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Mysteriöse Farbattacken: Unbekannter terrorisiert Anwohner in Bruchköbel

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Von: Holger Weber-Stoppacher

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Eine glänzende, ölige Farbe: „Sie ist nur schwer zu entfernen“, weiß Harald Lindloff, dessen Haus schon zweimal mit Farbe beschmutzt wurde, aus Erfahrung. © Reinhard Paul

Ein unbekannter Täter terrorisiert seit vielen Jahren Anwohner einer Straße in Bruchköbel (Main-Kinzig-Kreis) mit Farbattacken. Anwohner und Polizei stehen vor einem Rätsel.

Der Täter kommt immer im Schutz der Dunkelheit, gesehen hat ihn noch niemand. Seit nunmehr zehn Jahren werden die Anwohner des Eichenwegs in Bruchköbels Innenstadt mit Farbattacken auf ihre Häuser terrorisiert.

Der letzte Vorfall ereignete sich erst vor wenigen Wochen. Harald Lindloff war gerade mit seinem Wohnmobil aus dem Urlaub heimgekehrt, als er den großen blauen Fleck entdeckte, der sich sternförmig auf der Fassade ausbreitete.

Seit Jahren Farbanschläge auf mindestens zehn Gebäude

„Nicht schon wieder“, ging es ihm durch den Kopf. Nach 2011, 2017 und 2018 war es bereits der vierte Farbanschlag auf sein Haus. Hinzu kommen Attacken auf mindestens zehn weitere Gebäude in der Nachbarschaft.

Viele Anwohner sind gleich mehrfach betroffen gewesen. Auch bei Reinhard Tamberg nutzte der Täter eine urlaubsbedingte Abwesenheit. Bei ihm landete das Geschoss auf der Haustür, die er erst kurz zuvor hatte neu einbauen lassen. Glück im Unglück: Die Farbe hatte den gleichen Ton wie die Tür, sodass die Spuren nur noch auf den Dichtungen sichtbar ist.

Farbattacken in Bruchköbel: Anwohner stehen vor einem Rätsel

Dass die Hausbesitzer zum Tatzeitpunkt zumeist im Urlaub weilten, lässt darauf schließen, dass der Täter seine Opfer gut kennt. Niemand der Eichenweg-Bewohner kann sich einen Reim darauf machen, wer hinter den mysteriösen Attacken steckt.

Vieles spricht gegen die These eines Dummejungenstreichs, vor allem die Zeitspanne von zehn Jahren. Es gab Jahre ohne Attacken und manchmal gleich mehrere in einer Nacht.

Anwohner rätseln über Motiv der Farbattacken

Auch gibt es kein erkennbares Motiv, etwa ein Streit oder andere zurückliegende Probleme in der Nachbarschaft. Der Eichenweg ist wie Hunderte anderer Straßen in Bruchköbel.

Harald Lindloff, einst Fraktionsvorsitzender der SPD in Bruchköbel, vermutet zunächst, dass der Täter vielleicht politische Beweggründe haben könnte. „Aber das erklärte nicht die Angriffe auf die Nachbarn“, so der Rentner.

Anwohner haben nach Farbattacken Anzeige erstattet

Im Laufe der Jahre erstatteten die Anwohner bei der Polizei eine Vielzahl von Anzeigen gegen unbekannt. Doch herausgekommen ist dabei nichts. „Oftmals haben sich die Beamten gar nicht nicht mehr gemeldet“, so Reinhard Tamberg.

Bruchköbels Bürgermeisterin Sylvia Braun, selbst ehemalige Polizei-Hauptkommissarin, hat sich jüngst die Schäden vor Ort angesehen. Eine schnelle Lösung kann sie jedoch auch nicht versprechen.

Perfide: Täter benutzt schwer zu entfernende Ölfarbe

 „Wir stehen wegen des Falls in Kontakt mit der Landespolizei. Auch schicken wir unsere Ortspolizei vermehrt auf Streife im Eichenweg. Aber mehr können wir als Kommune nicht tun“, sagt sie.

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Im Bruchköbeler Eichenweg geschieht Sonderbares: Fast alle Bewohner der Straße sind in den vergangenen zehn Jahren Opfer des unbekannten „Attentäters“ geworden. © Reinhard Paul

Sie hofft darauf, dass es Hinweise geben könnte aus dem nähren Umfeld des Wohnviertels. Hinweise könnte die Farbe geben, eine nur schwer zu entfernende glänzende Ölfarbe, meist schwarz oder braun, bei Lindloff blau.

Farbattacken in Bruchköbel: Täter nutzt spezielle Wurfgeschosse

Eierschalen an den Tatorten lassen vermuten, dass der Täter die Farbe in ausgeblasene Schalen gefüllt hat. Auch gefüllte Tischtennisbälle hat er schon als Wurfgeschosse verwendet.

Weder die Bälle noch die Eier hört man deutlich, wenn sie auf die Wand prallen. Auch das ist ein Grund, warum bisher niemand etwas bemerkt hat.

Farbattacken: Hat Videokamera die Täter aufgezeichnet?

Einmal hat die Videokamera von Hans Lindloff zwei Gestalten aufgezeichnet, die sich auffällig lange im Stichweg neben seinem Haus aufgehalten haben. Ob es die Täter waren? „Das weiß man natürlich nicht“, sagt er.

Viele der betroffenen Nachbarn haben mittlerweile Angst, die Farbkleckse entfernen zu lassen und verzichten auf den teuren Neuanstrich. „Denn mit Überstreichen ist es ja nicht getan, oftmals muss die ganze Fassade neu gemacht werden“, sagt Lindloff.

Farbattacken kosten Anwohner viel Geld

Für die Beseitigung der Schäden hat er in der Vergangenheit bereits viel Geld ausgegeben. Genau wie Helga Gründer, die nach dem letzten von zwei Angriffen vor zwei Jahren in ihre häusliche Sicherheitstechnik investierte.

Das Problem ist jedoch, dass die Videokameras, die sie sich zulegte, aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht auf die Straße gerichtet werden darf. Hinweise nehmen das Bruchköbeler Ordnungsamt oder die Polizei entgegen.

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