Toperi ist Sequential-Formationsspringer aus Leidenschaft

Langenselbold. Für einen Adrenalinkick reicht manchen Menschen schon ein normaler Fallschirmsprung. Aber dabei mit mehreren Springern eine gute Figur zu machen, ist eine Kunst für sich: „Sequential-Formationsspringen“. Timo Toperi aus Langenselbold beherrscht diese und war bei einem Weltrekord in den USA mit von der Partie.
Von Hannah Pompalla
Wenn der Gerüstbaumeister über sein Hobby Formationsspringen spricht, schwärmt er vor allem von den schönen Bildern, die bei der Menschenkette in der Luft entstehen. Manchmal wolle man auch am liebsten „einfach nur die fantastische Aussicht genießen“, wenn sich vor dem Springer „eine Wand aus Zuckerwatte“ auftue. „Das vergisst man einfach nicht“, erläutert Toperi.Mit dem Fallschirmspringen hat er in der Bundeswehr angefangen. Nach einer dreiwöchigen Ausbildung in Portugal hatte er 2007 seine Fallschirmlizenz in der Tasche. Er besuchte ein Großformations-Trainingscamp in Eisenach, und die Dinge nahmen ihren Lauf. So war er unter den insgesamt 214 deutschen Fallschirmspringern, die beim nationalen Großformationsrekord im amerikanischen Eloy (Arizona) im Jahr 2014 einen Weltrekord aufstellten. „Das war bombastisch“, erinnert er sich.Formation so oft wie möglich ändernAber hierbei zählte nur eine große Anzahl an Fallschirmspringern – anders als beim Sequential-Formationsspringen. Hier sind nicht nur möglichst viele Teilnehmer gefragt: Es geht auch darum , die Formation so oft wie möglich zu ändern. Diese Formationswechsel werden „Punkte fliegen“ genannt.In dieser Sparte des Fallschirmspringens wurde nun in Tschechien eine neue nationale Bestleistung eingefahren: Das Formationsbild wurde mit 86 Fallschirmspringern zweimal gewechselt; dies gelang auch drei- und viermal mit jeweils 83 Extremsportlern. Dafür haben die Springer aus ganz Deutschland in über einer Woche insgesamt 13 Sprünge absolviert, berichtet Toperi. Ein fünftes Mal die Formation zu ändern, sei allerdings nicht mehr gelungen.In Sekundenschnelle reagieren Bei der Luftaktobatik muss in einer Geschwindigkeit von bis zu 200 Kilometern in Sekundenschnelle reagiert werden. Zuerst springt der Kameramann, der den Ablauf für die Jury dokumentiert, und dann die „Basis“. Es folgen die übrigen Fallschirmspringer, die sich Stück für Stück aneinander festhalten und somit ein buntes Ensemble bilden.Einen Monat vor dem Abspringen bekommen die Teilnehmer ein Handbuch, in dem jeder einer feste Rolle hat. „Jeder muss seinen Andockungspunkt genau kennen“, sagt der 48-Jährige, der auch beim letzten nationalen Rekord 2015 in Klatovy mit 71 Springern und vier Formationswechseln dabei war.Probe am BodenMan dürfe weder zu schnell, noch zu langsam sein, um die Griffe nicht zu verpassen. „Das klappt natürlich nicht alles beim ersten Mal“, erklärt Toperi. Er habe außerdem vor dem Rekord im Indoor Skydiving-Flugtunnel in Bottrop geübt. Die jeweiligen Formationen werden am Boden direkt vor dem Abflug noch einmal geprobt, dann geht es mit den vier „Skyvans“, wie die Flugzeuge genannt werden, in die Luft.Bei einem Sprung aus 4500 Meter Höhe bleibt den Fallschirmspringern nur eine Minute Zeit bis zur „Seperation“, der Auflösung der Formation. Bei 5800 Metern – hierbei müssen die Teilnehmer mit Sauerstoffschläuchen im Flugzeug versorgt werden – sind es schon fast zwei Minuten. „Das Gefühl, zu fallen, kann man eigentlich gar nicht beschreiben“, sagt Toperi.Unfälle sind die AusnahmeBeim ersten Mal hätte man natürlich eine große Angst. Aber nach hunderten von Sprüngen sei dies vorbei, nun mache es nur noch Spaß. „Das Wichtigste ist, dass jeder weiß, wo er landen soll“, erklärt Toperi. Denn nach dem freien Fall wird der Schirm erst kurz vor der Landung geöffnet. Aus Sicherheitsgründen ist genau festgelegt, wer wo abspringt.Beim Großformationsrekord 2014 in der Wüste Arizonas sei so viel Platz gewesen, dass die Springer sogar mit dem Bus abgeholt wurden, schwärmt Toperi. Aber dies sei die Ausnahme, und auch generell dürften beim Landen keine Fehler gemacht werden – dies habe sonst selten ein gutes Ende. Unfälle seien aber die Ausnahme, so Toperi.