"Langenselbolder Flos" ist ein El Dorado für Kiebitz und Co

Langenselbold. "Gehölzriegel" abgeholzt und entsorgt, weiter Tümpel angelegt: Im „Langenselbolder Flos“ ist der Lebensraum für viele Tierarten verbessert worden.
Von Rainer Habermann
Kiebitz, Laubfrosch, Lurch und Co. dürften ausgesorgt haben, wenn sie nach dem Winter in die Kinzigauen zurückkehren. Die einen lieben weite Landschaften zum Brüten, die anderen dienen eher zum Fraß, wollen aber auch ihren geeigneten Lebensraum, um sich vermehren zu können.
Beiden Enden der Nahrungskette kommt ein Projekt zugute, das die „Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung“ (GNA), gemeinsam mit weiteren Partnern, im Herbst 2016 angeleiert hatte: „Lebendige Kinzigauen“. Am Montag war Ortstermin im Brutgebiet des Kiebitz im „Langenselbolder Flos“.Laubfrösche überwintern Dieser ist noch nicht zurück aus dem Süden, Kiebitze sind – zumindest in unseren Breiten – Zugvögel. Aber Laubfrösche, beispielsweise, überwintern auch in den Auen entlang der Kinzig. Zu Frühlingsbeginn erwachen sie aus ihrer Winterstarre, die sie unter Geäst und Wurzelwerk zugebracht haben.Der Kiebitz ist in Deutschland streng geschützt, steht auf der „Roten Liste“ der bedrohten Arten, unter anderem, weil sein Lebensraum auf Feuchtwiesen extrem stark eingeschränkt wurde. Für Laubfrösche und andere Amphibien, ebenso wie für Wirbellose und Insekten, ist dies ebenfalls ein Problem. Deshalb gewinnt das Projekt der GNA im Rahmen der Kinzigauen-Renaturierung eine besondere Bedeutung.Kiebitze brüten im Gras„Die Kinzigaue bei Langenselbold ist mittlerweile zum stabilsten Populationsraum für Laubfrösche und Amphibien in Südhessen avanciert“, erläuterte Susanne Hufmann, Vorsitzende der GNA, beim Ortstermin. Die vielen Störche und Reiher, die die Kinzigaue ebenfalls bevölkern, dürfte das freuen: Der Frosch steht auf ihrem Speisezettel.Was geschah bisher? Um die weite Auenlandschaft zu erhalten und für den Kiebitz ebenso wie für den Laubfrosch ideal zu gestalten, wurde einige „Gehölzriegel“ abgeholzt und entsorgt. „Kiebitze brüten im Gras, gut 150 Meter von Bäumen entfernt“, erklärt Günter Könitzer von der GNA. „Sie sind Watvögel, sogenannte Limikolen, und brauchen große, offene Flächen mit Feuchträumen zur Brut und zur Nahrungssuche“, führt er weiter aus.Drei Tümpel angelegtGleichzeitig wurden, wie auch früher schon in Selbold und Hasselroth, weitere Tümpel (Mulden mit Flachwasserzonen an den Rändern) angelegt: drei an der Zahl, mit Maßen von rund 300, 700 und 1200 Quadratmetern Wasserfläche. Bei den Frühjahrsüberschwemmungen der Kinzig laufen sie voll und halten dann das Wasser meist über das ganze Jahr.Die Kosten für das Gesamtprojekt: rund 65 000 Euro. Rund 1500 Kubikmeter Aushub mussten gebaggert und entsorgt werden, das Geäst wurde noch auf dem Acker gehäckselt und in der Holz-Hackschnitzel-Anlage am Langenselbolder Bauhof verfeuert. Mehr als zehn Tage betrug die reine Arbeitszeit, unterbrochen immer mal wieder durch Witterungseinflüsse.Ausgleichsflächen für stillgelegte DeponieDie Finanzmittel stammten vom Eigenbetrieb Abfallwirtschaft des Main-Kinzig-Kreises. Der hatte ohnehin für ein stillgelegte Deponie Ausgleichsflächen zu schaffen. Der Dank von Bettina Laub vom Eigenbetrieb galt in erster Linie der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) des Kreises, die ebenfalls am Projekt beteiligt ist, und der GNA für die Begleitung der Maßnahme. Ebenso beteiligt sind die Stadt Langenselbold und Hessen-Mobil, denen die Grundstücke im Flos und an dessen Rändern gehören.Für die Stadt Langenselbold nahmen Bürgermeister Jörg Muth und der Biologe Matthias Wissel am Ortstermin teil, für Hessen-Mobil Helmut Bczysko, und für die UNB Bernd Leutnant. Die Anlage großer und flacher Gewässerkomplexe sei ein Beitrag zum Erhalt der Lebensräume wiesenbrütender Vogelarten und Amphibien an der Kinzig, betonte alle Beteiligten.