Hammersbach: Vorentwurf für Dammbrücken-Areal präsentiert / Koalition pocht auf Jugendclub

Die Jugendarbeit ist in Hammersbach spätestens seit dem Kommunalwahlkampf ein größeres Thema. Unter der Überschrift „Jumix 2.0“ setzt sich aktuell CDU-Bürgermeisterkandidat Alexander Kovacsek für einen attraktiven Treffpunkt für Jugendliche in Hammersbach ein.
Hammersbach – Flankiert werden seine Bemühungen von der schwarz-grünen Koalition in der Gemeindevertretung. Sie wünscht sich ein eigenes Gebäude am Ort des früheren Jugendclubs am Dammbrücken-Gelände, wo künftig die Jugendarbeit in Hammersbach stattfinden kann.
Diesen Gedanken verfolgt die Gemeinde bereits seit einigen Jahren. Als letztes Projekt des Dorferneuerungsprogramms fand im November 2017 ein Workshop unter Beteiligung aller Generationen im Martin-Luther-Haus statt. Bei zwei weiteren Treffen im Jahr 2018 wurden die Anregungen konkretisiert und in ein „Vorentwurfskonzept“ gegossen, das der zuständige Planer Ralf Habermann vom Büro Götte Landschaftsarchitekten am Dienstagabend im Ausschuss für Jugend, Sport und Kultur vorstellte, um den Anwesenden im Bürgertreff Langen-Bergheim, darunter auch fünf junge Erwachsene als Zuhörer, den bisherigen Prozess zu erläutern.
Lärmkonflikte sollen entschärft werden
Grundsätzliches Anliegen der Gemeinde ist, den jungen Leuten im hinteren Teil des Areals einen attraktiven Aufenthaltsbereich zu bieten. Denn in den letzten Jahren trafen sich die Cliquen mit ihren Autos vor allem an der Mauer im Zufahrtsbereich zum Feuerwehrhaus, was nicht nur verkehrstechnisch problematisch ist, sondern vor allem immer wieder zu Konflikten mit den Anwohnern wegen Lärmbelästigung führt.
Der vorläufige Entwurf aus der Dorferneuerung sieht vor, dass im hinteren Bereich ein WLAN-Hotspot eingerichtet wird und Parkplätze sowie Sitzmöbel gestellt werden. Das jetzt noch stehende Gebäudefragment (Toilette und Überdachung) soll abgerissen werden. Im bisherigen Entwurf sollte dort ein wetterfester Unterstand entstehen. Zudem präsentierte Planer Ralf Habermann die Idee für ein „Amphitheater“, also eine mit Steinen einterrassierte halbrunde Anlage am Hang mit befestigter zentraler „Aufführungsfläche“. Die Anlage könne von Jugendlichen als Aufenthaltsbereich zum „Schwätzen und Rumlümmeln“, aber auch von Vereinen für Freiluftveranstaltungen genutzt werden.
Kein Kinderspielplatz mehr
„Dass es auch in Zukunft zu Lärmkonflikten kommt, kann man raumplanerisch nur schwer beheben“, berichtete Habermann auch aus Erfahrungen in anderen Kommunen. Allerdings könne man auch durch „optischen Lärmschutz“, etwa durch Anpflanzung von Bäumen oder Büschen, eine Wirkung erzielen. „Lärm, den ich nicht sehe, höre ich auch nicht“, ergänzte Bürgermeister Michael Göllner (SPD). Einen Konflikt jedoch hätten die Beteiligten im Planungsprozess bewusst vermieden: Es soll künftig keinen Spielbereich mehr für kleine Kinder geben, da sich deren „Schutzbedürfnis“ mit Lärm und Aktivitäten junger Leute schlecht vereinbaren ließe.
Insgesamt sieht Planer Habermann in der Dammbrücke einen spannenden und coolen Ort für junge Leute, der durch die Rahmenplanung viele Möglichkeiten der Nutzung und das Reagieren auf „Moden“ in der Freizeitgestaltung von Jugendlichen offen lasse. Zudem gebe es der Platz aber auch her, dass er zeitweise von Vereinen genutzt werden könne.
