Rad- und Wanderweg Ysenburg-Route im Test

Langenselbold. Der Rad- und Wanderweg Ysenburg-Route, der seinen Start- beziehungsweise Endpunkt in Langenselbold hat, streift auch die Geschichte der fünf Mühlen in der Gründau-Aue. Wir haben den zweiten Teil der Ysenburg-Route getestet.
Von Torsten Kleine-Rüschkamp
Leider hat sich die Beschilderung seit der ersten Folge in unserer Zeitung vom 5. Juli nicht sonderlich verbessert, denn abermals irrt der Testfahrer umher, um den richtigen Ausweg aus Langenselbold zu finden. An der Ecke Gänsgasse/Oberdorfstraße herrscht immer noch Schilderwirrwarr.Zwar ist ein Geäst zurückgeschnitten worden, dass den Blick auf eine Info-Tafel verwehrt hat, doch gibt es immer noch kein Schild, das eindeutig den Radler in die Oberdorfstraße stadtauswärts führt. Wer nicht ortskundig ist, versucht es mit der Methode „Versuch und Irrtum“. Nach Hin und Her in der Straße „Schießhütte“ wagt sich der Tester, weiter der Oberdorfstraße zu folgen.
Lokalhistorische Besonderheiten entlang der RouteNach einem halben Kilometer endlich entdeckt er ein Lebenszeichen der Ysenburg-Route, die Ortschaften der ehemaligen Grafschaft miteinander verbindet. An einem Weg, das zu einem Brückchen über einen ausgetrockneten Mühlgraben führt, weist eine Stelle des Regionalparks Rhein-Main auf eine lokalhistorische Besonderheit hin.So hat es an der Gründau einst fünf Mühlen gegeben, nämlich die Ober-, Ried-, Burg-, Geisfurt- und Meisenmühle. Weil die Ysenburg-Route einst auf Anregung des Ronneburger Projekts Zukunftswerkstatt in Zusammenarbeit mit dem Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main, der Kommune Ronneburg und dem Main-Kinzig-Kreis konzipiert worden ist, weiß der vorgebildete Radler, dass er nun richtig ist.
Verschwunschene und romantische IdylleDer Planungsverband Rhein/Main hat nämlich diesen als Regionalpark-Route gekennzeichnete zwischen dem Langenselbolder und dem Büdinger Schloss möbliert. An diesen Stellen wird auf lokalhistorische Besonderheiten hingewiesen, wie eben in Langenselbold auf Zeit, als der Beruf des Müllers noch weit verbreitet war. Warum gerade hier das Hinterrad klappert und mir das Lied „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ einfällt, wundert mich doch ein wenig. Wenn das nun mal kein Zufall ist.Es riecht nach frischen Kräutern. Der Hohlweg ist angenehm schattig. In einer Kurve taucht links unterhalb des Wirtschaftsweges die Oberdorfmühle auf. Den Namen entziffert man auf einem verwitterten Brett mit verblichener Schrift, angeheftet an einen stattlichen Stamm mit rauher Borke. Das Baum-Ensemble streckt gut und gerne seine Wurzeln hier schon seit dem 19. Jahrhundert seine Wurzeln aus. Alles ist hier verwunschen und sehr romantisch.Mühlsteine, Aussiedlerhöfe, Obsthof Mohn – es gibt einiges zu sehenDer Passant gerät in Entzückung, als er beim Blick durch das Eisentor zwei Mühlsteine entdeckt, die ans Mühlenhaus angelehnt sind. Was heute so idyllisch anmutet, gestaltete sich früher als schwere Plackerei beim Kampf um das tägliche Brot. Der Radler, noch beeindruckt von der Größe des einstigen Mühlenareals, rollt aus dem Hohlweg und wird geblendet. Rechts fliegt ein Kornfeld vorbei.Ich erreiche eine Ansammlung von Aussiedlerhöfen in der Gründau-Aue. Das bekannteste landwirtschaftliche Gut ist wohl der Obsthof Mohn. Mehrere Reiterhöfe und -pensionen schließen sich an. In einer Farm gibt es sogar eine Gastronomie. Ein moderner Bau mit großen Glasflächen und weitem Vorplatz lädt ein. An einem dieser Sommer-Abenden wird zu einem Burger-Büffett eingeladen mit Buletten vom Charolais-Rind, natürlich aus artgerechter Haltung.Eine Seltenheit: Hinweis-Schilder auf die Ysenburg-RouteZwischen Obsthof Mohn und dem Wald- und dem Neubachhof erblickt der Radler völlig unvermutet das erste Hinweis-Schild auf die Ysenburg-Route, so dass er seine Freude kaum fassen kann. Manko der Ysenburg-Route ist nämlich, was den ersten und auch wieder den zweiten Teil dieses Tests betrifft, die mangelnde Beschilderung dieser Freizeitroute.Weil der Fahrradfahrer vor lauter Suchen kaum vorankommt, wird dieser Test in Teilfolgen absolviert. Weil es so lahm vorangeht, dauert es ein wenig länger, die Route abzufahren. Den zweiten Teil der Route habe ich an der Einmündung des Wirtschaftsweges in die Landesstraße nach Gründau abgeschlossen. Hier gibt es, was natürlich sensationell ist, ein in die richtige Richtung zeigendes Hinweisschild der Ysenburg-Route, und zwar mit der Ankündigung, dass in der Nähe die „Vier Liegen“ zu bewundern sind. Bin mal gespannt!