Bus-Hopping findiger Langenselbolder Schüler nach Somborn

Langenselbold. In fernen Gefilden macht man gerne Insel-Hopping, in Langenselbold ist wohl gerade das Bus-Hopping populär.
Von Torsten Kleinerüschkamp
Das ist weniger touristisch gemeint, sondern besteht in einem mehr oder weniger sportlichen Seitenwechsel am frühen Morgen. So funktioniert's: um 7.20 Uhr am Lindenplatz. Ein gelber Schulbus ist abfahrtbereit, der Busfahrer hält aber noch die Handbremse fest. Da stoppt ein blauer Bus der Strecke 54 auf der gegenüberliegenden Seite stadtauswärts.
Aus den Türen des blauen Vehikels quillt eine Schülerschar. Einige Dutzend Jugendliche sprinten mit geschulterten Ranzen und Rucksäcken über die Straße und entern den Schulbus sowohl durch die hintere als auch die vordere Tür. Der Lohn dieser Aktion besteht in einem garantiert freien Sitzplatz. Hier pickt nicht der frühe Vogel den Wurm, sondern der frühe Sprinter darf sich ins Polster der Bussitze plumpsen lassen.
Der Plan funktioniert aber nur, wenn der Linienbus Nummer 54 absolut pünktlich ist, was wohl auch oft der Fall zu sein scheint. Findige Schüler haben herausgefunden, dass ein bisschen Aufwand lohnt, um kommoder ins entfernte Somborn chauffiert zu werden.
Fahrer denken sogar mit
So geht's: Ein Teil der Schüler fährt von der Haltestelle an den Supermärkten in der Ringstraße mit dem 54er zum Lindenplatz, um dann recht sportlich das Fahrzeug in der entgegengesetzten Richtung zu stürmen. Es sind Jugendliche, die zur Kopernikusschule in Freigericht-Somborn fahren. Jene Kopernikusschüler aber, die da brav an der Haltestelle Markt am Ring warten, müssen sich um einen freien Sitzplatz balgen, während die Fixeren sich vermutlich schon genüsslich in den Polstern fläzen und mitleidig-süffisant grinsen dürfen.
Nach Beobachtungen eines Langenselbolders Vater und einem Bericht eines Kenners der allmorgendlichen Bus-Hoppings sollen dem Omnibus-Wechsel-dich-Spiel derzeit täglich bis zu 40 Schüler frönen. Angeblich sollen die Schulbusfahrer den Schülern der kooperativen Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe ein Stück weit entgegenkommen. „Der Schulbus hält gar nicht in der Bucht, sondern auf der Straße“, so der Augenzeuge. Damit minimiere der Busfahrer die Gefahr, dass sich ein Autofahrer auf den Weg durch die hohle Gasse macht.
Stadt will Situation beobachten
So könnten die jungen Leute ohne groß nach links oder rechts zu gucken recht unbesorgt Gummi geben. Den Autofahrern ist praktisch die Passage blockiert, sie können erst wieder rollen, wenn der Busfahrer ausgeschert und ist auf Tour geht. So ein Bus hat etwas von einem Scheunentor, und das ist in dem fraglichen Fall auch gut so. Allerdings kann es bedenklich sein, wenn die Lücke zwischen den Bussen zu groß ist. In der Ringstraße gilt zwar streckenweise ein Tempolimit, der Weg ist aber während der Rushhour sehr stark befahren, weil er zu einer der Hauptrouten in der Gründaustadt zählt.
Der Stadt Langenselbold ist das alltägliche Bus-Hopping am frühen Morgen zwischen dem 54er der Strecke Hanau – Erlensee – Langenselbold und dem Schulbus zur Kopernikusschule unbekannt, wie eine Anfrage im Rathaus ergab. Michael Juracka, Leiter der Straßenverkehrsbehörde, kündigte an, sich das allmorgendliche Schauspiel gegen 7.20 Uhr mit eigenen Augen anschauen zu wollen.