SPD-Parteichef Marcus Rosen schmeißt hin und gibt Mandat zurück

Großkrotzenburg. Nachdem Marcus Rosen überraschend sein Mandat in der Gemeindevertretung zurückgegeben und sogar sein Amt als SPD-Parteivorsitzender zur Verfügung gestellt hat, brodelt in Großkrotzenburg die Gerüchteküche.
Von Thorsten BeckerDemnach soll der 34-Jährige angeblich hingeschmissen haben, weil er in der Diskussion um die Schließung des katholischen Kindergartens St. Vinzenz nicht auf Fraktionslinie war. Das klingt nach mächtig Ärger hinter den Kulissen.
Rückzug aus "familiären Gründen"
Während der langjährige SPD-Chef Karl Pitterling die Kita-Diskussion als „einen Auslöser“ vermutet, bestreitet Rosen einen Zusammenhang. Er geht mit der Entscheidung seiner Fraktion weiterhin sehr hart ins Gericht, nennt aber ganz andere Gründe für seinen Schritt, sich an seinem Heimatort aus der Kommunalpolitik zurückzuziehen. Diese seien vor allem „familiäre Gründe“.
Wie berichtet, hatte die Gemeindevertretung einem Antrag zugestimmt, den Vertrag mit dem Schwesternhaus in Fulda bereits zum zweiten Mal – und nunmehr endgültig – aufzukündigen, um die Kita mit einem neuen, privaten Betreiber fortzuführen. FDP und Krotzebojer Grüne sowie die SPD stimmten dafür. Vorausgegangen war eine monatelange Diskussion. Rosen selbst hatte an der Parlamentssitzung nicht teilgenommen.
„Ich bin damit weiterhin nicht einverstanden“, sagte Rosen gestern auf Anfrage. Es sei für ihn nicht nachvollziehbar, weshalb seine Fraktion „diesen Blödsinn von FDP und Grünen mitgetragen“ habe. Rosen hatte zuvor immer wieder eine abweichende Meinung vertreten.
„Ich habe im Vorfeld von vielen Eltern Bedenken gehört. Für mich ist dieser Schritt nicht nachvollziehbar“, sagt der Finanzfachmann, der in der Verwaltung der Gemeinde Ronneburg die Kämmerei leitet.
Sachdebatte der Fraktion
Hintergrund, so Rosen, sei gewesen, dass die Gemeinde bei den Zuschüssen an die konfessionellen Kita-Betreiber einsparen will. „Bis heute liegt mir aber aus dem Rathaus keine einzige Zahl vor, die das belegt.“ Daher habe er konsequent diese Meinung vertreten. „Ich frage mich immer noch, warum meine Fraktion zugestimmt hat.“ Dies sei jedoch eine Sachdebatte gewesen. „Persönlich bin ich mit niemandem im Streit auseinander.“
Bereits einen Tag zuvor habe er bei einer Vorstands- und Fraktionssitzung seine Genossen darüber informiert, dass er sein Mandat aufgeben werde und am Freitag nicht an der Sitzung des Parlaments teilnehmen könne.„Das war schon länger meine Entscheidung. Über das Wochenende habe ich dann nachgedacht und am Montag Karl Pitterling darüber informiert, dass ich auch den SPD-Vorsitz aufgebe. Wenn ich mich zurückziehe, dann richtig.“
Er habe in den vergangenen Monaten „große Abnutzungserscheinungen“ festgestellt. Deshalb habe er auch nicht die Nachfolge des Fraktionsvorsitzenden Uwe Bretthauer angestrebt. Noch im November 2018 hatte er das Parteiamt vom Pitterling übernommen und gedacht, das zu stemmen. „Aber die Belastung war zu groß“, sagt der zweifache Vater. Er wolle sich künftig mehr um seine Familie kümmern.
"Unschöne Entwicklung"
Als „unschöne Entwicklung“ bezeichnet Pitterling die Situation: „Den Entschluss, in der Gemeindevertretung aufzuhören, hatte er schon vor der Abstimmung bekannt gegeben.“ Dass Rosen nun auch den Parteivorsitz aufgegeben hat, bezeichnet er als „Verlust für die SPD Großkrotzenburg“, die in den vergangenen Monaten den Weg der personellen Erneuerung eingeschlagen habe.
"Dass er anders abgestimmt hat, ist nicht das Problem gewesen, wir haben keinen Fraktionszwang“, betont Pitterling. Dennoch vermutet er, dass die monatelange Debatte um St. Vinzenz ein „Auslöser“ gewesen sein könnte.
Wie zuvor hat Pitterling nun erneut den Vorsitz übernommen, allerdings kommissarisch. Am morgigen Mittwoch treffen sich Fraktion und SPD-Vorstand zu ihrer regulären Sitzung. Dann solle ein Fahrplan aufgestellt werden, wie es weitergehen soll. Unterdessen wird Klaus Jäger am Freitag, 12. April, für die SPD den vakanten Platz in der Gemeindevertretung einnehmen.