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So reagiert der neue Strandbadbetreiber auf die Kritik

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Auf die Gefahr durch lose Steine am künstlich angelegten Bachlauf für Kinder hatte Geschäftsführer Kamil Yilmaz sofort reagiert und sie fest einbetonieren lassen. Foto: Bergmann
Auf die Gefahr durch lose Steine am künstlich angelegten Bachlauf für Kinder hatte Geschäftsführer Kamil Yilmaz sofort reagiert und sie fest einbetonieren lassen. Foto: Bergmann

Großkrotzenburg. Am neuen Betreiber des Strandbads Spessartblick scheiden sich die Geister. Während manche Besucher nach wie vor unzufrieden sind, loben andere die Firma Bäderservice Deutschland GmbH (BSD) für ihr Engagement. Wir haben uns am See umgesehen und mit einigen Gästen gesprochen.

Von Per Bergmann

Vor der Saison gab die Gemeinde die Verantwortung für das Naherholungsgebiet an BSD ab, um Kosten zu sparen. Geschäftsführer Kamil Yilmaz stellte bereits im Mai klar, dass es sich um eine Art Übergangsjahr handele.

Dem neuen Betreiber gehe es darum, „den Badebetrieb zu gewährleisten und uns einen Überblick zu verschaffen“. Er suche den Kontakt zu den Gästen, um sich Rückmeldungen und Ideen für die Weiterentwicklung des Bades einzuholen.

Steine jetzt fest einbetoniert

Doch mit Geduld, Genügsamkeit und Vertrauensvorschüssen ist das so eine Sache. Wer für eine Dienstleistung bezahlt, vergisst seine Tugenden manchmal schneller als gedacht. Entsprechend umfangreich war die Kritik in den vergangenen Wochen – gerade zu Beginn der Badesaison. Die angebliche Mängelliste reichte von „nach wie vor viel Gänsekot überall“ über „das Gelände wird nicht sauber gehalten“ und „die Schlange an der Kasse war viel zu lang“ bis hin zu „Gefahrenstellen für Kinder“.

Was ist dran an der Kritik? Mehrere unangekündigte Besuche unserer Redaktion und ein klärendes Gespräch mit Geschäftsführer Yilmaz sollten Klarheit bringen. Die erste Feststellung: Die Gefahrenstelle im Bereich des künstlich angelegten Bachlaufes wurde innerhalb von wenigen Tagen beseitigt. Kinder hatten die Randsteine herausgehoben und damit einen Staudamm gebaut. Die Steine sind nun fest einbetoniert. „Wenn wir so etwas sehen oder einen Hinweis bekommen, reagieren wir direkt“, so Yilmaz.

Neues Kassensystem

Lange Schlangen an heißen Wochenenden gab es am Großkrotzenburger See schon immer. Ein neues Kassensystem der Firma Timm hat der neue Betreiber bereits besorgt. „Die Bestandskassen waren veraltet.“ Die Investition war notwendig, um neuen steuerlichen Richtlinien gerecht zu werden. Insgesamt stehen drei neue Kassen – eine davon im hinteren Bereich des Bades, direkt neben dem Parkplatz – zur Verfügung. „Zwei- bis dreimal pro Woche ist die hintere Kasse geöffnet. Meistens in der Mittagszeit, wenn besonders viele Gäste gleichzeitig eintreffen.“

Das deckt sich nicht mit den Aussagen der von uns befragten Badegäste, die sich eine häufigere Öffnung der hinteren Kasse wünschen. Mit dem neuen Kassensystem ging die Installation einer Videoüberwachung im Kassenbereich einher. Diese diene auch der Sicherheit und dem Schutz des Personals.

Zigarettenautomat aufgestellt

Die Liste der Investitionen geht weiter: Ein neuer Rasenmäher wurde ebenso angeschafft wie insgesamt fünf neue Kehrmaschinen für die gepflasterten Wege. Neu ist auch der „See-Shop und Verleih“. Wer Sonnencreme, Duschgel, Schwimmflügel oder den Volleyball vergessen hat, wird hier fündig. Das Angebot soll bereits zur kommenden Saison erweitert werden.

Die sanitären Anlagen waren bei unserem Besuch in einem guten Zustand. Ein Spender mit Desinfektionsgel ist ebenso neu wie die elektronische Handtrocknung. Im Bereich der Toiletten findet sich nun auch ein Zigarettenautomat. „Grundsätzlich bin ich gegen das Rauchen, aber viele Gäste haben danach gefragt, deshalb habe ich einen Automaten besorgt“, erklärt Yilmaz.

Gänsekot wird aufgesammelt

Für die aus der Maßnahme resultierenden Zigarettenstummel stehen auf dem Gelände mehrere mobile Aschenbecher in Form von mit Sand gefüllten Blumentöpfen bereit. Auch das ist neu. „Leider wurden einige davon schon entwendet.“ Schuld an teil- und phasenweise schmutzigen Liegewiesen seien daher häufig die Badegäste selbst, nicht unbedingt der Betreiber.

Täglich ab 6 Uhr kümmern sich sechs Mitarbeiter um die Pflege und Reinigung des Geländes. Dazu zählt auch das händische, mühsame Aufsammeln des Gänsekots, „so weit es möglich ist“. „Gäbe es eine entsprechende Maschine, die das gründlicher macht, hätten wir sie längst besorgt“, so Yilmaz. Schon jetzt scheint sich die Situation mit dem Kot verbessert zu haben.

Nun werden die Sonnenstunden wieder weniger, die Badesaison neigt sich dem Ende zu. Angepeilt werde ein Saisonschluss am 30. September. „Aber wir orientieren uns dabei natürlich auch am Wetter.“

Manche Stammgäste – darunter das Mitglied des neu gegründeten See-Beirats Aloys Lenz – beklagten die Schließung des Bades am vergangenen Sonntag. Bereits im Laufe der Vorwoche war auf der Homepage der Gemeinde zu lesen, dass das Bad aufgrund des voraussichtlich schlechten Wetters am Wochenende geschlossen sei. Der Sonntag gestaltete sich wettertechnisch dann überraschend freundlich, was gerade Inhaber einer Jahreskarte, die von der Schließung nichts mitbekommen hatten und vor verschlossenen Toren standen, auf die Palme brachte.

"Übergangs- und Lehrjahr"

Dieser Ärger ist nachvollziehbar, aber längst nicht neu. Bereits im letzten Jahr, als die Gemeinde nochverantwortlich zeichnete, war das Strandbad hin und wieder geschlossen, was zu großen Diskussionen führte. Dass sich diese Situation mit einem privaten Betreiber, der noch mehr auf die Wirtschaftlichkeit des Betriebes achten muss, ändern würde, war nicht zu erwarten.

Die BSD sprach von Anfang an von einem „Übergangs- und Lehrjahr“. Mittlerweile gebe es „viele Ideen und Anregungen, das Badeerlebnis weiter zu verbessern“, verspricht Yilmaz. Verglichen mit anderen Bädern, wie dem Heinrich-Fischer-Bad oder den Kahler Seen, müsse sich das Strandbad Spessartblick nicht verstecken. Auch anderorts sei die Kritik in diesem heißen Sommer nicht abgerissen.

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