Lehrer Joachim Schieb: Der Rechtschreib-Profi von der Kreuzburg

Region. Wenn Joachim Schieb ein Diktat schreibt, dann beinahe fehlerfrei. Dabei übt er nicht einmal gezielt. Auch nicht für den Diktatwettbewerb „MKK schreibt“, der im Mai ansteht. Trotzdem hat er ein paar Tipps und Übungen für alle, die ihre Rechtschreibung verbessern wollen.
Von David Kirchgeßner
Auf die Frage, wie er sich auf das Diktat am 16. Mai in der Mensa der Hohen Landesschule (Hola) in Hanau vorbereitet, antwortet Joachim Schieb: „Wenn ich ehrlich sein darf – gar nicht.“
Mit dieser Strategie ist der Deutsch- und Lateinlehrer vom Franziskanergymnasium Kreuzburg aus Großkrotzenburg bisher auch sehr erfolgreich gewesen. Denn nicht nur beim regionalen Wettbewerb in Hanau, sondern auch beim bundesweiten Finale in Frankfurt hat der 62-Jährige es bereits in die Spitzenränge geschafft.
In Hanau landeten er und Eva Kauke von der Karl-Rehbein-Schule mit vier Fehlern hinter Eva Molitor, Lehrerin an der Hohen Landesschule (ein Fehler). Beim Finale in Frankfurt war er 2017 sogar einer der drei Gesamtsieger, 2018 belegte er den zweiten Platz in der Lehrer-Kategorie.
Dabei war er als Schüler laut eigener Aussage kein Überflieger und schon gar kein ausgesprochener Fan von Diktaten. Eine Fünf oder Sechs sei bei den Diktatzensuren zwar nie dabei gewesen, „aber zwischen Eins und Vier habe ich alles gebracht“, sagt er und schmunzelt bei der Erinnerung an seine Schulzeit. „In Deutsch war ich nie ganz schlecht“, gibt er zu.
Lehrerleben als Vorbereitung
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„Alt werden hilft“
Auch wenn Schieb aktuell nicht gezielt für den Wortsport übt – ganz ohne jegliche Form des Trainings ist er nicht. „Ich nehme mein normales Lehrerleben als Vorbereitung“, sagt er. Denn das besteht aus viel Korrekturarbeit. Jede Menge Aufsätze und Diktate der Schüler an „der Kreuzburg“ – wie die Schule oft genannt wird – wollen korrigiert werden.
Hat er selbst Zweifel bei Schreibweise oder Grammatik, schlägt er im Duden nach und versucht sich die Regeln herzuleiten. „Das schult ungemein.“
Eine weitere Säule seiner sicheren Rechtschreibkenntnisse sei die Erfahrung: „Alt werden hilft“, sagt Schieb und lacht. Seit 30 Jahren unterrichtet er schon am Franziskanergymnasium – fast sein ganzes Lehrerleben. Auch ein ehemaliger Kreuzburgschüler und heutiger Redakteur dieser Zeitung erinnert sich noch an den liebenswerten Lehrer.
Die heutigen Schüler haben nach Schiebs Ansicht andere Voraussetzungen als frühere Generationen – nicht unbedingt zum Besseren. „Sie wachsen schon mit dem Smartphone auf. Das sorgt einerseits für eine Flottigkeit in der Wahrnehmung, aber auch für Unkonzentriertheit.“ Für Schieb ein struktureller Nachteil. Hilfsmittel wie die Autovervollständigung sorgen seiner Erfahrung nach bei den Schülern für mehr Flüchtigkeitsfehler. Ein auffallendes Beispiel seien fehlende Wortendungen.
Diktate und Schreibübungen helfen
Was man dagegen tun kann? „Diktate und Schreibübungen helfen. Und man kann sich zwingen, langsam zu werden.“ Eine einfache, aber wirkungsvolle Übung, die der Pädagoge vorschlägt: „Etwas aus der Zeitung abschreiben, zum Beispiel aus dem Hanauer Anzeiger, und dann kontrollieren.“ Klingt banal, kann aber seiner Meinung nach helfen. Denn das Schreiben mit der Hand, statt zu wischen oder zu tippen, sei wichtig.
Neben der „Langsamkeit“ braucht es laut Schieb nämlich noch eine weitere Komponente zum guten Schreiben: Sinneserfahrungen. „Die Hirnforschung zeigt, dass Schüler besser in 3D-Formen lernen. Je mehr Sinne gleichzeitig angesprochen werden, desto besser.“ Beim Schreiben mit der Hand sind das einerseits Bewegung und Sehen, aber auch der Geruch des Papiers und das Kratzen des Stiftes seien sinnesanregende Eindrücke.
Das Team für "MKK schreibt" steht
Grundsätzlich sieht Schieb viel Einflussmöglichkeit bei den Eltern, die den verantwortungsvollen Umgang mit dem Smartphone und eine Schreibkultur vorleben können. Dass Rechtschreibung auch für das spätere Leben und den Beruf wichtig ist, macht der 62-Jährige an einem Beispiel deutlich: „Wer gut Diktate schreiben gelernt hat, kann später zum Beispiel als Vorstandssprecher einen guten Bericht schreiben.“
Sein Team aus Schülern, Eltern und Kollegen für „MKK schreibt“ hat er schon beisammen. Auch wenn der Termin immer näher rückt: „Ich gehe da relativ entspannt ran.“ Denn letztendlich „ist ja alles nur ein Spiel.“ Einen besonderen Themenwunsch für den Diktattext hat er nicht. „Ich bin da völlig offen und lasse mich überraschen.“ Doch einen thematischen Bezug zu den Märchen oder dem Leben der Brüder Grimm fände er beispielsweise gut. Lassen wir uns überraschen!
Weitere Informationen zum Diktatwettbewerb sowie viele Übungen und Testdiktate gibt es auf unserer Website zur Veranstaltung. ›› mkk-schreibt.de
Diese Jury prüft die besten Diktate bei "MKK schreibt 2019"