Danny June Smith überzeugt mit Können als Singer-Songwriterin

Langenselbold. Danny June Smith gehört zu den erfolgreichsten und aktivsten Pop-Musikerinnen der Region. Ihr erneuter Erfolg beim Deutschen Rock- und Pop-Preis ist mehr als ein Anlass, genug die in Hanau geborene und in Langenselbold aufgewachsene Künstlerin nach ihrer künstlerischen Motivation und ihren Zielen zu fragen.
Von Torsten Kleine-RüschkampDanny June Smith absolviert pro Jahr gut und gerne 150 Auftritte, und zwar mit Band und auch solo.
Unter anderem wird die Künstlerin auch bei der Sportlerehrung des HANAUER ANZEIGER in diesem Monat auftreten.Welchen Stellenwert hat Dein neues und exzellent produziertes Album „Phoenix“ für Dich?Das ist absolut „MEINS“. Sowohl Text und Musik plus jedes einzelne Gefühl in den Songs und der Musik stammen von mir – unverfälscht und absolut echt, so, wie ich eben bin. Ich glaube, dass der Hörer diese Authentizität wahrnimmt. Meinem Produzenten Ulrich Pfannmüller in Altenstadt bis ich unendlich dankbar, dass er alles berücksichtigt hat, was ich gerne reinpacken wollte. Wir sind über die letzten zehn Jahre gute Freunde geworden, wir kennen und schätzen uns sehr.
Auf welche Resonanz ist „Phoenix“ gestoßen?Es gab viel Zustimmung – nicht nur von Country-Radiostationen und -Magazinen, sondern auch von Menschen mit einem anderen Musikgeschmack. Das Album ist zeitlos und relativ genrefrei. Man hört aber meine Wurzeln als Country- und Folksängerin. Als Oldschooler mag ich Reggae, Pop, Rock, Punk, Folk, Singer- und Songwriter und natürlich Protestsongs.
Welcher Titel ist der bis dato bekannteste des Albums? Das ist „Lumberjack“ (Holzfäller). Das hat auch damit zu tun, dass es ein Video dazu gibt. Der professionell in Sinntal produzierte Clip hat bis heute über 5200 Aufrufe gehabt.
In „Diese Welt“ singst Du „Hilf' und erhalte die Welt mit dem, was Du tust und auch sagst, sing Lieder, gib Schutz, sei kein Held, doch sei mutig, indem Du viel fragst – Hass steht für Angst und Unzufriedenheit...“. Was ist Dein Antrieb, solch ein Lied zu schreiben? Jeder Künstler hat meiner Meinung nach eine Verantwortung, nicht zuletzt, da er in der Öffentlichkeit steht. Meine Message ist: Schaut genau hin. Seid friedlich. Oder wie es Reinhard May, mein großer Held, sagt: Sei wachsam und doch nächstenliebend! Ich habe dies in der Vergangenheit nie öffentlich musikalisch ausgedrückt, weil ich das Gefühl hatte, es passe nicht zu mir und der Musik, für die ich stehe. Ich bin natürlich weiterhin auch Countrymusikerin, sehe mich aber auch als deutsche Liedermacherin mit einer Message, die auch in Muttersprache singen, texten und sich ausdrücken mag oder gar sollte.
Wie siehst Du Deine musikalische Entwicklung?Man reift als Künstler im Laufe der Jahre. Der Inhalt meiner heutigen Texte ist nicht vergleichbar mit dem, was ich vor zehn Jahren gemacht habe.
Wie entstehen Deine Songs?Eigentlich ganz altmodisch. Meist sitze ich in der Nacht mit einem Bleistift vor meinem Block. Dann nehme ich den Text und die Musik mit der Gitarre auf meinem iPhone auf. Im Anschluß kann ich dann immer wieder checken, wie ich den jeweiligen Song auf der Gitarre angeschlagen hatte. Ich renne dabei keinem Song hinterher. Wenn ich denke, ein Ansatz geht nicht auf, warte ich auf den nächsten Impuls. Diese kommen, wann sie wollen. Ich handele immer nach meinem Herz- und Bauchgefühl. Es ist kein verbissenes Arbeiten.
Schreibst Du zunehmend auf Deutsch? Grundsätzlich entstehen die Songs auf Englisch. So gab es „Gerüchte (Der einsame Trucker)“ zuerst auf Englisch. Weil ich jedoch wollte, dass sich deutsche und englische Songs auf „Phoenix“ die Waage halten sollten, habe ich ihn ins Deutsche übersetzt. Nun sind interessanterweise sogar die deutschen Titel auf dem neuen Album mit Zweien in der Überzahl.
Welchen Stellenwert hat der Deutsche Rock- und Pop-Preis für Dich?34 Preise habe ich bei der Veranstaltung Deutscher Rock- und Pop-Preis in den letzten acht Jahren erhalten. Insgesamt habe ich 41 europäische und deutsche Musikpreise bekommen. Ein internationaler erster Preis ist zum Beispiel der mir 2014 aus dem Österreichischen Raum verliehene „Goldene Countrystar“, der den Liebling aller europäischen Countryfans bestimmt – und das in einem europaweiten, fairen Votingverfahren, bei dem jeder mitwählen konnte. Es waren damals auch europäische altbekannte Größen wie Truckstop und Tom Astor wie auch tolle Newcomer wie Laura van den Elzen und Marina Jay in der Voting- Liste. Ich bin noch immer wahnsinnig stolz und überrascht, das Rennen gemacht zu haben vor Musikern, zu denen ich aufschaue und vor denen ich den größten Respekt vor ihrer Arbeit habe.
