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Endlich Baubeginn an der Gartenstraße

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Startschuss: Am evangelischen Kindergarten haben nun die Bauarbeiter das Sagen. Foto: Habermann
Startschuss: Am evangelischen Kindergarten haben nun die Bauarbeiter das Sagen. Foto: Habermann

Langenselbold. Die Stadt und die evangelische Kirchengemeinde haben sich, gemeinsam mit der Landeskirche und dem Kirchenkreis Hanau, geeinigt: Die lange Zeit umstrittene Sanierung des evangelischen Kindergartens in der Gartenstraße ist beschlossen und vertraglich besiegelt.

Von Rainer HabermannWie Vertreter beider Parteien Sitzungssaal des Rathauses erläuterten, kommt die „kleine Lösung“ zum Tragen. Auch diese umfasst noch ein Investitionsvolumen von geschätzten 790 000 Euro. Damit liegt man aber weit unter der ursprünglichen Kostenschätzung von rund 1,6 Millionen Euro. Erleichterte Gesichter bei Bürgermeister Jörg Muth (CDU), beim geschäftsführenden Pfarrer Till Martin Wisseler, bei Andreas Schwender vom Kirchenvorstand, und beim Ersten Stadtrat Gustav Schreiner (Grüne): Nach monatelangem Ringen um die Fragen des Standorterhalts und der Finanzierung bietet die Lösung nun zwar keine Aufstockung, verbunden mit der Schaffung eines Mehrzweckraums im Dachgeschoss.Dafür aber die weitere Nutzung des aus Brandschutzgründen gesperrten Geschosses durch den Anbau einer Außentreppe als zweiten Fluchtweg, einer kompletten Revision der Gebäudeelektrik, einer Teilerneuerung der Sanitärinstallation, ebenso der Dacheindeckung im Ostflügel und der Erneuerung der Böden in den Aufenthaltsräumen.Außerdem wird der Zugang zum Erdgeschoss barrierefrei gestaltet, durch den Anbau einer Rampe. Und schließlich sollen auch die im Zusammenhang mit der Sanierung stehenden Schönheitsreparaturen ausgeführt werden. Alle Maßnahmen waren auch im ursprünglichen Entwurf einer Komplettsanierung vorgesehen, die das Gelnhäuser Ingenieurbüro Frischmuth vorgelegt hatte, welche allerdings mehr als 1,6 Millionen Euro kosten sollte. Hier hatten sowohl die Stadt als auch die Kirche abgewunken: zu teuer.Die Landeskirche hatte erst 2014 umfangreiche Sparmaßnahmen landesweit bei ihren Immobilien beschlossen, die Stadt steht noch unter dem „Schutzschirm-Diktat“. „Dennoch wollten wir unbedingt den Standort in der Innenstadt erhalten. Das historische Gebäude, 1908 erbaut, wurde seit jeher als Kindergarten genutzt, und die Menschen nicht nur in der Innenstadt haben sich recht eindeutig für den Erhalt einer konfessionellen Kindertagesstätte dort ausgesprochen“, erklärten sowohl Schwender als auch Wisseler die Hauptgründe für eine Sanierung.Die Alternative wäre eine Schließung gewesen; im Hinblick auf den geplanten, sechszügigen Kindergarten im Neubaugebiet „Niedertal III“ eigentlich auch kein großes Problem. Allerdings wäre dann auch mit einer für beide Seiten – Stadt und Kirche – wichtigen Tradition gebrochen worden. Und ein weiterer Baustein einer belebten Innenstadt weggefallen.Nunmehr ist auch die Finanzierung vertraglich besiegelt. Die Betriebskosten der Kita werden weiterhin im Verhältnis 80 (Stadt) zu 20 Prozent (Kirchengemeinde) geteilt, außerdem erfolgt ein Teil der Finanzierung, in Höhe von 360 000 Euro, über ein zinsloses Darlehen der Landeskirche, das im Rahmen dieser Betriebskosten über zwölf Jahre zurückgeführt wird. Rund 58 000 Euro wird die Kirche in Form von staatlichen Fördermitteln erhalten. Im Jahr 2016 leisten Stadt und Kirche jeweils einen Investitionszuschuss in Höhe von 214 000 respektive 158 000 Euro.Im Zusammenhang mit der Finanzierung erhöhen sich die jährlichen Betriebskosten für die Stadt von bisher rund 232 000 auf 256 000 Euro, der Anteil der Kirche von bisher rund 58 000 auf 64 000 Euro. Schreiner umriss gemeinsam mit Wisseler noch einmal die Entwicklung hin bis zu der Sanierungsentscheidung, die seit Juni 2014 in Form mehrerer Treffen der Fraktionsspitzen aller im Parlament vertretenen Parteien mit den Spitzen der evangelischen Stadt- und Landeskirche sowie dem Kirchenkreis Hanau stattgefunden hatten. Insofern ist die jetzige Lösung eine breit mitgetragene.Sie wird im Endeffekt sogar eine „ökumenische“. Denn während des geplanten halben Jahres der Sanierung haben die rund 70 derzeit betreuten Kinder von der katholischen Kirche die Möglichkeit eingeräumt bekommen, Räume des katholischen Gemeindezentrums am Klosterberg zu nutzen. Dies ohne Miete, gegen Beteiligung an den Allgemeinkosten. Eine sehr großzügige Geste, die nicht zuletzt Pater Edward zu verdanken sein dürfte. Und die einiges an Aufwand erforderte, denn zunächst einmal musste auch ein Umnutzungsantrag für die Räumlichkeiten bei der Bauaufsicht des Main-Kinzig-Kreises gestellt werden.Nun fand auch der Umzug, der komplett ehrenamtlich von den Eltern der Kitakinder, von den Erzieherinnen und von der Kirchengemeinde geleistet wurde, rechtzeitig vor Pfingsten statt. Für die große Kooperationsbereitschaft der katholischen Kirche bedanken sich Stadt und evangelische Kirche. Und ebenso gilt der Dank allen am Umzug Beteiligten.Wohncontainer abgebautDie bisher genutzten beiden Wohncontainer für die Kindergruppen sind ebenfalls seit Pfingsten verschwunden. Und die Bauarbeiten begannen ebenso bereits am Dienstag nach Pfingsten. Wieder eingezogen werden soll auf jeden Fall noch vor Weihnachten, so Schwender. Und die acht Erzieherinnen wollen im sanierten Kindergarten in der Gartenstraße dann auch wieder die „U3“-Betreuung anbieten. Das „Schlusswort“ gebührte Pfarrer Wisseler: „Wir bedanken uns ebenfalls bei den Gremien der Stadt, die uns letzten Endes ihr Vertrauen geschenkt und die Beschlüsse mitgetragen haben. Und als Kirchengemeinde freuen wir uns, dass wir weiterhin die Familien in der Kindererziehung begleiten und unterstützen dürfen.“

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