet. Es gebe aber auch viele Freistellungen für Kinderbetreuung oder für Menschen, die Angehörige haben, die zur Risikogruppe gehören. Die Bautrupps arbeiten in Wechselschichten und kleinen Gruppen, damit der Bauhof auch im Fall einer Infektion betriebsbereit bleibt. Erb selbst hat den Sonntag am Bürgertelefon verbracht, während er im Rathaus liegen gebliebenen Schriftverkehr erledigt hat. „Derzeit bleibt wegen Corona vieles unbearbeitet. Dafür müssen wir um Verständnis bitten“, so der Bürgermeister. Er hofft darauf, dass man auf Kreisebene schnell gemeinsame Lösungen findet, was die Arbeit erleichtern würde.

Bruchköbel: Allmorgendlich Konferenz – auch am Wochenende

In Bruchköbel setzt sich der Krisenstab allmorgendlich um 11 Uhr zusammen, auch samstags und sonntags. Allerdings nur virtuell. Denn in der Stadtverwaltung wird ein Videokonferenzsystem genutzt, bei dem sich alle Fachbereichsleiter zuschalten können. „Zumeist sind wir zwischen acht und zehn Personen“, berichtet Noch-Bürgermeister Günter Maibach, für den seine letzte Woche im Dienst angebrochen ist.

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Günter Maibach © Privat

Am kommenden Dienstag hat er seinen letzten Arbeitstag, dann übernimmt Sylvia Braun, die bereits von Anfang an im Krisenstab sitzt und somit ohne Reibungsverlust die Verantwortung übernehmen kann. Braun, von Haus aus Polizistin, kennt sich in Sachen Sicherheit aus. In der Regel dauert die morgendliche Unterredung zwei Stunden. Dabei geht es laut Maibach inhaltlich um den Einsatz der Ordnungskräfte, Materialbeschaffung für die Ärzte, den Einsatz der Bauhofmitarbeiter, die nur noch in kleinsten Einheiten unterwegs seien. Auch die Feuerwehr ist mit im Boot. Am vergangenen Montag hatten die Blauröcke die Bürger per Lautsprecher aufgefordert, den behördlichen Anweisungen Folge zu leisten und zu Hause zu bleiben. „Diese Maßnahme ist von den meisten Bürgern gewürdigt worden“, sagt Maibach. Nur vereinzelt habe es Stimmen gegeben, die die Maßnahme für überzogen hielten. Über eine Wiederholung des Einsatzes werde jetzt nachgedacht.

Im Interimsrathaus in Erlensee sind derzeit nur die Mitarbeiter, die an ihren Arbeitsplatz gebunden seien. „Auch bei uns geht es darum, die Infektionsgefahr zu minimieren“, so Maibach. Die Mitarbeiter der Finanz- und Personalabteilung arbeiteten von zu Hause aus. Derzeit wird in der Verwaltung eine Plakataktion für die Supermärkte vorbereitet. Die Kunden sollen darin noch einmal auf die Hygiene- und Abstandsregeln hingewiesen werden. Insgesamt habe er den Eindruck, dass die behördlichen Anweisungen in seiner Stadt von den Bürgern gut umgesetzt würden.

Neuberg: Bürgertelefon wird bisher kaum genutzt

Zum Krisenstab in Neuberg gehören neben Bürgermeisterin Iris Schröder und den Amtsleiterinnen auch die Feuerwehr. „Derzeit ist die Lage bei uns sehr ruhig“, berichtet Schröder. Jeden Morgen kommt der Krisenstab zusammen, um Anpassungen vorzunehmen, wenn neue Verordnungen auf den Weg gebracht worden sind. „Derzeit kann man jedoch fast sagen, dass wir in Neuberg auf einer Insel der Glückseligen leben“, sagt die Verwaltungschefin.

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Iris Schröder © Privat

 „Wir haben noch keinerlei Infektionsfälle.“ Die Bürger verhielten sich tadellos, die beiden Supermärkte Netto und Rewe hätten ihre Hausaufgaben gemacht und gute Vorkehrungen getroffen. Das Bürgertelefon stehe dementsprechend nahezu still. Ab und an fahre das Ordnungsamt raus, um Gewerbetreibenden bei der Umsetzung der Richtlinien zu helfen. „Der Kreis versorgt uns kontinuierlich mit Informationen. Die machen dort einen ausgezeichneten Job“, findet sie. Auch die Notbetreuung in den Kitas laufe gut, derzeit würden vier Kinder betreut, in der kommenden Woche käme ein fünftes hinzu. Die Gemeinde arbeite zudem gerade daran, mit dem Roten Kreuz in Neuberg eine Blutspendeaktion durchzuführen.

Auch will Schröder im April zumindest eine Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses stattfinden lassen. „Natürlich unter Einhaltung strengster Sicherheitsvorkehrungen“, fügt sie hinzu. Denn es gebe Entscheidungen zu treffen, die keinen Aufschub bedürften. Dazu zählt unter anderem ein neuer Termin für die Bürgermeisterwahlen, die sie nun eine am 1. November ansetzen möchte.

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