Dietz AG dementiert Verkauf von Gewerbehalle

Hammersbach. Es ist eine Meldung, die derzeit für große Verunsicherung bei Kommunalpolitikern und Bürgern in Hammersbach, Limeshain und Büdingen sorgt.
Von Jan-Otto Weber
Unter dem Titel „Tritax kauft in Hammersbach“ hat die Immobilien Zeitung vor wenigen Tagen berichtet, dass der Bensheimer Projektentwickler Dietz AG – Hauptinvestor im interkommunalen Gewerbegebiet Limes – die gerade in Betrieb genommene erste Logistikhalle an einen britischen Vermögensverwalter verkauft habe.
Für sich genommen ist der Weiterverkauf einer Gewerbeimmobilie in der Branche natürlich nichts Besonderes. In diesem Fall jedoch schon. Denn die Zusammenarbeit zwischen dem Zweckverband und der Dietz AG basiert auf dem Vertrauen, dass der Bensheimer Projektentwickler, an dessen Aufsichtsratsspitze der frühere hessische SPD-Wirtschaftsminister und gebürtige Hochstädter Lothar Klemm steht, als fester Partner langfristig in Besitz der Immobilien bleibt, wodurch sich die SPD-geführte Mehrheit in der Zweckverbandsversammlung eine Ansiedlung von Unternehmen verspricht, die den Kommunen Arbeitsplätze und Steuereinnahmen bringen.
Göllner sieht keinen Grund zur Beunruhigung
In dieser Annahme hat der Zweckverband der Dietz AG über einen städtebaulichen Vertrag auch bereits weitreichende Kaufoptionen für eine eventuelle Erweiterung des Gebiets eingeräumt. Selbst der Zweckverbandsvorsitzende und Hammersbacher Bürgermeister Michael Göllner (SPD) reagierte zunächst überrascht auf die aktuelle Zeitungsmeldung. „Wobei Dietz uns gegenüber auch schon mal erwähnt hat, dass nach Fertigstellung der Halle eine Umfinanzierung stattfinden würde“, erklärt Göllner auf Anfrage unserer Zeitung.
Auch für den Zweckverbandsvorsitzenden war das Refinanzierungsmodell erst auf Nachfrage bei der Dietz AG zu durchdringen, wie er einräumt. „Wir hinterfragen aber auch bei keinem anderen Unternehmen in dem Gebiet die Finanzierung der Objekte. Für uns ist wichtig, dass Dietz weiterhin unser Ansprechpartner bleibt. Ich habe mit allen Beteiligten lange gesprochen. Dietz bleibt an Bord. Wäre es zu einem Grundstücksverkauf gekommen, hätten die Zweckverbandsgemeinden außerdem ein Vorkaufsrecht“, erläutert Göllner.
Dietz AG will nicht von einem Verkauf sprechen
Ist also die Verkaufsmeldung der Immobilien Zeitung eine Falschmeldung? Wohl kaum. Denn auch die Londoner Rechtsanwaltskanzlei Ashurst berichtet auf ihrer Internetseite, dass sie „den britischen Logistikinvestor Tritax EuroBox plc beim Erwerb eines Logistikzentrums in der Nähe von Frankfurt im Volumen von 50,6 Millionen Euro beraten“ hat.
Dietz hingegen will nicht von einem Verkauf sprechen. „Die Dietz AG hat weder eine Immobilie verkauft, noch gibt es eine neue Strategie, noch stimmt der Preis“, so die Antwort auf Anfrage unserer Zeitung (siehe auch Infokasten). „Die Dietz AG hat lediglich im Rahmen einer Refinanzierung mit der Tritax Euro Box einen institutionellen Investor und langjährigen Partner der Dietz AG als Gesellschafter in die Immobiliengesellschaft in Limeshain aufgenommen.“
Allerdings ist die Dietz AG in dieser Immobiliengesellschaft offenbar der kleinere Partner. Denn wie Ashurst berichtet, behält Dietz lediglich „einen kleineren Anteil am veräußerten Objekt“.
Statement der Bensheimer
Auf erneute Anfrage unserer Zeitung bei den Bensheimern kommt eine etwas ungehaltene und auch überraschende Antwort. Denn sie bestätigt die zuvor dementierte Summe: „Offenbar gibt es in der Öffentlichkeit ein falsches Verständnis hinsichtlich der komplexen Finanzierungsstrukturen großer Immobilieninvestitionen. Interessierte Gruppen und insbesondere Gegner versuchen hieraus eine negative Story abzuleiten. Das Gegenteil ist der Fall. Es bleibt dabei: Die Dietz AG hat viele neue Arbeitsplätze und eine Investition von über 50 Millionen Euro in das interkommunale Gewerbegebiet Limes gebracht und somit die Zusagen gegenüber dem Zweckverband eingehalten. Wie sich im Einzelnen die Struktur der Gesellschafter der Dietz-Gruppe oder einzelner Beteiligungsgesellschaften verhält, tut hier nichts zur Sache. Es legt ja auch kein Häuslebauer in der Öffentlichkeit die Finanzierungsstruktur seines Eigenheims offen, um nachzuweisen, dass er ein guter Nachbar und ein gutes Mitglied der Gemeinde ist.“
Das sieht Zweckverbandsvorsitzender Göllner auch so – grundsätzlich. „Es ist schwierig, im Voraus immer zu ahnen, woraus wieder eine Story gedreht wird“, meint Göllner. „Für die Verantwortlichen ist das ein Routinevorgang. Aber im Nachhinein wäre es schön gewesen, wenn man es vorher gewusst hätte.“