„Jugendliche haben sich immer schon ihre Plätze im öffentlichen Raum gesucht und haben auch einen Anspruch darauf“, so das Statement des Planers. „Das braucht seinen Ort. Ich persönlich finde es nicht richtig, dass man eine Bevölkerungsgruppe aus dem öffentlichen Raum wegdrückt, nur weil sie laut ist.“
CDU und Grüne wollen vorrangige Nutzung durch Jugendliche
Diese Ansicht war am Dienstagabend Konsens. Doch während das Konzept bei den SPD-Vertretern Miriam Piljic und Alexander Haug auf uneingeschränkte Zustimmung stieß, äußerten Grüne und CDU Bedenken. Ein wetterfester Unterstand, wie im Konzept von 2018 vorgesehen, ist den Koalitionären zu wenig. Zudem sei während einer Ortsbegehung auch die Rede von der Installation einer „Kuchentheke“ für eine Vereinsnutzung gewesen, wie sich CDU-Fraktionsvorsitzender Alexander Kovacsek erinnerte.
„Der Bedarf nach einem attraktiven Raumangebot für die Jugend ist nicht wegzudiskutieren“, so Kovacsek. „Es wurde so lange nichts für Jugendliche gemacht. Deshalb wollen wir einen großen Aufschlag machen. Die Jugendlichen sollen wissen, dass das ihr Ort ist.“
Auch Frank Barget (CDU) und David Eller (Grüne) betonten, dass nahezu alle Vereine ihre eigenen Vereinsheime hätten und dieser Ort vorrangig den jungen Leuten vorbehalten sein solle. „Ein Platz, wo sie immer hinkönnen, ohne Einschränkung“, so Barget. „Das sollten wir jetzt mal hinbekommen.“
Bürgermeister Göllner kündigt Neubau an
Nach Ansicht von Bürgermeister Michael Göllner ist man in der Frage gar nicht so weit auseinander. Denn die Verwaltung plane inzwischen mit einem „mausfreien Raum“ mit Theke zur multifunktionalen Nutzung. „Auf die Theke kann man Kuchen oder auch etwas anderes stellen“, so Göllner.
Wie der Bürgermeister auf Nachfrage unserer Zeitung nach der Sitzung erläuterte, soll der Neubau beheizbar sowie mit Strom- und Wasseranschluss versehen sein. Auch eine Küche sei denkbar, die zum Beispiel zum Pizzabacken oder Kochen mit Jugendlichen genutzt werden könnte. Mittel dafür seien im übernächsten Haushalt vorgesehen.
Die aktuellen Mittel von 70.000 Euro würden für die Einrichtung einer Boule-Anlage sowie die Ersatz- und Neubepflanzung und Gestaltung des Areals eingesetzt. Letztmalig kämen hierzu 35.000 Euro aus dem Topf der Dorfentwicklung.
Zeitweise Nutzung durch Vereine
Im Ausschuss erläuterte der Bürgermeister, dass im ursprünglichen Dorferneuerungsprozess nur wenige Zuschüsse für die Dammbrücke zugeteilt worden seien. Ein Jugendzentrum sei da nicht drin gewesen. „Wir müssen eben über ein Nutzungskonzept reden“, so Göllner, der daran erinnerte, dass ein vor zwei Jahren bereits geplantes Internationales Jugendcamp zur Umgestaltung des Geländes aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden musste. „Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, wenn der Vereinsring an der Dammbrücke mal eine Vorstandssitzung abhält oder der Sängergruß, der im Übrigen eine vorbildliche Jugendarbeit leistet, den Platz mal an einem Sonntagmorgen für eine Matinee nutzt.“
Und noch eins betonten sowohl die Vertreter der Koalition als auch der SPD: Ein Raum allein macht noch keine gute Jugendarbeit aus. Im nächsten Schritt braucht es auch ein inhaltliches Konzept und genügend Personal. (Von Jan-Otto Weber)