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Genaue Standfestigkeitsüberprüfung statt Rüttelprobe

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Hier wird nicht gerüttelt: Grabmäler werden nun mit einem geeichten Gerät auf ihre Standfestigkeit überprüft. Das Bild zeigt den Bausachverständigen Manfred Becker bei einer solchen Prüfung. Foto: PM
Hier wird nicht gerüttelt: Grabmäler werden nun mit einem geeichten Gerät auf ihre Standfestigkeit überprüft. Das Bild zeigt den Bausachverständigen Manfred Becker bei einer solchen Prüfung. Foto: PM

Langenselbold. Die Grabmäler der Friedhöfe Jahnstraße und Rödelberg sind kürzlich auf ihre Standfestigkeit überprüft worden. David Becker, der Sohn des Bausachverständigen und Firmeninhaber Manfred Becker sowie seine Schwester Valentina Weißbach verraten, worauf es bei der Grabmalprüfung ankommt.

Von Hannah Pompalla 

Die Überprüfung übernimmt ein Ingenieurbüro aus dem hessischen Grävenwiesbach, das in ganz Deutschland operiert. In der Hauptsaison Frühjahr bis Herbst starten die Grabprüfer ihre Rundgänge zumeist am frühen Morgen.

Mit einem geeichten Testgerät lehnen sie sich mit dem Körpergewicht bis zu fünf Sekunden lang gegen den Stein. Dabei zeigt das Gerät in Newton an, mit wieviel Kilogramm dies getan wird. Bis zu 30 Kilogramm, (300 Newton) müsse jeder Stein aushalten, so Becker. Das gelte auch für größere Familiengräber. Denn diese seien genauso unfallgefährdet wie die kleineren Steine. „Man darf auch nicht zu viel Druck ausüben. Denn sonst könnten wir auch jeden Stein zerstören“, erläutert der 28-Jährige.Genaue Standfestigkeitsprüfung löst Rüttelprobe abDie jährliche Standfestigkeitsprüfung von Grabmalen ist seit einigen Jahren in Deutschland Pflicht. „Seit gut sechs bis acht Jahren wird sie in den Gemeinden immer mehr durchgeführt“, sagt Weißbach. Die frühere Rüttelmethode ist damit passé. Sie sei ohnehin von weniger Nutzen gewesen: „Die 'Rüttelprobe' ist sehr ungenau und hat den Stein eher gelockert“, erläutert Weißbach. „Die Prüfung sollte man nicht nur alle fünf Jahre machen, denn es kann immer was passieren“, weiß David Becker. Denn die Grabsteine könnten umkippen und somit besonders Kinder und ältere Menschen verletzen.

Welcher Stein besonders anfällig sei, könne man so nicht sagen, betont der Fachmann. „Das ist eine sehr individuelle Geschichte und von Stein zu Stein unterschiedlich.“ Im Winter findet grundsätzlich keine Überprüfung statt – auch zur eigenen Sicherheit, wie Becker sagt. Denn die Grabplatten könnten ganz schön glatt und somit zu einer ernsten Gefahr für die Prüfer werden. Außerdem führe der schmelzende Schnee zu trügerischen Schlüssen: Dringe er bei einem nicht standfesten Stein in eine Fuge ein und gefriere, könne der Grabstein durch das gefrorene Eis wieder eine Festigkeit erhalten.„Das Wetter kann sehr ausschlaggebend sein“Außerdem könnten die Steine durch die Prüfung beschädigt werden. Denn dringe Feuchtigkeit ins Fundament, könnte der Stein schneller zerbrechen, ergänzt Weißbach. Hat ein Stein den Test nicht bestanden, bekommt er einen gelben, beschrifteten Aufkleber, alles wird ganz genau fotografiert und dokumentiert. Dann sollten die Angehörigen für die Ausbesserung einen professionellen Steinmetz beauftragen, sagt Becker.

Im Jahr 2015 beanstandeten sie in Langenselbold ganze 40 Gräber – „das war schon ziemlich viel“, wie sich Becker erinnert. „Im vergangenen und in diesem Jahr gab es ziemlich viele Unwetter“, sagt Weißbach. Daher könnte es sein, dass die Ingenieure in dieser Saison auf deutschen Friedhöfen generell einiges zu beanstanden haben – und auch nach einer erfolgten Prüfung noch einmal zum Einsatz kommen. „Das Wetter kann sehr ausschlaggebend sein“, so Weißbach.

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