Kommt die Verkehrsinsel am Innovationszentrum?

Langenselbold. Durch den Bau des Innovationszentrums ist eine schwierige Verkehrssituation entstanden: Fußgänger nehmen oft den kürzesten und unsichersten Weg über die Straße. Deshalb wird eine Verkehrsinsel gefordert. Doch das letzte Wort hat die Feuerwehr. Es ist eine Entscheidung, die über Leben und Tod entscheiden kann.
Von Torsten Kleine-Rüschkamp
Die Langenselbolder Stadtverordneten haben demnächst eine schwierige Entscheidung zu fällen – was sich erst einmal banal anhört, weil es eigentlich „nur“ um den Bau einer geforderten Verkehrsinsel geht. Weil aber dieses Bauwerk fast schon ein Politikum darstellt, kann man den Aufwand verstehen, der nun an den Tag gelegt wird. Die Rede ist vom neuen Innovationszentrum und die viel diskutierte Frage, ob die Verkehrssicherheit für Fußgänger gegeben ist oder nicht.Die Forderung steht im Raum, eine Verkehrsinsel mit einer Fußgängerfurt zwischen dem Innovationszentrum und dem Nahversorgungszentrum zu bauen. Derzeit gibt es hier nur blanken Asphalt – die Fußgänger müssen und dürfen, wenn sie die Ringstraße queren, kein Angst vor Autos, Lastwagen und Bussen haben, die hier Vorfahrt genießen.Ausschau nach LückenAlso gilt es, nach Lücken im Verkehr Ausschau zu halten, um dann flink die Straße zu queren. Da nicht jedermann jung, fit und sportlich ist, sind da schon des Öfteren Zweifel in der öffentlichen Diskussion laut geworden. Was ist mit Senioren und Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind?Einen neuen Anstoß in die öffentliche Diskussion hat vor geraumer Zeit Michaela Primus gegeben. In einem offenen Brief an Bürgermeister Jörg Muth (CDU) hatte die Langenselbolder Lehrerin den Rathaus-Chef aufgefordert, schnell und unbürokratisch zu handeln, da aus ihrer Sicht Menschenleben gefährdet sind. „Die Verkehrssituation rund um das neue Innovationszentrum an der Ringstraße ist verheerend und unbeschreiblich gefährlich“, schrieb sie.Muth nimmt Bedenken ernstMichaela Primus berichtete gegenüber unserer Zeitung, dass Muth in einem persönlichen Gespräch mit ihr ihre Sorge geteilt habe, dass die Überquerung der Fahrbahn im Bereich des Innovationszentrum eine Gefahr für Fußgänger darstelle. Muth habe mit dem Eingehen auf ihre Argumente sehr viel Bürgernähe gezeigt. Und Muth sagte über das Gespräch mit der Langenselbolderin: „Ich nehme ihre Bedenken sehr ernst.“Muth habe ihr berichtet, dass bis auf eine Ausnahme sämtliche Vorbehalte gegen den Bau einer Verkehrsinsel gefallen seien. Es stünde noch die Entscheidung der Langenselbolder Feuerwehr aus. Von deren Plazet und natürlich der Entscheidung der Stadtverordneten hänge es ab, ob die Querungshilfe gebaut werden könne.Ringstraße ist eine wichtige Route Muth bestätigte auf Anfrage unser Zeitung, dass nur noch die Frage des Brandschutzes ein Ausschluss-Kriterium für die Errichtung des Straßenbauwerkes sein könnte. Die Langenselbolder Feuerwehr befürchtet – wie berichtet – nicht schnell genug am Einsatzort sein zu können, wenn sich zwischen den beiden Einkaufszentren an der Ringstraße eine Verkehrsinsel bestehe.Es könnte bei starkem Fußgängeraufkommen zu Rückstaus im Fahrzeugverkehr kommen, mit dem Ergebnis, dass die Brandschützer mit ihren Fahrzeugen „stecken“ blieben. Die neue Feuerwehr- und Rettungswache liegt direkt am südwestlichen Ende der Ringstraße. Und die Fahrt durch die Ringstraße ist eine wichtige Route für Einsatzfahrten im ausgedehnten Stadtgebiet. Des Weiteren ist die Feuerwehr gesetzlich verpflichtet, in genau festgesetzten Fristen den Einsatzort zu erreichen.Abwägung nicht einfachNach Darstellung des Bürgermeisters werden Vertreter der Feuerwehr in der nächsten Sitzung des Bauausschusses zu Gast sein und dort ihre Stellung abgeben, beziehungsweise genau sagen, ob sie für oder gegen die Verkehrsinsel sind. Dann erst soll der Ausschuss über das Projekt entscheiden und eine entsprechende Empfehlung zur Beschlussfassung an das Stadtparlament abgeben. Die Stadtverordneten werden dann entscheiden.Muth bekräftigte, dass die Abwägung in dieser Frage nicht einfach ist, weil es bei beiden Entscheidungen stets um Leib und Leben gehe. Auf der Seite „Pro Verkehrsinsel“ stehe die Annahme, dass sie Menschen vor dem Überfahren werden bewahrt werden könnten.Querungshilfe nach Bedenken gestrichenAuf der Seite „Kontra Verkehrsinsel“ stehe die Möglichkeit, dass die Feuerwehr nicht rechtzeitig zum Einsatzort gelange, was womöglich den Tod unzähliger Menschen mitverursachen könnte. „In der ursprünglichen Planung war die Verkehrsinsel vorgesehen“, erläuterte Muth. Nachdem es Bedenken von Behörden gegeben habe, sei die Querungshilfe aus dem Plan gestrichen worden.Nach dem die FDP-Fraktion die Forderung nach einer Verkehrsinsel gestellt habe, sei das Thema in den Bauausschuss verwiesen worden. Alle Behörden und Beteiligten – bis auf die Feuerwehr – hätten sich inzwischen bereit erklärt, mit Zähneknirschen die Verkehrsinsel zu akzeptieren.Verbot wird oft ignoriertDie Verkehrsinsel soll laut Plan dort vorgesehen sein, wo die Abbiegespur aus dem Innvovationszentrum zum sogenannten Mikado-Kreisel führt. Das Verbot des Linksabbiegen vom Parkplatz des Innovationszentrums auf in die Ringstraße wird seit Inbetriebnahme des Centers von sehr vielen Autofahrern ignoriert.Auf Nachfrage unserer Zeitung gab Stadtbrandinspektor Markus Mohn gestern vorerst keine Stellungnahme zur Position der Langenselbolder Feuerwehr in der strittigen Frage „Pro oder Kontra Verkehrsinsel“ in der Ringstraße ab.