Welche Bedeutung hat der Deutsche Pop- und Rock Preis in der Musikszene?Ich identifiziere mich sehr gerne mit dem deutschen Rock- und Pop-Preis, der dem deutschen Rockmusikerverband mit Sitz in Lüneburg entspringt. Es ist ein relativ kleines Unternehmen, das für uns Künstler Großes tut. Wir als Künstler können dort Mitglied werden. Für die Teilnahme am Wettbewerb wird ein kleiner Obulus verlangt. Der Verband finanziert sich zum größten Teil über Mitgliedsbeiträge. Er steht uns in rechtlichen Fragen, in Promotion-Angelegenheiten und allem, was das Künstler- Dasein betrifft, zur Seite. Meine Platten erscheinen bei „Rockwerk Records“, dem Label des Verbands.
Die Veranstaltung steht für jeden Künstler offen, der mitmachen möchte. Da werden nicht irgendwelche Größen herausgesucht und zum Mitmachen animiert. Jeder Künstler kann sich dort von der Jury bewerten lassen. Das gibt Künstlern die Möglichkeit, auch einmal über den Tellerrand hinaus zu schauen und bekannt zu werden. Wenn man gewinnt, kann man sich durch die Presse bekannter machen. Es ist der älteste und bekannteste Nachwuchswettbewerb im deutschen Raum. Die Veranstaltung wird liebevoll gepflegt von Ole Seelenmeyer und seinen Mitarbeitern. Der Stellenwert des Preises ist sehr hoch, weil er seit 35 Jahren etabliert ist. Zu den Beobachtern gehören stets auch die Leute aus dem Musikgeschäft.
Wie ist „Phoenix“ bei der Jury angekommen? Ich wollte noch einmal mit meiner neuerlichen Teilnahme sehen, wie mein neues Album ankommt. Und das Abschneiden hat mir recht gegeben, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Dort habe ich Platz eins als Beste Countrysängerin mit „The Sin Waltz“ und Platz zwei für die Beste Folkrocksängerin mit „Valkyrie Rider“ gewonnen. „Ich fühl' dich nicht“ ist mit einem zweiten Platz als „Bester deutschprachiger Song 2017“ ausgezeichnet worden und zu guter Letzt bekam auch mein aktueller Titel „Run“ einen zweiten Platz für den besten Countrysong 2017.
Was empfiehlst Du als erfolgreiche und erfahrene Künstlerin jungen Nachwuchsmusikern? Ich rate jedem, am Rock- und Pop-Preis als größtem deutschen Nachwuchswettbewerb teilzunehmen. Bei einer Mitgliedschaft impliziert dies auch eine Zusammenarbeit, die über das ganze Jahr währt. Dann gibt es noch die regionalen Wettbewerbe wie den Hessischen Rock- und Pop-Preis, der ebenfalls vom Verband um Ole Seelenmeyer ausgerichtet wird. Außerdem rate ich jungen Künstlern, immer in Pubs und kleinen Clubs aufzutreten, um sich bekannter zu machen.
Wie bist Du zur Countrymusik gekommen?Ich habe als kleines Kind nicht viel Radio hören brauchen. Es gab einen Plattenspieler. Und mein Papa hat darauf seine ganzen Platten immer wieder gehört. Das war Kris Kristoffersen dabei, Loretta Lynn, Tammy Wynette, Dolly Parton, Kenny Rogers. Mein Vater hat viel Englisch mit mir gesprochen. Aufgrund dessen habe ich die Countrymusik im jüngsten Kleinkindalter mitbekommen, noch bevor ich andere Musik kennengelernt habe. John Denver war zusammen mit Kris mein Held. Nach Country folgte der Rock'n'Roll. Ich wurde ein großer Roy-Orbison-Fan. Von Mutters Seite gab es immer wieder lustige Schlager, die Mama und Töchterlein beim Wäschebügeln dann zusammen schmetterten. Doch für „nur Schlager“ habe ich einfach zu viel Tiefgang und bin zu sehr „Revoluzzer“.
Bist Du eigentlich vor jedem Auftritte aufgeregt?Ja, selbst bei Konzerten vor kleinem Publikum. Aufregung ist wichtig. Ich sage immer: Wenn das Lampenfieber stirbt, stirbt auch die Seele. Jeder Künstler ist innerlich fragil und total aufgeregt. Ich bibbere vorher ordentlich – das ist wie eine kleine feine Droge, die Dich antreibt. Bei meiner Release-Party für „Phoenix“ hatte ich wahnsinniges Lampenfieber. Ist ja immer wieder spannend, den Fans etwas Neues zu bieten. Da darf man auch aufgeregt sein.