Thermo Fischer: Parlament erwartet Bekenntnis zum Standort

Langenselbold. Nach der langen Diskussion über den Haushalt, der schließlich mit der Mehrheit der Großen Koalition verabschiedet wurde, wurden die weiteren Tagesordnungspunkte einmütig und ohne große Debatten verabschiedet.
Von Lars-Erik Gerth
Darunter war auch ein gemeinsamer Antrag aller fünf Fraktionen zur aktuellen Situation von Thermo Fisher. Unter anderem erwartet die Stadtverordnetenversammlung von der örtlichen Geschäftsführung des Unternehmens ein „verbindliches und umfassendes Bekenntnis zum Standort Langenselbold“.
Wie berichtet, hatten die Freien Wähler (FW) zunächst eine Beschlussvorlage zu der Lage bei Thermo Fisher eingebracht, in der sie ein solches Bekenntnis einfordern und zugleich auch nochmals das Unverständnis der Selbolder Stadtverordnetenversammlung über die geplante Verlagerung von 101 Arbeitsplätzen nach Ungarn und Schottland artikulieren. Noch vor der Parlamentssitzung am Montagabend kamen dann aber alle fünf Selbolder Fraktionen darin überein, einen gemeinsamen Dringlichkeitsantrag zu dem Thema einzubringen, der dann auch einstimmig und ohne vorherige Diskussion im Parlament angenommen wurde.
Der angenommene Antrag, der durchaus als weitere Resolution des Stadtparlaments gewertet werden kann (bereits im Mai hatten sich die Stadtverordneten einmütig gegen den geplanten Stellenabbau bei Thermo Fisher ausgesprochen und die Unternehmensleitung gebeten, die Arbeitsplätze in Selbold zu sichern und auf Entlassungen zu verzichten), umfasst folgende vier Punkte.
Zur Begründung ihrer erneuten Resolution erklären die fünf Fraktionen unter anderem, dass sich die Situation bei Thermo Fisher in Selbold seit der ersten Erklärung des Stadtparlaments im Mai nicht verbessert habe. „Die Monate der Ungewissheit bedeuten insbesondere für die Beschäftigten und ihre Familien eine schwierige Zeit“, stellen CDU, SPD, Freie Wähler, FDP und Grüne fest.
Und weiter heißt es in der Begründung des einstimmig angenommenen Beschlusses: „Nach Einschätzung der Stadtverordnetenversammlung ist die Ausgangslage entgegen der vielfältigen öffentlichen und betrieblichen Verlautbarungen der örtlichen Geschäftsführung sehr beunruhigend. Hintergrund für diese Einschätzung ist unter anderem die Tatsache, dass die Geschäftsführung Gespräche mit der IG Metall über rechtsverbindliche Zusagen zur Standort- und Beschäftigungssicherung abgelehnt hat.“
Dass sich die IG Metall von Thermo Fisher getäuscht sieht, hat deren Erster Bevollmächtigter Robert Weißenbrunner bereits am 23. November in unserer Zeitung erklärt. Er verwies damals auf ein Schreiben der Thermo-Geschäftsleitung, in dem um Verständnis gebeten werde, dass man sich ausschließlich auf die Gespräche mit dem Betriebsrat zum geplanten Personalabbau konzentrieren wolle und keinerlei Veranlassung sehe, mit der IG Metall über die Zukunft am Standort zu sprechen.
Bereits im Sommer, bei einer Pressekonferenz mit Bürgermeister Jörg Muth (CDU) und Erstem Stadtrat Timo Greuel (SPD) hatte der örtliche Thermo-Geschäftsführer Elmar Rübsam betont, dass die Verlagerung von rund 100 Arbeitsplätzen nach Schottland und Ungarn beschlossene Sache sei. Dass das Unternehmen, das seinen Hauptsitz in den USA hat, an dieser Verlagerung nichts mehr ändern werde, hat Rübsam auch in einem Gespräch mit unserer Zeitung nochmals bestätigt.
Die Stadt Langenselbold will sich auch, so die fünf Fraktionsvorsitzenden im Stadtparlament Michelle Heck (CDU), Peter Volk (SPD), Christiane Kapp (Freie Wähler), Rainer Lamprecht (FDP) und Cornelia Hofacker (Grüne), gemeinsam mit dem Main-Kinzig-Kreis für „eine faire Unternehmenspolitik“ einsetzen. In diesem Zusammenhang verweisen sie auf die Aktion „Eine Region steht auf!“ des Kreises. Die guten Erfahrungen damit aus der Vergangenheit hätten auch gezeigt, dass die Politik ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehme.